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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Vertrautheit, gegenseitiger Anziehung und Befangenheit herum, während Nathaniel sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hatte. Ich verstand ihn sogar; für ihn war es sicher nicht leicht, Holly und Matt beim Turteln und Knutschen zuzuschauen und genau zu wissen, dass wir beide nur den Hauch einer Chance hatten, so etwas auch einmal zu erleben. Noch viel schwerer musste es ihm fallen, Shane und mich zusammen zu sehen, ohne in jedem Blick, jedem Wort und jeder Geste einen Hinweis darauf zu wittern, dass ich mich letztlich doch noch für Shane entscheiden würde. Und obwohl Nathaniel nach wie vor die Nächte bei mir verbrachte, wollte er nicht mehr, dass ich zu ihm in die Franklin Street kam. Nicht vor Halloween. Als machte er sich dafür bereit, sich an ein Dasein ohne mich zu gewöhnen, und jedes Mal wenn ich daran dachte, würgte es mich im Hals. Es knirschte im Gebälk, zwischen uns allen, und das, was uns zu Beginn des Sommers zusammengehalten hatte, schien mit dem Beginn des Herbsts wegzubröckeln wie morscher Zement.
    »Du, Shane«, fing ich dann leise an, den Blick auf das Handschuhfach vor mir geheftet. »Da ist was, das ich dir sagen wollte. Vielleicht … vielleicht gibt es einen Weg für Nathaniel und mich, zusammen zu sein. Richtig zusammen zu sein, meine ich. Für eine Nacht. Das …« Ich atmete tief durch. »Das wollte ich dir nur sagen. Nicht dass du denkst, ich wollte mir dich nur warmhalten, für den Fall, dass es doch nicht klappt mit Nathaniel und mir.« Wirklich logisch klang das in meinen Ohren nicht, was ich da gerade von mir gegeben hatte, aber mir war es wichtig gewesen, es Shane zu sagen. Beides.
    »Das denke ich bestimmt nicht«, erwiderte er ebenso leise. »Ich hab viel nachgedacht, seit wir uns an dem Nachmittag auf meinem Zimmer geküsst haben.« Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er sich mir zuwandte und mich ansah. »Ich mag dich wirklich sehr gern, Amber. Und wenn ich mir vorstellen kann, noch mal mit jemandem zusammen zu sein – dann mit dir. Aber ich merke trotzdem, wie viel Raum Lauren immer noch in meinem Herzen einnimmt.« Unwillkürlich zuckte es um meine Mundwinkel, als mir auffiel, dass Shane wohl der einzige Junge war, den ich kannte, der solche Worte verwendete und bei dem sie auch überhaupt nicht schmalzig klangen, sondern ganz natürlich rüberkamen. »Das wollte ich dir nämlich auch sagen. Damit du dich nicht als Notnagel fühlst oder dir wie zweite Wahl vorkommst.«
    Ich lächelte vor mich hin. »Bestimmt nicht.« Das schabende Geräusch von Stoff auf Stoff ließ mich den Kopf wenden. Shane hatte sich zu mir rübergereckt, legte dann den Arm um mich und küsste mich auf den Mund, behutsam und sanft.
    »Wir müssen nichts überstürzen, Amber«, raunte er mir dann zu, und ein helles Lächeln schien auf seinem Gesicht auf. »Wir haben doch alle Zeit der Welt.«

63
    Noch einmal fuhr ich mit der Bürste über meine Haare und betrachtete mich im Badezimmerspiegel. Bisher war ich immer sparsam mit der Kreditkarte umgegangen, aber jetzt hatte ich sie doch einmal großzügig genutzt; Ted würde nicht begeistert sein, wenn er die Abrechnung bekam.
    Zweierlei Lidschatten in ganz hellem Blau und Braun, Eyeliner und Wimperntusche ließen meine Augen riesig wirken und meine Haare glänzten dank der sündhaft teuren Spülung mit dem Gloss auf meinen Lippen um die Wette. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um im Spiegel möglichst viel von der türkisfarbenen Tunika mit der Silberstickerei erkennen zu können und dabei noch einmal sicherzugehen, dass der hellblaue Spitzen- BH darunter auch wirklich nicht zu sehr durchschien. Dann sah ich an meinen neuen Jeans herunter bis zu den Kappen der türkisfarbenen Mary-Janes. So lange hatte ich auf diesen Abend, diese Nacht gewartet, die letzten eineinhalb Monate darauf hingefiebert, da musste einfach alles perfekt sein.
    »Musst du nicht langsam los?«, hörte ich Ted aus dem Arbeitszimmer rufen.
    »Doch! Bin auch schon fertig!«, rief ich durch die offen stehende Badezimmertür zurück. Fix und fertig, ging es mir durch den Kopf, und ich atmete ein paarmal tief durch, um meinen nervös flatternden Magen zu beruhigen. Es nützte nichts, mir war und blieb schlecht vor Aufregung.
    Ich legte die Bürste an ihren Platz, stöckelte aus dem Badezimmer, schnappte mir meinen Rucksack und meinen schicken neuen Kurzmantel in Dunkelblau vom Sideboard neben der Wohnungstür und tippelte zum Arbeitszimmer hinüber. »Ich geh dann mal. Bis

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