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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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hast – nur zu!«
    »Danke.« Ich presste den Bücherstapel an mich. »Gibt’s – gibt’s was Neues aus Deutschland? Von Oma und Opa?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ich hab alle angeforderten Unterlagen hingeschickt. Jetzt heißt es abwarten.«
    Ich nickte. Mein Kopf senkte sich immer tiefer über die Bücher in meinen Armen, je länger ich Teds Blick auf mir spürte.
    »Es ist schön, dass du da bist«, sagte er dann leise.
    Aus meiner Magengegend blubberte etwas herauf, blieb aber irgendwo auf halber Höhe hängen. »Danke noch mal«, war das Einzige, was ich mit einem verwackelten Lächeln herausbrachte. »Nacht.«
    Ich hab dich so sehr vermisst. Ich schaute in Nathaniels grüne Augen und mein Herz wurde weit. Unsere Finger fanden und verschränkten sich; fest und warm fühlten sich seine an, wie aus Fleisch und Blut, und ich lächelte.
    Ich hörte das Wasser erst, als es schon gegen die Scheiben krachte und sie zersplitterte. Tosend fluteten die Sturzbäche in den Raum, schäumten hoch auf und schlugen über die Wände. Nathaniel packte mich mit der anderen Hand und wollte mich an sich ziehen, doch da begann er sich bereits aufzulösen. Zu einem kühlen Nebel zerfaserte er, den ich nicht mehr greifen, der mich nicht mehr halten konnte, und meine Finger glitten durch ihn hindurch. Ein gischtsprühender, fauchender Strudel packte mich und zerrte mich mit sich in die Tiefe. Und das Letzte, was ich sah, waren Nathaniels Augen und meine Spiegelung darin, wie ich mit angstvoll verzerrtem Gesicht davongerissen wurde.
    Dann schrie ich, schrie aus Leibeskräften, bis Ted mich wachrüttelte.

36
    »Kennst du Holly schon lange?« Lustlos stocherte ich in meinen Penne Bolognese herum, die furchtbar fad schmeckten und aus deren Soße mich große Fettaugen anplinkerten. Ted kochte einfach zu gut; was er abends so auftischte, hatte mich ebenso für das Essen in der Cafeteria der Schule verdorben wie die himmlischen Burger in Lori’s Diner.
    Matt stellte seinen leeren Pastateller unter den kleineren Teller, auf dem nur noch eine Pfütze Dressing und einige Fransen von gehobelten Möhren ahnen ließen, dass dort vor ein paar Minuten noch ein Salathaufen existiert hatte. Und auch das Schälchen, das vorhin noch mit Apfel- und Orangenschnitzen gefüllt gewesen war, stand blank daneben.
    »Lass mich überlegen«, murmelte er. »So an die zwei Jahre sind’s jetzt wohl. Ich bin beim Googeln auf ihre Website gestoßen, und weil ich nicht allzu weit von der Sutter Street weg wohne, bin ich mal bei ihr vorbeigegangen. Hab mich im Laden umgesehen und ein paar blöde Fragen gestellt, dann ein paar nicht ganz so blöde, und so haben wir uns nach und nach angefreundet.« Genüsslich widmete er sich der Quesadilla, dem zweiten Hauptgericht auf dem Speiseplan; in der Ecke seines Tabletts stapelte sich neben dem Trinkbecher ein Türmchen aus fünf handtellergroßen Schokoladencookies.
    Seit wir vorgestern das erste Mal zusammen zum Essen gegangen waren, rätselte ich darüber, wo bei Matt die Mengen landeten, die er jeden Tag von seinem übervollen Tablett in sich hineinschaufelte. Wenn man genauer hinsah, wirkte er unter seinen Klamotten in XXL nämlich eher klapperdürr. Mittlerweile hatte ich ihm über vegetarischem Chili (Montag) und Hot Dog mit Baked Beans (Dienstag und sicher nie wieder) ein bisschen was von mir erzählt, und von ihm wusste ich, dass er Advanced-Placement-Kurse in Mathe und Computerwissenschaften besuchte und überhaupt ein ziemlicher IT - und Technik-Crack war.
    »Schieß los«, forderte er mich grinsend auf, während er an dem gummiartigen gefüllten Fladen herumsäbelte. »Ich seh doch, dass dir was auf der Zunge liegt!«
    Ich nahm mir einige Augenblicke Zeit und schaute mich in der Cafeteria um. Jetzt, um halb zwölf Uhr, herrschte hier Hochbetrieb; fast alle Plätze waren besetzt, um die Tische herum wuselte es, und von den Wänden hallten Besteckgeklingel und Tellergeklapper, Stimmen und Gelächter wider. Mein Blick fiel auf einen groß gewachsenen schwarzen Jungen, der mit geschmeidigen Schritten durch die Cafeteria ging. Unter seinem gelben T-Shirt zeichneten sich stramme Brustmuskeln und ein Sixpack ab und seine durchtrainierten Oberarme drohten jeden Moment die Ärmel zu sprengen. Neben ihm tippelte ein für die Verhältnisse an der Jefferson High extrem aufgebrezeltes asiatisches Mädchen einher, das ihm selbst mit den hohen Absätzen noch nicht einmal bis zur Schulter reichte. Unablässig strich sie sich

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