In einer anderen Haut
der Hand und führte sie ins Schlafzimmer. Sie tauschten keinerlei Zärtlichkeiten aus, sondern lagen nur nebeneinander auf dem Bett und hielten sich an den Händen, ohne ein Wort zu sagen.
Am nächsten Morgen war Diane so ruhig und gefasst, wie Anne es sich nur wünschen konnte. Sie hasste sie dafür. Diane reichte ihr eine Tasse Kaffee und sagte: «An Adams Stelle würde ich genauso handeln. Sie haben in dich investiert und wollen kein Risiko eingehen. So ist das Geschäft. Geh ruhig schon mal unter die Dusche.»
Als Anne, in ein Handtuch gehüllt, aus dem Bad kam, stand ein Koffer mit ihren Habseligkeiten an der Tür, und Diane breitete ein paar Sachen zum Anziehen für sie auf dem Bett aus. Anne sah sie an. «Bist du sicher, dass du es so willst?»
Diane zuckte wortlos mit den Schultern. Anne verspürte ein leises Gefühl der Erleichterung darüber, dass es keine Szene gab. «Also, bis dann», war alles, was sie sagte. Sie gaben sich nicht mal einen Abschiedskuss.
Zurück in ihrem Gästehäuschen, bekam Anne einen Weinkrampf und erbrach sich schließlich in die Toilette, den bitteren Geschmack von Dianes Kaffee in der Kehle. Völlig fertig verkroch sie sich ins Bett und wachte eine Stunde später wieder auf. Ihre Haut fühlte sich rau an und juckte. Um sich abzulenken, cremte sie sich mit Bodylotion ein, Beine, Arme, Bauch. Eins führte zum anderen. Sie streichelte sich und dachte dabei an Diane, bis sie kam und ihr erneut Tränen über die Wangen strömten.
Sie meldete sich in einem Fitnessstudio an, und Adam besorgte ihr einen Personal Trainer, der sie auf eine so strikte und abstruse Diät setzte, dass sie den halben Tag damit verbrachte, die Zutaten dafür zu besorgen; den Rest der Zeit war ihr Blutzuckerspiegel so weit unten, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte; es fiel ihr sogar schwer, an Diane zu denken. Als sie eines Tages im Fitnessstudio an der Bar ein Glas Weizengrassaft trank, sprach sie unvermittelt ein Typ an: «He, du siehst aber gar nicht gut aus.»
«Wieso redest du dann mit mir?», fragte sie.
«Ich wollte dich nicht beleidigen», sagte er. «Könnte es sein, dass du dich beim Training ein bisschen übernimmst? Jedenfalls siehst du so aus, als könntest du mal wieder ein Steak vertragen.»
Anne nahm ihre Tasche und glitt von ihrem Hocker. Um ein Haar wäre sie dabei ohnmächtig geworden; helle Punkte tanzten vor ihren Augen, und sie musste sich an den Tresen lehnen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Typ ergriff sie am Arm. Sie sah, wie sich seine Muskeln wölbten; er trug ein blaues T-Shirt und eine Adidas-Jogginghose.
«Ja, ich glaube, ich brauche tatsächlich wieder mal ein schönes Stück Fleisch», sagte sie.
Er grinste.
Zwei Stunden später landeten sie bei ihr im Bett. Sie hatte fast vergessen, wie sich das anfühlte – die Kraft, die Wucht, der Geruch eines Mannes. Sie fragte ihn nicht mal, wie er hieß.
Und so begann eine Zeit, in der sie mehr oder minder wahllos mit irgendwelchen Typen ins Bett ging, die sie in Restaurants oder Bars kennenlernte – mit einem Zahnarzt, einem Studioboss, einem Koch, einem weiteren Studioboss, einem Pilates-Trainer und dann malwieder dem Typen, den sie in ihrem Fitnessstudio kennengelernt hatte. Diesmal erfuhr sie sogar seinen Namen – Neal – und ließ sich von ihm in ein Restaurant einladen, in dem Diane und sie oft gewesen waren. Anschließend fuhren sie zu ihr. Gegen elf waren sie schon halb eingeschlafen, als jemand heftig gegen die Tür hämmerte.
Es war Diane. Sie war sichtlich angetrunken und weinte. «Du verdammte Fotze», sagte sie.
«Was willst du denn hier?»
«Fick dich doch. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass du eine Nutte bist.»
Neal, der sie gehört hatte, trat in Boxershorts und mit dem Handy in der Hand zu ihnen. Anne fragte sich, ob er die Polizei rufen oder Diane womöglich auf ein Steak einladen wollte – eine anständige Proteinquelle war für ihn die Lösung aller Probleme.
«Okay, jetzt weiß ich’s», sagte Anne. «Dann kannst du ja wieder gehen.»
«Du kaltherzige Schlampe», zischte Diane. «Du hast mit Typen aus
meiner
Produktionsfirma gebumst! Die halbe Welt weiß davon! Hast du nicht mal den Anstand, es außerhalb der Filmbranche zu treiben?»
«Hier arbeitet doch sowieso jeder beim Film», sagte Anne.
«Ich nicht», warf Neal ein.
«Wer zum Teufel sind Sie?», fauchte Diane.
«Ich heiße Neal.»
«Entschuldigung», sagte Anne. «Diane, Neal.»
«Ist das dein Lover?
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