In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
wenn es vorbei ist, okay?«
»Dann kann ich es auch in der Zeitung lesen«, sagte er unwillig.
Alan Markby legte den Hörer auf die Gabel und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Trotz der vagen Zuversicht, die er Meredith gegenüber zur Schau gestellt hatte, dass alles unter Kontrolle wäre, wusste er im Innersten, dass es nicht so war. Und Meredith hatte sich auch nicht täuschen lassen. Bethan Talbot war unberechenbar. Sie mussten sie schnell finden und dingfest machen. Falls sie nicht tatsächlich aus freien Stücken in Begleitung ihres Anwalts erschien, was er immer noch inbrünstig hoffte. Die Frage war nur, wann?
Bis dahin gab es noch den Fall Derry Hayward, und er konnte sich damit beschäftigen.
»Ich fahre raus!«, informierte er DC Ginny Holding im Vorbeigehen.
»Fox Corner!«
»Jawohl, Sir!«, rief sie seiner rasch verschwindenden Gestalt verblüfft hinterher. Die Fahrt nach Fox Corner dauerte nur ein paar Minuten, und unter gewöhnlichen Umständen hätte Markby sie genossen. Doch Markby war nicht in der Stimmung dazu. Vor ihm lag eine peinliche Konfrontation. Peter Burke hatte gerade Kunden da, ein Paar in mittlerem Alter. Sie inspizierten eine Anrichte aus Kiefernholz. Markby, der durch die offene Tür der Scheune gekommen war und nun im Halbschatten unauffällig wartete, fing aus ihrer Unterhaltung auf, dass es ein Problem mit einer fertigen Bestellung gab. Die Frau stand unschlüssig vor dem Möbel, während der Ehemann düster mit den Händen in den Hosentaschen neben ihr stand und darauf wartete, dass sie sich entschied.
»Es ist sehr hell«, sagte sie.
»Sehr viel heller, als ich erwartet habe.«
»Es wird mit der Zeit von alleine dunkler«, sagte Peter Burke geduldig. Ein Zucken seiner Gesichtsmuskeln verriet, dass ihm Markbys Eintreten nicht entgangen war, doch ansonsten ließ er sich nichts anmerken. Er nahm ein Stück poliertes Kiefernholz zur Hand und sprach weiter mit seinen Kunden.
»Sehen Sie her, dieses Stück hatte zu Anfang die gleiche Farbe wie Ihre Anrichte. Nach nur zwei Jahren ist es bereits merklich dunkler geworden, wie Sie sehen können. In einem weiteren Jahr ist es noch dunkler.«
»Ich bin nicht sicher«, sagte die Frau.
»Nun entscheide dich endlich, Muriel!«, drängte ihr Ehemann. Da es aussah, als würde Muriel noch eine Weile länger zaudern, ging Markby wieder nach draußen und setzte sich neben dem Eingang auf eine Bank aus Kiefernholz. Burke würde wissen, dass der Superintendent nicht weggefahren war. Er mochte sich vielleicht unbesorgt geben, doch mit ein wenig Glück schmorte er dort drinnen in der Scheune in seinem eigenen Saft. Die Sonne schien freundlich auf die Straße. Der ältere Mann, den Markby bei seinem vorhergehenden Besuch getroffen hatte, kam aus seinem Cottage gehumpelt und passierte Markby auf einen Gehstock gestützt. Er hielt kurz inne, um den Mann auf der Bank aus rheumatischen Augen zu mustern, bevor er ihn grüßte. Markby erwiderte sein
»Guten Morgen«. Er ging weiter, und Markby fragte sich, ob der alte Bursche sich an ihn erinnerte und wohin er nun unterwegs war. Nur auf eine kurze Runde um alle vier Ecken vermutlich, ein Stück weit die Straße hinunter und wieder zurück. Eine winzige Welt, deren Rand die Grenzen dieser kleinen Gemeinde waren. Mit milder Neugier beobachtete er den Alten. Der Mann war bei einem zerfallenen Maschendrahtzaun stehen geblieben und betrachtete ohne offensichtlichen Grund einen Haufen überwucherten Schutts auf der anderen Seite. Das Ehepaar war fertig.
»Ich hoffe nur, dass es wirklich dunkler wird«, hörte Markby die Frau sagen.
»Ich bin sicher, dass es dunkel genug werden wird, Muriel«, antwortete ihr Ehemann mit der Stimme von jemandem, der wusste, dass man ihm die Schuld geben würde, falls dem nicht so war. Die beiden stiegen in ihren Wagen und fuhren davon. Burke kam aus der Werkstatt und blickte auf Markby herab.
»Ich hatte eigentlich nicht erwartet, Sie noch einmal zu sehen«, sagte er.
»Tatsächlich nicht?«, fragte Markby. Burke zuckte die Schultern.
»Einer Ihrer Leute kam vorbei und hat meine Aussage zu Protokoll genommen – über mich und Sonia. Ich dachte, das wäre alles gewesen.«
»Ich dachte, wir könnten uns ein wenig unterhalten«, erwiderte Markby.
»Ich habe meiner Aussage nichts hinzuzufügen.«
»Sie wissen, dass wir Simon Franklin auf das Revier gebracht und verhört haben?« Burke nickte und zuckte die Schultern.
»Es stand in der Zeitung. Es hat
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