In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
Haushälterin! Das habe ich dir so oft gesagt, dass ich es nicht mehr zählen kann! Ich habe dich gefragt, ob du mich heiraten willst, weil …« Vielleicht war es Glück, dass die Tür in diesem Augenblick geöffnet wurde. Bethan erschien im Rahmen. Sie trug eine enge Designerjeans, ein figurbetonendes Jersey-Top mit einem U-Ausschnitt und eine kurzärmelige schwarze Strickjacke. An ihren Ohren baumelten große goldene Ringe und glitzerten durch die dichten Locken aus hellrotem Haar hindurch.
»Meredith?«, rief sie überrascht und verlor für einen Augenblick ihre übliche Sicherheit. Sie blickte Markby fragend an.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass wir unangemeldet vorbeischneien«, sagte Meredith frisch.
»Ich habe Alan mitgebracht, Alan Markby, der die Ermittlungen zum Tod von Sonia Franklin leitet. Sie haben mit mir über ihn gesprochen, und ich dachte, vielleicht würden Sie ihn gerne einmal kennen lernen.« Bethan wirkte verunsichert, doch sie riss sich rasch zusammen.
»Oh, wie schön – erfreut, Sie kennen zu lernen.« Sie streckte Markby die Hand entgegen. Markby schüttelte sie.
»Äh, ich denke, Sie sollten hereinkommen.« Es war nicht die freundlichste aller Einladungen, doch ihre Besucher strahlten Bethan an. Sie wandte sich um und führte sie hinein. Hinter ihrem Rücken formte Meredith lautlos mit den Lippen die Worte:
»So weit, so gut« und zeigte Markby den erhobenen Daumen. Er sah ein wenig unbehaglich aus, ihrer Meinung nach. Das war nicht die Art und Weise, wie er normalerweise seine Arbeit erledigte. Tief im Innern spürte sie selbst ein wenig Unruhe, weil sie die Rolle eines trojanischen Pferdes übernommen hatte. Doch sie hatte Jane versprochen, ihr Bestes zu geben, um Hughs Unschuld zu beweisen. Außerdem zählte Bethan nicht zu ihren Freundinnen – und hier ging es schließlich um Mord. Der Raum, in den sie von Bethan geführt wurden, war der mit dem Fenster nach vorn in den Graben. Zu Merediths Überraschung gab es auf der gegenüberliegenden Seite ein weiteres französisches Fenster, das hinaus auf einen kleinen Patio mit Gartenmöbeln führte. Meredith hatte nicht gewusst, dass das Haus an einem Hang stand. Der Raum war sehr groß und nur spärlich möbliert, nur die grundlegenden Dinge, und alle in einfachen Formen. Es gab vier weiße Ledersessel mit dicken Polstern ohne Arme, die man zu einem Sofa zusammenschieben konnte, sowie einen niedrigen Tisch mit wunderschönen modernen Holzintarsien. Neben den französischen Fenstern war eine Arbeitsecke eingerichtet mit Regalen und Schränken und einem Schreibtisch, auf dem ein Computer stand. Die Arbeitsecke war weit abseits vom wohnlichen Bereich des Zimmers. Auf dem polierten Parkett lag ein einzelner kleiner Teppich, den Meredith als persisch und antik einstufte. Die allgemeine Wirkung war nach Merediths Empfinden zwar elegant, aber zugleich klinisch und wenig einladend. Bethan war sicherlich nicht so knapp bei Kasse, dass sie sich nicht mehr Möbel hätte leisten können, ein paar zusätzliche Kissen und Vorhänge vor den Fenstern zum Patio. Diese Einrichtung war Bethans ganz bewusste Wahl und wahrscheinlich von irgendeinem kostspieligen Innenarchitekten ausgesucht. Das Einzige, was man als Schmuck bezeichnen konnte, war ein modernes Ölgemälde an der Wand. Es hatte bestimmt eine irrsinnige Summe gekostet. Die Steuern anderer Leute zu erledigen schien sich zu rentieren. Meredith empfand das Zimmer als unnatürlich aufgeräumt. Nicht einmal ein Magazin lag auf dem Wohnzimmertisch herum, keine Schuhe, die achtlos in eine Ecke getreten worden waren. Ganz und gar nicht wie bei mir zu Hause, dachte Meredith.
»Welch ein hübsches Wohnzimmer!«, sagte sie laut und doppeldeutig zu Bethan. Bethans Augenbrauen zuckten.
»Als ich und Simon uns getrennt haben, ließ ich ihm sämtliche Möbel, selbst die Sachen, die ich bezahlt hatte, bis auf meine Arbeitsecke hier.« Sie deutete auf den Schreibtisch.
»Ich war nicht großzügig oder so. Das Mobiliar war für das Cottage gekauft worden und passte dorthin. Ich habe neue Sachen für diese Wohnung angeschafft. Der Teppich und das Gemälde sind aus dem Cottage, aber ich hatte beides schon, bevor ich Simon überhaupt kannte.« Sie verschränkte die Arme. Sie hatte Meredith und Markby keinen Platz angeboten und blieb selbst ebenfalls stehen.
»Ich könnte mir vorstellen, dass Sie gekommen sind, um mir mitzuteilen, dass Sie Hugh verhaftet haben. Aber vermutlich wollen Sie mir
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