In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
verhindern, dass die Tiere ohne misstrauische Fragen auf dem freien Markt verkauft werden.« Hugh lachte freudlos auf.
»Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten. Aber Sie sind vermutlich nicht hergekommen, um mit mir über Viehdiebe zu reden, Superintendent.«
»Nein, das bin ich nicht«, gestand Markby. Irgendwo hinter den Heuballen gab es ein leises Plumpsen, und etwas huschte raschelnd davon. Hugh bemerkte, dass sein Besucher abgelenkt war.
»Nur eine Ratte«, sagte er.
»Haben Sie viele Ratten?«
»Nicht so viele wie zu Zeiten meines Vaters, als wir einen gemischten Farmbetrieb hatten. Dad hat die Terrier hier in die Scheune getan, um sie von Zeit zu Zeit von Ratten zu befreien. Heute haben wir nur noch einen alten Spaniel, der meiner Tochter gehört. Er könnte eine Ratte nur dadurch erledigen, dass er sich auf sie setzt.« Markby war froh, dass die Rede so schnell auf Franklins Tochter gekommen war, und nahm den Faden auf.
»Eine meiner Beamtinnen war kürzlich bei Ihnen und hat sich mit Ihrer Tochter unterhalten.« Hugh blickte ihn misstrauisch an.
»Und möchte sich noch einmal mit ihr unterhalten, das wollen Sie mir doch sagen, oder nicht?«
»Ja, offen gestanden. Aber wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«
»Weil mir scheint«, antwortete Hugh Franklin,»dass die Polizei nie zufrieden ist, wenn sie nur einmal mit jemandem redet. Sie bohren und bohren. Vermutlich tun Sie nur Ihre Arbeit, und es ist Ihnen egal, wenn Sie dabei anderen Leuten bei deren Arbeit in den Weg geraten.«
»Bitte entschuldigen Sie die Umstände«, sagte Markby und fügte mit einer Spur Neugier hinzu:
»Aber wir untersuchen schließlich den Tod Ihrer Frau.«
»Das weiß ich selbst. Sind Sie denn inzwischen weitergekommen bei Ihrer Suche nach dem Täter?«
»Wir machen so lange weiter, bis wir ihn finden«, sagte Markby.
»Und je mehr Hilfe wir dabei erhalten, desto schneller wird dies der Fall sein.« Franklin stieß ein Schnauben aus, das alles Mögliche bedeuten konnte, und senkte den Kopf, um den Boden zwischen seinen Gummistiefeln zu studieren.
»Ob Sie ihn nun finden oder nicht, es wird nie wieder sein wie früher, nicht wahr?«, sagte er unerwartet.
»Nein, vermutlich nicht. Es ist niemals leicht, mit einem Mord fertig zu werden.« Franklin seufzte.
»Ich habe viel über Sonia nachgedacht. Über all die dummen Streitereien, die wir hatten, über die Fehler, die wir gemacht haben, und ob wir etwas hätten anders machen können.«
»Und zu welcher Schlussfolgerung sind Sie gelangt?«, fragte Markby.
»Falls Sie zu einer Schlussfolgerung gelangt sind, heißt das.« Hugh Franklin lehnte sich gegen den Heuballen in seinem Rücken.
»Diese Freundin von Ihnen, sie hat mich gefragt, was Sonia sich von der Ehe mit mir erhofft hat.«
»Hat sie das?«, rief Markby aus. Er dachte daran, dass er Meredith mehr oder weniger eine Carte blanche gegeben hatte, bei Dixon Dubois herumzuschnüffeln, und spürte, wie sich sein Gewissen regte.
»Was haben Sie ihr erzählt?«
»Ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht weiß. Wirklich nicht. Doch ich muss immerzu denken, dass ich Sonia hätte fragen sollen, was sie von mir erwartet, bevor wir geheiratet haben. Vielleicht hätte sie ein paar Fragen mehr stellen sollen. Wie dem auch sei, keiner von uns beiden hat richtig darüber nachgedacht. Verstehen Sie, Sonia und ich, wir saßen beide im gleichen Boot, als wir uns kennen gelernt haben. Ich hatte Penny verloren und wusste nicht mehr weiter. Ich ließ mich ziellos treiben. Ich meine, ich habe die Farm geführt und so weiter«, rechtfertigte sich Hugh.
»Eine Farm läuft nicht von alleine! Aber es war, als hätte ich den Weg nicht mehr gesehen, den mein Leben nehmen soll, wenn Sie wissen, was ich meine?« Markby nickte schweigend.
»Sonia war ebenfalls in einer Sackgasse angekommen. Sie war nie verheiratet gewesen, sie hatte ein paar Beziehungen gehabt, die nie von Dauer gewesen waren, aber keine Familie. Sie hatte einen guten Job in London, doch sie war freigesetzt worden und arbeitete nur noch Teilzeit. Sie hatte genug von alledem und wollte eine Veränderung. Wir haben beide geglaubt, wir könnten gemeinsam neu anfangen. Wir haben uns geirrt«, schloss Franklin einfach und fügte dann hinzu:
»Es ist sinnlos, einem von uns beiden die Schuld zu geben. Außerdem ist es nicht leicht, verheiratet zu sein, nicht mal in den besten Zeiten, irgendwie.«
»Nein, ist es nicht«, stimmte Markby ihm zu.
»Oder jedenfalls hatte ich auch
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