In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
doch die Möbel schienen zum größten Teil von Burke selbst gebaut worden zu sein und besaßen Qualität und Stil. Die Küche war noch unordentlicher, und nach Markbys Einschätzung hatte seit Tagen niemand mehr abgewaschen.
»Was ist oben?«, fragte er.
»Ein Schlafzimmer, ein Bad und eine Toilette. Ich weiß, es ist nicht viel mehr als ein Kaninchenbau, aber für mich reicht es.«
»Dann wohnen Sie also allein?« Er rechnete nicht damit, dass Burke die Frage verneinte. Zwei Menschen konnten unmöglich in dieser winzigen Behausung leben und gleichzeitig gesund bleiben. Burke nickte.
»Ich habe bei Jane in Bamford gewohnt, aber als wir uns getrennt haben, bin ich hierher gezogen. Die Werkstatt in der Scheune und das Cottage hatte ich bereits. Das Cottage war ziemlich verfallen, aber ich habe es renoviert. Möchten Sie ein Bier? Oder trinken Sie nicht im Dienst?«
»Ein Bier wäre nicht schlecht, danke.« Burke ging zum Kühlschrank und kam mit zwei Flaschen französischen Biers zurück. Er öffnete eine und reichte sie seinem Gast, dann öffnete er sich die zweite, bevor er sich auf einen Diwan mit einer Tagesdecke warf, der unter dem Fenster stand, die Flasche an den Mund setzte, einen tiefen Schluck nahm und schließlich fragte:
»Warum interessieren sich plötzlich alle für Fox Corner?«
»Es ist normal bei Ermittlungen dieser Art, dass wir an Türen klopfen gehen. Hier draußen sind die Türen nur weiter auseinander als für gewöhnlich. War Sonia Franklin oft hier draußen?«
»Ein paar Mal, aber fragen Sie mich bitte nicht, wie oft genau.« Der junge Mann verhielt sich gelassen, doch Markby war nicht sein erster Besucher, und er hatte inzwischen Zeit gehabt zu überlegen, was er zu sagen hatte. Der Superintendent spürte einen erneuten Anflug von Ärger über Merediths eigenmächtiges Vorgehen, während er sich im Zimmer umsah. Nicht, dass sie jemals den Ermittlungen als solche in die Quere gekommen wäre. Aber mit Zeugen zu reden, insbesondere, bevor die Polizei bei ihnen gewesen war, das ging einfach nicht. Immer angenommen natürlich, dass dieser junge Mann hier ein Zeuge war. Nun, er war ein Zeuge. Er hatte die Tote gekannt, sie war hier gewesen … Ah, dachte Markby, hier in der Werkstatt, um sich nach Möbeln zu erkundigen oder in diesem Puppenhaus von einem Cottage?
»War Mrs Franklin jemals hier bei Ihnen in der Wohnung?«, fragte er seinen Gastgeber mit einer ausholenden Geste. Burke, die Bierflasche halb erhoben, blickte ihn überrascht an.
»Ist das nicht eine ziemliche Suggestivfrage? Warum sollte sie in meinem Cottage gewesen sein? Mein Büro ist drüben in der Scheune.«
»Sie haben mich ebenfalls hierher eingeladen«, wies Markby ihn hin.
»Sie hat vielleicht ihr Interesse an Ihrem Cottage zum Ausdruck gegeben. Es ist …«, er suchte nach dem passenden Wort,»… so malerisch.«
»Es ist ein sehr altes Cottage, wissen Sie? Als ich oben den Putz abgeschlagen habe, dachte ich, ich würde Balken vorfinden, aber ich fand ganze Äste mit Flechtwerk und Lehm dazwischen. Ich schätze, dieses Cottage war ursprünglich eine Schäferhütte. Sie wissen schon, Äste zusammengeworfen und festgebunden. Müsste eigentlich auf der Denkmalschutzliste stehen, dieses Cottage.«
»Und war Sonia Franklin jemals oben, aus historischem Interesse oder was auch immer?«
»Sie sind wirklich verdammt neugierig«, sagte Burke. Er stellte die leere Bierflasche ab.
»Und Sie haben bereits mit der Frage gerechnet«, entgegnete Markby.
»Und Sie haben mich nicht ohne Grund in Ihr Haus eingeladen. Zumindest nicht, um mir einen Vortrag über mittelalterlichen Hausbau zu halten.« Burke stieß ein knappes Lachen aus.
»Ich sehe, warum man Sie zum Superintendent gemacht hat. Ja, ich gestehe es! Ich hatte Zeit, um über das nachzudenken, was ich der Polizei erzählen würde, wenn sie kommt. Zuerst war ich viel zu aufgebracht angesichts der schrecklichen Nachricht, um einen klaren Gedanken zu fassen. Dann dachte ich mir, dass ich die Sache nicht noch schlimmer machen sollte, indem ich Dinge erzähle, die der Franklin-Familie bestimmt nicht gefallen werden. Außerdem betrifft es auch meine privaten Angelegenheiten, und eigentlich haben Sie kein Recht, Ihre Nase da hineinzustecken. Aber nachdem diese Meredith Mitchell bei mir herumgeschnüffelt hat …« Markby hob eine Augenbraue.
»… beschloss ich, ganz genau zu erzählen, was gewesen ist, falls sich noch mal jemand bei mir meldet und fragt. Ich habe nichts zu
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