In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
Ergebnisse, 0,14 Sekunden ) und Geistersehen ( Ungefähr 144.000.000 Ergebnisse, 0,28 Sekunden ) durchforstet. Unendlich viele Websites und Foren existierten darüber im Netz, und ich hatte herausgefunden, dass es nicht nur bändeweise Literatur über Spukhäuser und Geistererscheinungen in den USA gab, sondern auch geführte Geistertouren in allen möglichen Städten – auch durch die Straßen von San Francisco. Das Haus in der Franklin Street war allerdings nicht bei den Geistertouren durch die Stadt dabei und auch sonst spuckte mir Google nichts darüber aus. Reality- TV -Sendungen wie Ghost Hunters hatte ich gefunden, in denen Geisterjäger paranormalen Aktivitäten auf den Grund gingen und diverse Magazine wie The Anomalist , Fortean Times oder Fate. Und natürlich eine Fülle an Filmen zum Thema. Allen voran The Sixth Sense und Ghost, klar . The Others. Echoes. The Ring. Ein paar davon hatte ich sogar gesehen und mich mal mehr, mal weniger dabei gegruselt. Und im Fernsehen liefen Serien mit großer Fangemeinde wie Supernatural oder Ghost Whisperer.
Warum hatte ich trotzdem das starke Gefühl, dass das alles rein gar nichts mit mir zu tun hatte? Warum kam ich mir trotzdem so vor, als würde etwas mit mir nicht stimmen?
Ich hatte lange über Matt nachgedacht. Über die ruppige, reichlich makabre Art, mit der er über die schwere Krankheit redete, die ihn als kleinen Jungen beinahe das Leben gekostet hatte; umso fester schien er mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen zu stehen. Holly und Matt hatten heute Nachmittag so normal geklungen, als hätten sie über ein physikalisches Phänomen gesprochen oder über die strittige Deutungsweise eines Shakespeare-Sonetts – und nicht über Geister. Als ob das für sie ganz selbstverständliche Realität wäre. Aber vielleicht hatten die beiden trotzdem einen Sprung in der Schüssel, und zwar ganz genau den gleichen wie ich.
Ich seufzte auf und rief zum wiederholten Mal den Wikipedia-Artikel Geist auf.
Beschreibungen von Geistererscheinungen variieren stark von einer unsichtbaren Präsenz über durchscheinende oder kaum sichtbare Formen bis hin zu realistischen, lebensechten Visionen.
Was erklären würde, warum ich bis zum buchstäblich letzten Augenblick nicht einmal geahnt hatte, wer oder was Nathaniel gewesen war. Ich erinnerte mich daran, wie sich seine breiten Schultern unter dem Hemd abgezeichnet hatten und Licht und Schatten die Konturen seines Körpers herausmodelliert hatten. Wie sich seine helle Haut über die kräftigen Knochen spannte und wie sich seine Locken verwuschelten und dann wieder zurückfielen, wenn er mit seinen Händen hindurchfuhr. Ich erinnerte mich daran, wie er mich mit seinen grünen Augen angesehen hatte, wie sich seine Brauen bewegten und wie er mich anlächelte. Sogar an seinen Geruch, moosig, holzig und ein bisschen rauchig, erinnerte ich mich und daran, wie das einfallende Licht aus den Fenstern seinen Schatten auf den Boden oder die Wände malte. Ich legte die verschränkten Unterarme auf den Schreibtisch und drückte das Gesicht dagegen. Ich sehnte mich so sehr danach, ihn zu sehen. Danach, dass er mich bei der Hand nahm und in seine Arme zog; danach, ihn zu spüren, ihn vielleicht sogar zu küssen. Konnte ich mir das wirklich alles eingebildet haben? War ich so einsam, so verzweifelt gewesen, dass mir mein krankes Hirn einen tollen Jungen vorgegaukelt hatte, der mich auch gut fand?
Sofort kehrte auch die Erinnerung daran zurück, wie er sich auf meiner Haut angefühlt hatte. Dieser schattenhafte Zustand zwischen einem festen Körper und dem Nichts, wie taugetränkte Spinnweben, und ein Schaudern durchfuhr mich.
Wie kann etwas, das dir offenbar solche Angst einjagt, nicht real sein? , fiel mir die Frage von Dr. Katz gestern wieder ein. Ich stützte die Ellenbogen auf und vergrub die Finger in meinen Haaren. Irgendwie drehten sich meine Gedanken andauernd im Kreis. Meine Augen wanderten zurück zum Bildschirm und blieben auf der Artikelübersicht hängen.
2 Typologie – 2.1 Anthropologischer Kontext.
Ich nagte auf meiner Unterlippe herum, dann schob ich den Stuhl zurück und tapste auf Socken hinüber ins Arbeitszimmer.
»Hey.«
Teds Kopf ruckte vom Computerbildschirm hoch. »Hey.« Er lächelte müde, dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Du bist noch nicht im Bett?« Ich drückte mich beschämt gegen den Türrahmen und der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde weich. »Heute Nacht schläfst du bestimmt
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