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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gefunden.«
    »Nacht«, nach der Definition des Gesetzes, war eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang des folgenden Tages. Kaninchen, die normalerweise nicht als Wild klassifiziert waren, galten dennoch als Wild, wenn sie während der Nachtstunden erlegt wurden. Prescott seufzte. Da Danny diese Vorschrift kannte, mochte er auf der einen Seite die Wahrheit erzählen oder sich auf der anderen Seite einfach nur schützen.
    »Sind Sie ganz sicher?«, fragte er nach.
    »Absolut sicher. Und ich bin auch sicher, dass sie noch nicht dagelegen hat, als ich die Schlingen ausgebracht habe. Da war überhaupt nichts.« An diesem Punkt gewann Prescott den Eindruck, als würde Danny ein wenig zu abrupt verstummen.
    »Wie sehen die Schlingen aus?«, fragte er. Danny zögerte, bevor er eine aus einer Innentasche zog. Es war ein starker Draht, der zu einer Schlaufe gebogen und an einem Ende mit einem Haken versehen war, um sie besser befestigen zu können. Einfach, aber wirkungsvoll. Unnötig zu erwähnen, dass es illegal war. Mehr noch, Danny mochte vielleicht die Genehmigung haben, auf dem Land der Hazelwood Farm zu kampieren, doch die Böschung, wo er die Schlingen ausgelegt hatte, war Eisenbahnland. Danny besaß ganz gewiss keine Erlaubnis von der Eisenbahn, die Böschung zu betreten. Wildern, illegale Schlingen, unbefugtes Betreten fremden Eigentums … Prescott hatte genug in der Hand, um Danny mitzunehmen. Andererseits verspürte er nicht den Wunsch, sich mit dem Mann anzufeinden oder ihn in Angst zu versetzen. Smith würde lediglich aufhören zu reden, und sämtliche Informationen, die er besaß, waren für immer verloren. Doch dieser Gedankengang führte Prescott zu seiner nächsten Frage:
    »Hat Mrs Franklin … ich meine die tote Frau, ist sie häufiger allein durch die Gegend spaziert? Haben Sie Mrs Franklin jemals allein beim Spazierengehen gesehen?«
    »Bevor Sie gestorben ist?« Danny zeigte ein unerwartet scharfes Gehör für sprachliche Nuancen.
    »Vielleicht schon, kann sein. Ist ein- oder zweimal zu uns rausgekommen, um Zilpah und die Kinder zu besuchen, einfach so.«
    »Und Sie hatten niemals Streit mit ihr? Sie hatte nichts dagegen, dass Sie hier lagern? Ich weiß, dass Mr Franklin es gestattet.«
    »Hatte nichts dagegen«, sagte Smith.
    »Oder hat es jedenfalls nie gesagt, wenn sie was dagegen hatte. Ich sagte Ihnen doch schon, sie war eine freundliche Lady, immer nett, hat immer eine Tasse Tee mit uns getrunken, genau wie Sie jetzt.« Danny lenkte Prescotts Aufmerksamkeit ziemlich demonstrativ auf die Tatsache, dass er die Gastfreundschaft der Zigeuner genoss und daher eine gewisse Verpflichtung besaß, sich auch als Gast zu benehmen.
    »Am Mittwochabend«, hakte Prescott nach.
    »Haben Sie am Mittwochabend vielleicht fremde Wagen oder andere Fahrzeuge an der Straße parken sehen, oben am Rand der Böschung, in der Gegend, wo Sie am nächsten Morgen die Tote gefunden haben?«
    »Kann mich nicht erinnern, wie gesagt.« Ohne Vorwarnung sprang Danny auf, schoss an Prescott vorbei und trat nach etwas am Boden. Ein protestierendes Jaulen ertönte, und ein Fellbündel huschte davon. Prescott wurde bewusst, dass er seinen Kuchen völlig vergessen hatte. Der Teller stand noch im Gras. Einer der Hunde hatte sich herangeschlichen, während die beiden Männer sich unterhielten, und den Leckerbissen gestohlen. Was als Nächstes geschah, verblüffte Prescott noch mehr als Dannys unerwartete Bewegung. Danny Smith nahm den nun leeren Teller vom Boden auf, holte aus und warf ihn schwungvoll gegen die Seitenwand des Trailers, wo er zersprang.
    »Warum haben Sie das gemacht?«, fragte Prescott, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Der Hund hat davon gefressen«, antwortete Smith einfach.
    »Der Teller ist nicht mehr gut.« Prescott saß schweigend da, wissend, dass er mit einer fremden Kultur und fremden Bräuchen und einem Wertesystem zu tun hatte, das sich zwar sehr von seinem eigenen unterschied, nichtsdestotrotz jedoch den Angehörigen dieser Kultur die gleichen strengen Verpflichtungen auferlegte. Prescott hatte das unbestimmte Gefühl, dass Smith noch mehr wusste und ihm noch längst nicht alles gesagt hatte, doch Prescott besaß keine Möglichkeit, es ihm zu entlocken. Vielleicht, wenn sich eine passende Gelegenheit ergab, würde Smith es aus freien Stücken erzählen, doch nicht heute. Heute waren Höflichkeiten ausgetauscht worden. Prescott war abgeschätzt worden und hoffte, dass er –

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