Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
aufhalten würden. Die Außenmauern sind unten fast einen Meter dick. Die Türen sind ebenfalls alt und aus massiver Eiche. Geräusche kommen nicht weit, wenn man die Türen geschlossen hat.«
    »Hugh«, fragte Jane impulsiv,»an was von diesem Abend können Sie sich erinnern? Ich meine nicht das, was Sie der Polizei erzählt haben. Nicht, dass Sie der Polizei nicht alles erzählt hätten. Ich meine mehr, welcher Eindruck ist Ihnen von jenem Abend im Gedächtnis haften geblieben?« Er zuckte die breiten Schultern.
    »Es war ein Abend wie jeder andere auch. Ich kam rein, hab mich gewaschen und zum Abendessen fertig gemacht. Wir haben gemeinsam gegessen. Danach ist Tammy nach oben gegangen und hat Pogo mitgenommen. Sie musste noch Hausaufgaben machen, aber das wissen Sie ja wohl. Sonia und ich fingen an zu streiten – auch das war ziemlich normal bei uns. Die Polizei wollte was Besonderes daraus machen, aber das war es nicht. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht, dass ich Sonia gegenüber unfair bin, wenn ich sage, dass sie sich gerne zankte. Ich glaube, es war für sie so etwas wie eine abendliche Unterhaltung. Sie hat mich wie üblich beschuldigt, ihr ein Leben unterhalb des bäuerlichen Existenzminimums zu bieten.« Hugh sah Jane verlegen an.
    »So hat sie es genannt. Sie verstand sich sehr gut darauf, derartige Sachen zu sagen. Ich kann nicht gut mit Worten, deswegen hab ich nur geantwortet ›Unsinn!‹ oder etwas in der Art. Sie ist nach draußen gestürmt, auf ihren abendlichen Spaziergang. Das war normal, ganz und gar nicht ungewöhnlich. Ich hab eine Weile ferngesehen, aber fragen Sie mich nicht, was im Programm lief, ich hab nicht die leiseste Ahnung. Tammy war oben mit ihren Hausaufgaben beschäftigt, wie ich schon sagte, deswegen war ich allein. Ich habe keine Zeugen dafür, tut mir Leid. Ich war einfach nur hundemüde und bin eingedöst.« Hugh zögerte stirnrunzelnd.
    »Ich glaube, das Telefon hat draußen im Flur geklingelt. Es hat mich geweckt. Ich wollte aufstehen und rangehen, aber dann hat es wieder aufgehört. Wahrscheinlich war Tammy dran. Eine ihrer Freundinnen oder so. Kurze Zeit später kam sie zu mir rein und hat Gute Nacht gesagt.« Hugh dachte über seine Worte nach und fügte schließlich hinzu:
    »Das ist alles, ehrlich. Ich bin noch mal raus auf den Hof und hab nachgesehen, ob alles in Ordnung ist. Das mache ich jede Nacht. Sonia war nirgends zu sehen. Ich hab nicht viel darüber nachgedacht. Sie war schon früher bis tief in die Nacht weggeblieben. Sie hatte den Wagen stehen lassen, deswegen dachte ich, dass sie irgendwann wiederkommen würde. Ich ging ins Haus zurück und nach oben. Ich habe tief und fest geschlafen. Tammy hat der Polizistin übrigens erzählt, sie hätte gesehen, wie Sonia das Haus verlassen hat. Wenigstens einer, der meine Geschichte untermauert.« Hugh grinste freudlos.
    »Kommen Sie, ich könnte jetzt selbst eine Tasse Tee vertragen.« Er wandte sich um und ging voran zum Haus. Jane folgte ihm, während ihr Verstand auf Hochtouren arbeitete. Eine Frage hatte ganz und gar von ihr Besitz ergriffen. Hugh hatte gesagt, seine Tochter sei nach oben gegangen, um ihre Hausaufgaben zu machen, und sie wäre den ganzen Abend dort geblieben. Aber Tammy war am nächsten Tag ohne Hausaufgaben in der Schule erschienen. Also was hatte sie gemacht? Und wer war der mysteriöse Anrufer gewesen?
    KAPITEL 10
    TAMMY HATTE sie bereits draußen im Hof reden sehen und war in der Küche, wo sie Tee kochte. Sie bewegte sich schweigend umher, und die einzigen Geräusche waren das Blubbern von kochendem Wasser und das Klappern von Geschirr. Ihre Hände waren geschäftig, doch sie vermied entschlossen jeden Augenkontakt. Jane fragte sich, ob der Besuch der Polizistin zu diesem Abkühlen der Beziehung zwischen ihr und dem Mädchen geführt hatte oder ob Tammy irgendetwas anderes bedrückte. Hat es mit mir zu tun?, überlegte sie angestrengt. Tammys Verhalten hatte überhaupt nichts Persönliches mehr.
    »Danke, Liebes«, sagte Hugh und nahm seinen Becher mit nach draußen. Er schien von alledem nichts bemerkt zu haben. Aber das ist mal wieder typisch, dachte Jane einigermaßen verärgert. Hugh gehörte zu jenen Menschen, die man am liebsten packen und schütteln würde, bis sie aufwachen. Aber selbst wenn das möglich gewesen wäre – und angesichts seiner massigen Gestalt bezweifelte sie es –, hätte es nichts genutzt. In Jane regte sich ein erster Anflug der Frustration, die Sonia

Weitere Kostenlose Bücher