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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gekommen, an dem Mr Perrot unter dem Druck einer nagelneuen Tankstelle, die nur eine Viertelmeile weit entfernt eröffnet worden war, modernisiert hatte. Er hatte den vorderen Raum des ehemaligen Bungalows aufgebrochen, wo vorher ein vernageltes Fenster gewesen war, und einen Schalter sowie eine elektrische Registrierkasse hineingestellt. Hinter dem Schalter hatte es ein Regal gegeben mit einer kleinen Auswahl an Zigaretten, bewacht von Mr Perrots wasserstoffblonder Schwiegertochter, die als Kassiererin dort arbeitete. Ein weiteres Regal beinhaltete Dinge, die Autofahrer benötigten, und darunter hatte er – zu gegebener Jahreszeit – Grillholzkohle gestapelt. Die größte Neuigkeit von allen jedoch war ein Karussell gewesen, an dem Tüten mit Süßigkeiten gebaumelt hatten. Meredith erinnerte sich, wie sie fasziniert von den bunten Farben der Bonbons und Pfefferminze und Zitronenlutscher vor dem Karussell gestanden hatte, während ihr Vater bei Mrs Perrot junior die Tankrechnung bezahlt hatte.
    »Komm schon, das ist nichts für dich«, hatte ihr Vater immer brüsk gesagt und seine Tochter nach draußen gescheucht. Es war eine Entscheidung, die er in ihrem Namen getroffen hatte, zu ihrem Besten, ohne sie um ihre Meinung zu fragen. Das Kind Meredith hatte sich nach einer Tüte Bonbons gesehnt, nicht zum essen, nein, sie wollte sie besitzen, all diese wunderbaren, halb durchsichtigen Verpackungen mit den unwahrscheinlichsten Farben und Formen darin.
    »Sie machen nur deine Zähne kaputt«, hatte ihr Vater gesagt. Merkwürdigerweise hatte Mr Perrot, soweit es irgendjemand wusste, nie wieder einen Fuß in seinen neu errichteten
    »Shop« gesetzt. Er hatte sich in eine Wellblechhütte am hinteren Ende des Bungalows zurückgezogen und sich dort Reparaturen gewidmet und dabei wohl schmutziger gemacht als je zuvor. Meredith fragte sich melancholisch, was aus Mr Perrots unabhängiger und eigenwilliger Tankstelle im Lauf der Jahre geworden war. Wahrscheinlich existierte sie längst nicht mehr oder war in eine strahlend helle, schicke Franchisetankstelle irgendeiner multinationalen Kette umgewandelt worden. Die Tankstelle, wo sie in diesem Augenblick stand, erinnerte jedenfalls mehr an einen Supermarkt als an alles andere. Gekühlte Drinks, Limonaden, Kaffee und Tee aus dem Automaten, Cornwallpasteten, Dosenkonserven, Milch, Feinkost, Zeitungen oder, falls man Lust hatte auf weniger deprimierende Literatur, eine Auswahl an Taschenbüchern. Selbst ein Stapel Drahtkörbe war vorhanden, mit dem man durch die Regale wandern konnte, um seinen Einkauf darin zu sammeln. Mr Perrot wäre niemals mit alledem zurechtgekommen. Doch es war nützlich, kein Zweifel, nicht nur für den modernen Reisenden, sondern auch für den modernen Bewohner der Nachbarschaft, für den die Tankstelle häufig den nächsten Laden darstellte. Meredith nahm eine Tüte Milch, ein Paket Hamburgerbrötchen und zwei Dosen Suppe und ging damit zur Kasse. Eine Frau stand vor ihr und zückte ihre Kreditkarte, um damit ihre Tankrechnung zu bezahlen. Ein fröhlicher junger Mann hinter dem Tresen nahm sie entgegen und füllte den Beleg aus. Mr Perrot hätte mit Kreditkarten überhaupt nichts anfangen können und war mit ziemlicher Sicherheit in den Ruhestand gegangen, bevor das Plastikgeld sich durchgesetzt hatte. Wie dem auch sei, Meredith, die Arme voll mit Einkäufen, stellte sich hinter der Frau an. Ordentliches Schlangestehen, dachte sie, ist etwas, das den Briten in den Genen liegt. Genau wie die beharrliche Weigerung, einen Einkaufskorb zu benutzen, um damit zwischen den Regalen umherzuwandern, wenn man nur so wenige Dinge benötigte.
    »So, bitte sehr«, sagte der junge Mann und reichte der Frau vor dem Tresen Kreditkarte und Beleg. Die Frau wandte sich um und starrte Meredith überrascht an.
    »Hallo Meredith, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Bethan!«, erwiderte Meredith gleichermaßen verblüfft, und weil ihr nichts Besseres einfiel,»wie geht es Ihnen denn so?« Sie hatte keine Ahnung, welche Verkettung von Ereignissen Bethan Talbot um diese Zeit hierher geführt haben konnte. Wahrscheinlich wieder mal nichts als dummer Zufall, dachte sie. Jetzt war ein Augenblick, wenn überhaupt jemals, in dem sie sich wünschte, nicht in Jeans und einem alten Cardigan herumzulaufen und in den Armen zu halten, was ihr offensichtlich mageres Mittagessen darstellte. Bethan war schick gekleidet und zurechtgemacht. Kein Kostüm diesmal, sondern hellbraune Hosen und ein dazu

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