In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
mich nicht weiter überrascht. Ich war sicher, dass einer der Franklin-Brüder für die Tat verantwortlich ist.«
»Nein«, widersprach Markby im Plauderton.
»Das waren Sie nicht. Sie dachten, Derry Hayward hätte sie ermordet.« Burke schwieg.
»Warum«, fragte er nach einigen Sekunden,»warum sollte ich das denken?« Er setzte sich neben Markby auf die Bank, als ihm dämmerte, dass er seinen Besucher nicht so schnell loswerden würde.
»Weil Hayward genau wie Sie eine Affäre mit Sonia Franklin gehabt hat. Sie dachten, dass er sie aus Eifersucht ermordet hat, weil sie ihn wegen Ihnen verlassen hat.«
»So war es aber nicht! Sonia hatte keine Affäre mit Hayward! Sonia hat mich geliebt!« Burke hatte die Stimme erhoben, und seine Worte klangen schrill. Er schien sich dessen bewusst zu werden und unternahm eine sichtbare Anstrengung, um sich zu beherrschen. Er blickte die Straße hinauf, doch dort war immer noch niemand zu sehen außer dem alten Mann.
»Sie bellen den falschen Baum an«, sagte er schließlich vorsichtig.
»Ich habe Ihnen schon beim letzten Mal gesagt, dass ich der Meinung bin, Hugh ist der Täter.«
»Das haben Sie mir gesagt, zugegeben. Sie waren darauf bedacht, Hugh zu beschuldigen, weil Sie vorhatten, sich selbst an Hayward zu rächen. Schade nur, dass Sie den falschen Mann erwischt haben.« Burke beugte sich vor. Sein Gesicht war gerötet vor Ärger, und er hielt die Hände krampfhaft verschränkt.
»Sie hat mir von Hayward erzählt!«, stieß er wild hervor.
»Er ist ihr nachgestiegen! Man kann sich denken, warum! Sonia war eine wunderschöne und lebendige Frau! Haywards Frau ist ein alter Stiefel. Doch Sonia hat ihm gesagt, sie hätte kein Interesse. Er wollte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben! Sie hatte Angst vor ihm. Sie hat es mir erzählt! Sie hatte richtig Angst vor ihm!« Markby dachte über diese Version der Ereignisse nach. Vielleicht entsprachen Burkes Worte sogar der Wahrheit. Unglücklicherweise jedoch wog Sonias Ruf dagegen. Wie ein weinender Wolf, dachte Markby. Leise sagte er:
»Sonia Lambert hatte in London einen gewissen Ruf, hinter verheirateten Männern herzujagen, wissen Sie?« Burkes Miene wurde noch dunkler.
»Das ist eine dreckige Lüge!«
»Sie musste deswegen ihren Job aufgeben.«
»Jetzt weiß ich ganz sicher, dass Sie lügen! Sie wurde freigesetzt, weil das Geschäft nachließ und es nicht mehr genügend Aufträge gab!«, brüllte Burke. Markbys Ton blieb vernünftig.
»Ich halte Ihnen zugute, dass Sie Sonia nicht so lange kannten und sie Ihnen möglicherweise nicht immer die Wahrheit erzählt hat.« Es waren grausame Worte, doch Markby wusste, dass er den Mann vor sich hatte, der Derry Hayward in der Absicht angegriffen hatte, ihn zu töten. Und dafür gab es keine Entschuldigung. Ein alter Fall aus seiner Bamforder Zeit fiel ihm ein, die kleine Hausfrau mit ihrem nachmittäglichen Bordellbetrieb. Sex mit Tee und Biskuits. Sonia war eine komplizierte Frau gewesen. Sie würden niemals die völlige Wahrheit über Sonia erfahren.
»Was wissen Sie schon darüber, über Sonia?«, platzte Burke hervor, als könnte er Markbys Gedanken lesen.
»Sie war tot, bevor Sie sie überhaupt gekannt haben! Sie wissen doch nur das, was die Leute über sie erzählt haben, Lügen und Geschwätz! Sonia war eine wundervolle Frau! Sie hat mich geliebt, sage ich Ihnen!«
»In Ordnung«, sagte Markby steif.
»Sie haben Sonia geliebt und glauben, dass Sonia Sie ebenfalls geliebt hat. Sie haben geglaubt, Derry Hayward würde sie belästigen. Als Sonia ermordet wurde, haben Sie sich in den Kopf gesetzt, dass Hayward es in einem Anfall von eifersüchtiger Wut getan hat. Sie waren entschlossen, ihn nicht davonkommen zu lassen. Sie haben sich aufgemacht, um Selbstjustiz an Hayward zu üben.« Burke kaute auf seiner Unterlippe und funkelte seinen Besucher an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, Markby zu erzählen, Sonia hätte ihm anvertraut, dass sie sich von Hayward bedrängt gefühlt hatte. Jetzt überlegte er, wie er sich am besten verteidigen konnte. Markby hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was als Nächstes kommen würde.
»Ich bin Derry Hayward nur ein einziges Mal begegnet, als ich ein paar Küchenmöbel auf seine Farm geliefert habe! Er war nie hier in meiner Werkstatt. Seine Frau war hier. Sie ist vorbeigekommen und hat die Möbel ausgesucht und bestellt. Aber meine einzige Begegnung mit Derry Hayward war in seinem
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