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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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ich nachts, wenn sie schlief, diesen Laptop an und schaute mir die Welt darin an, die so viel schneller und bunter und chaotischer war als die Welt, die ich kannte. Oder ich nahm mir ihren Emm-Pe-drei-Player und versuchte mich an die Musik zu gewöhnen, die aus den Ohrstöpseln schallte und in nichts dem glich, was ich zuvor an Musik gekannt hatte. Ab und zu blätterte ich auch in ihren Büchern herum, aber ich schaffte es selten, lange darin zu lesen, mir waren die kurzen Texte im Laptop lieber.
    Manchmal sprachen wir morgens, wenn der Wecker geklingelt hatte und sie sich noch ein bisschen an mich kuschelte, über das, was ich nachts gesehen, gelesen und gehört hatte. Sie war sehr geduldig mit mir, und dennoch kam ich mir furchtbar dumm und langsam vor, weil ich so vieles immer noch nicht verstand. Manchmal war es mir, als würde es im nächsten Moment meinen Kopf wegsprengen, weil so viel Neues darin war, auch ständig Neues hereinflutete und weil ich so viel nachdenken musste. Aber ich wollte das alles wissen, immer noch mehr wissen, ich wollte sie verstehen und die Welt, in der sie lebte. Wenn ich schon so wenig von meiner erzählen konnte, weil mir so viele Erinnerungen daran fehlten.
    Es bedrückte sie, dass sie nicht mehr über mich wusste und auch dieser Matt nicht mehr hatte herausfinden können. Dass sie das unbedingt hatte versuchen wollen, rührte mich mehr an, als ich ihr sagen konnte, und ich tat mein Bestes, es ihr auf irgendeine Weise zu vergelten.
    Mein Mund wanderte über ihre Wange, und sie gab einen leisen Laut von sich, der wie das Schnurren einer Katze klang. Langsam ließ ich meine Hand unter ihr Oberteil wandern, strich mit dem Finger ihren Bauch entlang und genoss den sachten Schauder auf ihrer Haut. Ich hielt kurz inne, dann glitten meine Finger weiter, über ihren Rippenbogen hinauf.
    »Nathaniel?«
    Schuldbewusst zog ich meine Hand zurück und legte sie wieder auf ihre Taille. »M-hm?«
    Ihre Augen öffneten sich; wie sie mich ansah, wie ihre Stimme geklungen hatte und wie unruhig ihre Finger durch meine Schulter strichen, verriet mir, dass etwas sie beschäftigte. »Hast du … hast du jemals von einem Lebenden Besitz ergriffen?«
    Zum ersten Mal war ich versucht, sie anzulügen. Diese Erinnerung hätte ich selbst gern vergessen. Dieser unwiderstehliche Sog, der von einem Lebenden ausgehen konnte. Dieses berauschende Gefühl, wieder in einem Körper zu stecken, alles wieder lebhaft zu fühlen, zu riechen, zu schmecken. Diese ungeheure Macht, über den Körper zu herrschen, und diese überwältigende Genugtuung, die Krallen in eine Seele zu schlagen und damit zu spielen wie eine Katze mit einer Maus. Diese Lust am Bösen, nach der man süchtig werden konnte. Nach der ich eine Zeit lang süchtig gewesen war.
    Ich wich ihrem Blick aus. »Ja.«
    »Ich hab dir doch von Abby erzählt …« Ich fühlte, wie sie mit sich rang. »Angenommen … angenommen, du würdest bei mir …«
    Der Gedanke daran allein genügte, mir den Mund wässrig zu machen; hastig zog ich die Hand unter ihrem Oberteil hervor und rückte von ihr ab. »Daran darfst du nicht einmal denken!«, fuhr ich sie an, heftiger als ich es wollte. Vielleicht weil ich selbst schon daran gedacht hatte, mir ihren Leib, ihre Seele zu nehmen oder die eines anderen. Einfach nur, um ihr näher zu sein, als ich es sonst konnte.
    »Aber vielleicht wäre es bei uns ganz anders«, blieb sie beharrlich.
    Der Sog riss an mir, und ich krümmte mich zusammen in dem Versuch, ihm zu widerstehen. Ich wollte es so sehr. Aber ich konnte nicht – ich durfte nicht. Und für einen Augenblick jagte ein ungeheurer Zorn durch mich hindurch, weil sie mich in diese Versuchung brachte. Ich hörte, wie hinter mir die Deckel der Bücher auf ihrem Schreibtisch aufklappten und sich die Seiten aufblätterten; ein Stück Papier flatterte zu Boden.
    »Es tut mir leid«, hörte ich sie flüstern; dann strichen ihre Finger durch mich hindurch, drückte sie sanfte Küsse auf die Konturen meines Gesichts. »Sei nicht böse auf mich.«
    Mein Zorn sank in sich zusammen. »Ich bin nicht böse auf dich.« Ich legte meine Stirn gegen ihre. »Ich bin nur manchmal wütend, weil ich nicht mehr für dich sein kann als das, was ich bin. Aber von dir Besitz zu ergreifen – das ist ein Wagnis, das ich nicht eingehen kann und auch nicht will. Mir ist das zu gefährlich für dich. Verstehst du das?«
    Sie nickte, aber etwas in ihr blieb unruhig. »Wie ist das eigentlich – hast du

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