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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Karte.
    »Man kann genau sehen, wo wir alle sind und was wir machen.« Markby entfernte sich von der Wandkarte und ging zu seinem Schreibtisch. Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Mordakte Franklin.
    »Und das bringt uns weiter?« Herr im Himmel, dachte Ginny. Er hat eine furchtbare Stimmung.
    »Ich weiß es nicht, Sir«, sagte sie.
    »Ich meine, es ist immerhin ein Anfang.«
    »Nein, ist es nicht. Es ist eine Übung in Selbsttäuschung, weiter nichts. Wenn es zu irgendetwas nütze ist, dann dazu, es jedem zu zeigen, der sich dafür interessiert, und den Anschein zu erwecken, als machten wir Fortschritte. Sobald Sie jemanden sehen, der Stecknadeln auf eine Karte drückt oder Berichte schreibt mit nummerierten Absätzen oder Diagrammen, um das Ausmaß der öffentlichen Reaktion zu illustrieren«, fuhr Markby mit zunehmend schlechter Laune fort,»sobald Sie jemanden dabei sehen, wissen Sie, dass es nur eins zu bedeuten hat.«
    »Wir sitzen fest«, sagte Ginny Holding nach kurzem Zögern. Sie begriff, worauf er hinauswollte. Markby setzte sich und winkte in Richtung eines Stuhls.
    »Okay, Ginny, ich möchte Ihren Bericht hören. Hoffen wir, dass Sie etwas haben, das uns einen Schritt voranbringt.«
    »Das glaube ich leider nicht, Sir«, gestand sie und berichtete in knappen Worten von ihrem Gespräch mit Tammy Franklin.
    »Das Dumme ist, ich kann nicht mit dem Kind alleine reden. Sie muss einen Erwachsenen bei sich haben, der ihre Interessen wahrt. Der Onkel ist ein nichtsnutziger, alter … ich meine, er ist ein wenig zu beschützerisch. Ich vermute, es ist angesichts der Umstände völlig normal. Aber wenn das Kind etwas weiß, dann werde ich es bestimmt nicht aus ihm herauskriegen, solange Simon Franklin im Hintergrund lauert.«
    »Und Sie glauben, Tammy weiß etwas?«, fragte Markby. Ohne Zögern antwortete Ginny:
    »Ja.« Als sie sah, dass er auf weitere Erklärungen wartete, fuhr sie fort.
    »Ich habe keine Vorstellung, was es sein könnte oder ob es wirklich wichtig ist. Vielleicht ist es lediglich halbwegs von Interesse oder schlichtweg trivial. Die Sache ist, das Kind hält es für bedeutsam, und das ist der Grund, warum es damit hinter dem Berg hält. Sie schwört Stein und Bein, dass sie gesehen hat, wie Sonia Franklin an jenem Abend aus dem Haus gegangen ist. Danach ist sie zu Bett gegangen und weiß nicht, was sich später noch ereignet hat. Solange sie bei dieser Aussage bleibt, sind wir aufgeschmissen, und das Kind weiß es sehr wohl.«
    »Sie ist erst zwölf …«, protestierte Markby angesichts dieses scheinbar harten Urteils.
    »Sie haben schon alle Tassen im Schrank mit zwölf«, entgegnete Ginny in finsterem Ton.
    »Es ist der Anfang der Pubertät, ihre Hormone fangen an zu wirken, und sie verlieren das Interesse für alles und jeden außer sich selbst. Wenn man aus einem Teenager nichts herausbekommt, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass er nichts mitgekriegt hat, selbst dann nicht, wenn es sich vor seiner Nase abgespielt hat. Teenager sind zu sehr mit ihrer Akne oder ihrem Freund oder irgendeiner Popgruppe beschäftigt. Ein Kind wie Tammy Franklin hingegen ist als Zeugin ein wahres Geschenk, wenn sie nur reden würde. Zwölfjährige übersehen rein gar nichts. Sie mögen vielleicht falsch interpretieren, was sie sehen, aber wenn es darum geht, davon zu erzählen, dann haben sie ein nahezu fotografisches Gedächtnis.«
    »Ich bin geneigt, mich Ihrer Meinung anzuschließen«, sagte Markby missmutig.
    »Meine Nichte war aufgeweckt wie nur irgendwas, aber jetzt ist sie fast vierzehn, stampft in viel zu großen Stiefeln durch die Gegend, faucht die Leute böse an und dreht sich die Haare zu Dreadlocks. Na ja, Sie halten sich wohl besser für ein paar Tage von der Farm fern. Wenn wir bis dahin nicht weiter sind, können Sie noch einmal versuchen, mit Tammy Franklin zu reden.« Er nahm ein Blatt und ein Fahrscheinheft von seinem Schreibtisch auf und hielt ihr beides entgegen.
    »Hier, Ihr nächster Auftrag.«
    »Was?«, fragte Ginny erschrocken.
    »Fahrschein und Zugfahrplan. Ab mit Ihnen.«
    »Nach London? Was denn, jetzt gleich? Auf der Stelle?«
    »London ist nicht auf der anderen Seite der Welt!«, schnappte der Superintendent.
    »Sie müssen nichts weiter tun als hinfahren, mit dem einen oder anderen Mitarbeiter der Personalabteilung reden und wieder zurückkommen. Ich habe die Met angerufen und Bescheid gegeben, dass Sie in ihrem Zuständigkeitsgebiet operieren.«
    »Danke«,

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