In einem anderen Land
dir. Ich bin so sehr glücklich mit dir verheiratet.»
Der Kellner kam und nahm die Sachen fort. Nach einer Weile waren wir sehr still und konnten den Regen hören. Unten auf der Straße hupte ein Auto.
«Doch stets im Rücken hör ich unverweilt der Zeit beschwingten Wagen, der mir näher eilt», sagte ich.
«Ich kenne das Gedicht», sagte Catherine. «Es ist von Marvell. Aber es handelt von einem Mädchen, das nichts mit einem Mann zu tun haben will.»
Mein Kopf war sehr klar und kühl, und ich wollte über Tatsachen reden.
«Wo wirst du das Baby bekommen?»
«Ich weiß nicht. Aber ich werde mich nach dem geeignetsten Ort erkundigen.»
«Wie willst du das alles ordnen?»
«So gut ich kann. Sorg dich nicht, Liebling. Wir können viele Babies bekommen, ehe der Krieg aus ist.»
«Es ist beinahe Zeit zum Gehen.»
«Ich weiß. Das hängt ja ganz von dir ab.»
«Nein.»
«Dann sorg dich nicht, Liebling. Bis jetzt warst du fabelhaft, und jetzt machst du dir Gedanken.»
«Nein, nein. Wie oft wirst du mir schreiben?»
«Jeden Tag. Werden deine Briefe gelesen?»
«So viel Englisch können sie nicht, daß das was schadet.»
«Ich schreib ganz durcheinander und unverständlich», sagte Catherine.
«Nicht zu durcheinander.»
«Nein, nur ein bißchen.»
«Ich fürchte, wir müssen gehen.»
«Schön, Liebling.»
«Ich geh so ungern aus unserem schönen Heim weg.»
«Ich auch.»
«Aber wir müssen gehen.»
«Ja. Aber wir sind nie sehr lange in unserem Heim.»
«Aber später.»
«Ich werde ein schönes Zuhause für dich haben, wenn du zurückkommst.»
«Vielleicht bin ich gleich wieder da.»
«Vielleicht wirst du ganz leicht am Fuß verwundet.»
«Oder am Ohrläppchen.»
«Nein. Ich will deine Ohren so wie sie sind.»
«Und meine Füße nicht?»
«Deine Füße waren schon mal verwundet.»
«Wir müssen gehen, Liebling. Wirklich.»
«Schön. Geh du vor.»
12
An dem Abend, an dem ich an die Front zurück mußte, schickte ich den Pförtner an die Bahn, um einen Platz für mich zu belegen, sobald der Zug aus Turin einlief. Der Zug sollte um Mitternacht weiterfahren. Er wurde in Turin zusammengestellt und traf ungefähr um halb elf in Mailand ein und wartete im Bahnhof, bis es Zeit zum Weiterfahren war. Man mußte da sein, wenn er einlief, um einen Sitzplatz zu bekommen. Der Pförtner nahm einen Freund mit, einen Maschinengewehrschützen auf Urlaub, der bei einem Schneider arbeitete, und war sicher, daß es ihnen gemeinsam gelingen würde, einen Platz für mich freizuhalten. Ich gab ihnen Geld für die Bahnsteigkarten und ließ sie mein Gepäck mitnehmen. Ich hatte einen großen Rucksack und zwei Taschen.
Ich verabschiedete mich ungefähr um fünf Uhr im Lazarett und ging weg. Der Pförtner hatte mein Gepäck in seiner Loge, und ich sagte ihm, daß ich etwas vor Mitternacht auf dem Bahnsteig sein würde. Seine Frau sagte «Signorino» zu mir und weinte. Sie wischte sich die Augen und drückte mir beide Hände und weinte dann wieder. Ich klopfte ihr auf den Rücken, und sie weinte von neuem. Sie hatte meine Sachen für mich geflickt und war eine sehr kleine, gedrungene Frau mit einem fröhlichen Gesicht und weißen Haaren. Wenn sie weinte ging ihr ganzes Gesicht in die Brüche. Ich ging runter an die Ecke in die Weinhandlung, wartete drinnen und sah aus dem Fenster. Draußen war es dunkel, kalt und dunstig. Ich bezahlte meinen Kaffee und Grappa und beobachtete die vorbeigehenden Leute im Lichtschein der Scheibe. Ich sah Catherine und klopfte gegen die Scheibe. Sie guckte auf, sah mich und lächelte, und ich ging zu ihr hinaus. Sie trug ein dunkelblaues Cape und einen weichen Filzhut. Wir gingen nebeneinander her auf dem Bürgersteig an den Weinhandlungen vorbei, dann über den Marktplatz und die Straße hinauf und durch den Torbogen auf dem Domplatz. Vor uns waren Straßenbahngleise, jenseits von diesen lag der Dom. Er war weiß und feucht in dem Dunst. Wir überquerten die Straßenbahnschienen. Zur Linken waren die Läden mit ihren erleuchteten Fenstern und der Eingang zur Galleria. Auf dem Platz war es neblig, und als wir dicht vor der Front des Doms standen, war er sehr groß und der Stein war naß.
«Möchtest du reingehen?»
«Nein», sagte Catherine. Wir gingen weiter. Im Schatten eines steinernen Strebepfeilers vor uns stand ein Soldat mit seinem Schatz, und wir gingen vorbei. Sie standen dicht an den Stein gelehnt, und er hatte sein Cape um sie geschlagen.
«Wie wir», sagte
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