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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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mit Ausnahme des Kuchenzwischenfalls – nicht unbemerkt in ein Fettnäpfchen getreten war. Es war vernünftiger zu gehen, solange sich daran nichts änderte und er einen Schritt voraus war … oder wenigstens auf gleicher Höhe. Er stand auf.
    »Tut mir Leid wegen des Kuchens«, entschuldigte er sich.
    »Ich danke Ihrer Frau für den Tee. Sie werden fürs Erste nicht weiterziehen, nicht wahr?«
    »Man hat mir zu verstehen gegeben, dass wir bleiben müssen. Andere Beamte haben das gesagt.«
    »Das ist richtig. Wir werden uns ein andermal weiter unterhalten.« Danny blickte Prescott hinterher. Als der Sergeant verschwunden war, kam Dannys Frau Zilpah aus dem Wohnwagen und stand schweigend da, während sie ihren Mann aus dunklen Augen musterte.
    »Ein kräftiger Bursche, wie?«, beobachtete Danny.
    »Kann sich seiner Haut in einer Mühle sicher erwehren, dieser Bursche.« Mit
    »Mühle« waren die bei den Zigeunern beliebten illegalen Faustkämpfe gemeint, bei denen große Summen auf die Teilnehmer gewettet wurden. Smith bedachte seine Frau mit einem Seitenblick.
    »Ich hab dem kleinen Mädchen die Tasche mit den Schulbüchern zurückgegeben. War oben bei der Farm, während die Bullen noch bei der Eisenbahn gesucht haben. Überflüssig, es zu erzählen. Kann nichts mit dieser Sache zu tun haben.«
    In der St. Clare hatte sich der Lehrkörper zu einer außerordentlichen Konferenz versammelt, um über den Fall Tammy Franklin zu sprechen, insbesondere die schockierenden Neuigkeiten.

    »Selbstverständlich wird sie nicht wieder zur Schule kommen, bis sie Zeit gefunden hat, diese Geschichte zu verarbeiten«, sagte Mrs Davenport, die Schulleiterin.
    »Wir sollten ihr psychologische Betreuung anbieten, denke ich. Vielleicht hat die Polizei eine Idee. Falls nicht, wenden wir uns an die Fürsorge.«
    Mrs Davenport war eine füllige Person, was durch das ungünstige Muster aus großen blauen und gelben Quadraten auf ihrem Kleid noch untermauert wurde. Sie saß auf ihrem Stuhl und hatte ein Bein nach vorn gestreckt, während sie sich mit dem Unterarm auf die Lehne stützte. Sie erinnerte ein wenig an die Gestalt der Britannia.

    »Tammy ist Fremden gegenüber eher verschlossen«, fühlte sich Jane zu sagen genötigt.
    »Selbst ein ausgebildeter Psychologe würde Probleme mit ihr haben.«
    Schweigen antwortete, und Jane wurde bewusst, dass mit einem Mal alle Augen auf ihr ruhten. Insbesondere Mrs Davenport musterte sie nachdenklich.
    »Von sämtlichen Lehrern scheinen Sie diejenige zu sein, Jane, die am besten mit Tammy zurechtkommt und das Vertrauen des Kindes hat.«

    »Ich habe es versucht«, antwortete Jane.
    »Ich weiß nicht, wie viel Erfolg meine Bemühungen hatten. Tammy ist stets höflich, aber distanziert. Sie ist sehr intelligent, und sie hat eine Art, Fragen auf eine Weise zu beantworten, die einen nicht schlauer macht. Fast so, als würde sie auf eine andere Frage antworten als die, die man ihr gestellt hat.«
    Mrs Davenport neigte den Kopf majestätisch in Janes Richtung.
    »Ich frage mich dennoch, ob Sie angesichts der Umstände nicht die am besten geeignete Person sind, Jane. Vielleicht könnten Sie sich mit dem Vater in Verbindung setzen und vorschlagen, dass Sie zur Farm kommen und sich ein wenig mit Tammy unterhalten?«

    »Oh, ich denke wirklich nicht …« Janes automatische Reaktion war Entsetzen beim Gedanken an die damit verbundene Verantwortung, doch alle Blicke ruhten auf ihr, und Mrs Davenports Haltung legte nahe, dass sie diesen Auftrag nicht ablehnen konnte. Sie war schließlich immer Tammys Lieblingslehrerin gewesen. Schalte in Zukunft deinen Verstand ein, bevor du den Mund aufmachst!, dachte sie.
    »Ja, einverstanden. Ein Versuch kann schließlich nicht schaden«, stimmte sie unglücklich zu.

    »Gut«, sagte Mrs Davenport.
    »Wenigstens können Sie uns dann berichten, was Sie vorfinden. Und wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie keine Fortschritte machen, dann setzen wir uns zusammen und denken noch einmal gemeinsam nach, was zu tun ist.«
    Alles schön und gut, dachte Jane, während sie eineinhalb Stunden später an jenem Freitagnachmittag über die Landstraße fuhr. Sie war alles andere als erfreut über die ihr anvertraute Aufgabe, und das lag nicht an Feigheit oder dem Gefühl, nicht die erforderliche Kompetenz zu besitzen. Es war vielmehr das Bewusstsein, in eine sehr sensible und persönliche Angelegenheit einzudringen. Die ganze Familie befand sich in einem Schockzustand. Es war nicht nur

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