In einer heißen Sommernacht
Calvin hat gesagt, dass er es zu einem spottbilligen Preis macht. Es war übrigens sehr nett von ihm, dass er uns Brombeeren mitgebracht hat. Er hat sie selbst gepflückt.«
Ella seufzte. » Sag ihm, er soll vorbeikommen, und wir reden darüber. Danach sehen wir weiter.« Sie warf einen Blick aufSollys Teller. Er hatte ausreichend gegessen. » Solly darf jetzt seinen Nachtisch haben«, sagte sie zu Margaret.
Die Magd lächelte den Jungen an, während sie die Hände aus dem Spülbecken nahm und das Wasser abschüttelte. » Ich werde das Goldstück selber füttern.«
Ella ging mit dem vollen Tablett bis zur Tür und drehte sich, um sie mit dem Hintern aufzustoßen.
» David.«
» Was?«
» Das ist Mr Rainwaters Vorname«, erklärte Margaret. » Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
Ella warf ihr einen verärgerten Blick zu, während sie rückwärts durch die Tür ging. Als sie sich im Esszimmer wieder umdrehte, schaute sie direkt zu Mr Rainwater, der ihren Blick erwiderte. Seine Augen hielten den Kontakt einen Moment lang aufrecht, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Miss Violet richtete, die ihm von der aufregenden Zeit erzählte, als sie und ihre Schwester an einer staatlichen Schule unterrichteten.
» Es ist so nett, jemanden kennenzulernen, mit dem man eine gepflegte Unterhaltung führen kann, nicht wahr, Schwester?«, sagte Violet.
» Allerdings.« Pearl lächelte gekünstelt und zupfte ihren Spitzenkragen glatt. » Ich hoffe, dass Sie sehr lange bei uns bleiben werden, Mr Rainwater.«
Ella vermied es, ihn anzusehen, und machte ein unbeteiligtes Gesicht, als sie den Brombeer-Cobbler mit Sahne servierte.
Sie aß alleine am Küchentisch, als er den Kopf durch die Tür steckte. Sie stand sofort auf und tupfte sich den Mund ab. » Mr Rainwater. Kann ich Ihnen helfen?«
Er trat in die Küche.
Margaret unterbrach ihre Tätigkeit und schenkte ihm ein breites Lächeln. » Es gibt noch Kaffee.«
» Für mich nicht mehr, danke.«
Solly, der Ella gegenübersaß und mit dem Löffel gegen die Tischkante klopfte, reagierte nicht.
Der neue Hausgast deutete mit einem Nicken auf Ellas Teller. » Ich habe mich schon gefragt, wann Sie zum Essen kommen.«
» Brauchen Sie etwas?«
» Verzeihen Sie mir, dass ich Sie beim Essen störe. Ich wollte nur fragen, ob es in Ordnung ist, wenn ich das Licht auf der Veranda anschalte, um draußen zu lesen.«
» Oh, natürlich. Der Schalter ist–«
» Ich habe ihn schon gefunden. Aber ich wollte zuerst fragen, bevor ich das Licht einfach anschalte.«
» Achten Sie nur darauf, es wieder auszuschalten, wenn Sie hineingehen.«
Mr Rainwaters Blick fiel auf Solly, der immer noch rhythmisch mit dem Löffel trommelte, dann schenkte er Margaret und Ella ein kurzes Nicken und zog sich wieder zurück.
» Nett von ihm, dass er vorher fragt«, bemerkte Margaret. » Dieser Mr Soundso, der mit der ständigen Alkoholfahne, dem wäre so etwas nie eingefallen. Ich hoffe, Mr Rainwater bleibt uns lange erhalten.«
Ella setzte sich wieder und aß weiter.
Nachdem Margaret sich verabschiedet hatte, brachte Ella Solly ins Bett. Er schlief rasch ein. Sie kniete vor seinem Bett, betrachtete sein süßes Gesicht und lauschte den leisen Atemzügen. Als ihre Knie zu schmerzen begannen, hauchte sie einen Kuss auf seine Wange und glitt leise aus dem Zimmer, während er friedlich weiterschlummerte. Nichtsdestotrotz horchte sie auf Geräusche von ihm, als sie wieder am Küchentisch saß und für das Abendessen morgen Schwarzaugenbohnen schälte. Es war bereits nach zehn Uhr, als sie ihren letzten Rundgang durch die Küche machte und anschließend das Licht ausschaltete.
Ihr Nacken und ihre Schultern schmerzten vor Erschöpfung, als sie den finsteren Hausflur durchquerte. Das Licht auf der Vorderveranda war aus. Mr Rainwater hatte es nicht vergessen. Trotzdem ging sie an die Tür, um zu überprüfen, ob er das Fliegengitter verriegelt hatte. Hatte er nicht. Sie griff hoch zu dem Riegel.
» Wenn Sie den einhaken, kann ich nicht mehr ins Haus.«
Ella zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen.
» Tut mir leid«, sagte er. » Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
Sie stieß die Fliegengittertür auf und trat auf die Veranda hinaus. Mr Rainwater saß im Dunkeln auf einem Korbstuhl. » Nein, mir tut es leid«, erwiderte Ella. » Das Licht war aus, darum dachte ich, Sie wären schon hineingegangen. Ich bedaure, dass ich Sie gestört habe.«
» Das haben Sie nicht. Ich habe das Licht
Weitere Kostenlose Bücher