In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
gearbeitet hat? Kenne ich sie vielleicht?«
»Das bezweifle ich. Es ist nicht die größte Firma. Sie heißt Dixon Dubois. Ich nehme an, sie hat ein paar Aufträge verloren und plötzlich nicht mehr genügend Kontrakte, um sämtliche Mitarbeiter zu beschäftigen. Jemand musste entlassen werden, und nach dem Prinzip ›Wer als Letzter kommt, geht zuerst‹ traf es Sonia. Aber sie hätte leicht eine andere Arbeit finden können. Sie war nicht unvermittelbar, um Himmels willen, nein! Hugh war sicherlich keine letzte Zuflucht, falls es das ist, was Sie andeuten wollen, Meredith.«
»Ich will überhaupt nichts andeuten«, beruhigte Meredith ihren Gast. Bethan wurde allmählich sichtlich irritiert.
»Aber ich denke, Sie deuten Dinge an, und das ist der Grund, warum Sie mir auf der Tankstelle den Weg vertreten haben. Warum sollten Sie sich Gedanken wegen Jane machen?«
»Ist das nicht offensichtlich? Fragen Sie mich nicht, was Hugh an sich hat. Soweit es mich betrifft, besitzt er überhaupt keinen Charme.« Bethan blickte genauso ratlos drein, wie ihre Stimme klang.
»Zuerst Sonia, und nun diese ahnungslose Jane. Die Vorstellung, dass Ihre Freundin sich auf Hugh Franklin eingelassen haben könnte, gefällt mir überhaupt nicht. Falls sie es getan hat, wird sie sich die Finger verbrennen, und damit meine ich nicht nur emotional. Sehen Sie nur, was mit Sonia geschehen ist.«
»Ehrlich, Bethan«, unterbrach Meredith sie ungeduldig,»Sie können nicht herumlaufen und Hugh mir nichts, dir nichts anschuldigen. Sie bewegen sich auf ganz dünnem Eis. Sie sind Geschäftsfrau, und Sie können es sich ganz bestimmt nicht leisten, wegen übler Nachrede oder Rufmords verklagt zu werden oder wie auch immer das vor Gericht heißt. Wenn Hugh zu Ohren kommt, was Sie über ihn erzählen, dann geht er an die Decke, und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Ich glaube, auch Simon würde es nicht gefallen. Vergessen Sie nicht das kleine Mädchen. Sie ist das Hauptopfer, wenn es böse Gerüchte gibt.« Ihre Worte entlockten Bethan ein sprödes Lächeln.
»Hugh hat es bereits gehört. Er hat es von mir gehört. Ich habe ihm bei der Gerichtsverhandlung gesagt, was ich denke! Hugh wird mich nicht verklagen. Glauben Sie mir, ich bin mir dessen ganz sicher. Er kann sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit unter diesen Umständen nicht leisten, teilweise wegen des Kindes, teilweise, weil Leute, die in Glashäusern wohnen, nicht mit Steinen werfen sollten, wie das Sprichwort so schön sagt.«
»Wenn Sie Hughs Versuch, seine kleine Tochter zu schützen, als einen Blankoscheck ausnutzen, um schlecht über ihn zu reden, erscheint mir das als ziemlich gemein. Das Sprichwort vom Glashaus gilt auch für Sie, Bethan. Sie werden sich ziemlich dumm fühlen, wenn die polizeilichen Ermittlungen damit enden, dass jemand anders des Mordes an Sonia Franklin überführt wird, allerwenigstens. Hugh hätte jedes Recht, eine öffentliche Entschuldigung von Ihnen einzufordern, und vertrauen Sie nicht darauf, dass er nicht vor Gericht geht.« Bethan streckte aggressiv das Kinn vor, und ein wenig von ihrer früheren Bissigkeit und Energie kehrte in ihre Haltung zurück.
»Ich habe nichts gesagt, als Sonia sich wegen Hugh zur Närrin gemacht hat, und ich muss heute damit leben. Es hat damals nicht geholfen, taktvoll zu sein, und es hilft heute auch nicht. Aber ich werde bestimmt nicht den Mund halten und zusehen, wie Ihre Freundin den gleichen Fehler macht wie Sonia. Ein Mensch auf meinem Gewissen ist genug, danke sehr.«
»Ich denke trotzdem, Sie treiben es zu weit«, erwiderte Meredith so vernünftig, wie sie konnte.
»Sehen Sie, Bethan, ich verstehe ja, dass Sie aufgebracht sind wegen Sonia und dass Sie sich Vorwürfe deswegen machen, obwohl es eigentlich nicht Ihre Schuld ist. Sie hätten nicht verhindern können, dass Sonia sich in Hugh verliebt. Die beiden sind erwachsene Menschen. Außerdem glaube ich, dass Sie sich ganz unnötig wegen Jane aufregen. Sie hilft lediglich ein wenig auf der Farm aus, weil sie sich um Tammy sorgt. Diese Woche sind Halbjahresferien. Nächste Woche ist Jane wieder in der Schule und unterrichtet, und sie wird gar nicht mehr die Zeit haben, sich um die Hazelwood Farm zu kümmern.« Bethan nahm ihre weiche, lederne Umhängetasche an sich.
»Dann ist es ja in Ordnung. Ich hoffe sehr, Sie haben Recht.« Unerwartet fügte sie hinzu:
»Ich schätze, Sie mögen mich nicht besonders, Meredith, aber offen gestanden, es ist mir
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