Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
fühlen uns doch immer wohl, wenn wir zusammen sind.»
    «Wir werden immer zusammenbleiben.»
    «Ja. Nur daß ich um Mitternacht fort muß.»
    «Denk nicht daran, Liebling.»
    Wir gingen die Straße hinauf. Der Nebel machte die Lichter gelb.
    «Bist du nicht müde?» fragte Catherine.
    «Wie steht's mit dir?»
    «Ich nicht. Ich gehe gern.»
    «Aber nicht zu lange.»
    «Nein.»
    Wir bogen in eine Seitenstraße ein, die nicht beleuchtet war, und gingen auf der Straße. Ich blieb stehen und küßte Catherine. Während ich sie küßte, fühlte ich ihre Hand auf meiner Schulter. Sie hatte mein Cape um sich gezogen, so daß es uns beide bedeckte. Wir standen auf der Straße gegen eine hohe Mauer gelehnt.
    «Komm, wir gehen irgendwohin», sagte ich.
    «Gut», sagte Catherine. Wir gingen die Straße weiter, bis sie auf eine größere Straße, die an einem Kanal entlanglief, mündete. Auf der anderen Seite waren eine Steinmauer und Gebäude. Vor uns am Ende der Straße sah ich einen Straßenbahnwagen die Brücke überqueren.
    «Wir können dort oben auf der Brücke eine Droschke bekommen», sagte ich. Wir standen im Nebel auf der Brücke und warteten auf eine Droschke. Mehrere Straßenbahnen kamen vorbei, voll mit Leuten, die nach Hause fuhren. Dann kam ein Wagen, aber es war jemand darin. Der Nebel wurde zu Regen.
    «Wir wollen lieber gehen oder eine Straßenbahn nehmen», sagte Catherine.
    «Es wird hier gleich einer kommen», sagte ich. «Sie kommen hier vorbei.»
    «Hier kommt einer», sagte sie. Der Kutscher hielt das Pferd an und klappte die Metallfahne an seinem Taxameter herunter. Das Verdeck des Wagens war hochgeschlagen, und Wassertropfen standen auf dem Mantel des Kutschers. Sein lackierter Zylinder glänzte in der Nässe. Wir drückten uns zusammen auf den Rücksitz, und das Verdeck des Wagens machte es dunkel.
    «Wohin hast du ihm gesagt?»
    «Nach dem Bahnhof. Gegenüber vom Bahnhof ist ein Hotel, wo wir hingehen können.»
    «Können wir da hingehen, so wie wir sind, ohne Gepäck?»
    «Ja», sagte ich.
    Es war ein langer Weg bis zum Bahnhof durch Seitenstraßen im Regen.
    «Wollen wir nichts essen?» fragte Catherine. «Ich fürchte, ich werde hungrig werden.»
    «Wir essen auf unserem Zimmer, ja?»
    «Ich hab gar nichts anzuziehen. Ich habe nicht einmal ein Nachthemd.»
    «Wir wollen eines besorgen», sagte ich und rief dem Kutscher zu: «Fahren Sie die Via Manzoni hinauf.» Er nickte und bog an der nächsten Ecke links ab. Auf der großen Straße sah sich Catherine nach einem Geschäft um.
    «Hier ist ein Laden», sagte sie. Ich ließ den Kutscher anhalten, und Catherine stieg aus, ging über den Bürgersteig und in den Laden hinein. Ich setzte mich im Wagen zurück und wartete auf sie. Es regnete, und ich konnte die nasse Straße und das dampfende Pferd im Regen riechen. Sie kam mit einem Paket zurück und stieg ein, und wir fuhren weiter.
    «Ich war furchtbar verschwenderisch, Liebling», sagte sie, «aber es ist ein reizendes Nachthemd.»
    Vorm Hotel bat ich Catherine, im Wage n zu warten, während ich reinging und mit dem Direktor sprach. Es gab Zimmer im Überfluß. Dann ging ich hinaus zum Wagen, bezahlte den Kutscher, und Catherine und ich gingen hinein. Der Page trug das Paket. Der Direktor dienerte uns bis zum Lift. Es gab viel roten Plüsch und viel Messing. Der Direktor fuhr mit uns im Lift hinauf.
    «Monsieur und Madame wünschen auf dem Zimmer zu speisen?»
    «Ja. Wollen Sie bitte das Menü raufschicken?» sagte ich.
    «Vielleicht wünschen Sie etwas Besonderes zum Abendessen, Wild oder einen Auflauf?»
    Der Lift zog an drei Stockwerken vorbei, jedesmal mit einem Schnappen, dann schnappte es und er hielt an.
    «Was gibt's für Wild?»
    «Ich kann Ihnen einen Fasan oder eine Schnepfe besorgen.»
    «Eine Schnepfe», sagte ich. Wir gingen den Korridor entlang. Der Teppich war abgetreten. Es gab viele Türen. Der Direktor blieb stehen, schloß eine Tür auf und öffnete sie.
    «Hier, bitte sehr. Ein herrliches Zimmer.»
    Der Page legte das Paket auf den Tisch in der Mitte des Zimmers. Der Direktor zog die Gardinen auf.
    «Es ist neblig draußen», sagte er. Das Zimmer war mit rotem Plüsch eingerichtet. Es gab viele Spiegel, zwei Stühle und ein großes Bett mir einer seidenen Decke. Eine Tür führte ins Badezimmer.
    «Ich werde Ihnen das Menü raufschicken», sagte der Direktor. Er verbeugte sich und verschwand.
    Ich ging ans Fenster und sah hinaus, dann zog ich an einer Schnur, so daß die dicken

Weitere Kostenlose Bücher