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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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der untersten Treppenstufe, die rechte Hand auf dem Treppenpfosten, als wäre er mitten in der Bewegung erstarrt, als er sie sah.
    Er verschwand fast ganz in den Intervallen der Dunkelheit zwischen den einzelnen grellen Blitzen, die alles in ein bläuliches Licht tauchten, das sein Hemd unnatürlich weiß aufleuchten ließ. Nur ein einziger Hemdknopf in Höhe der Brustmitte war zugeknöpft. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, um seinen Hemdschoß in die Hose zu stecken. Seine Hosenträger baumelten in Schlaufen seitlich an seinen Oberschenkeln herunter. Seine Füße waren nackt.
    Ella war bewusst, dass sie genauso unordentlich aussah wie er, wenn nicht sogar noch unordentlicher. Ihr Gesicht war von wilden Locken umrahmt, die in eine lange, zerzauste Mähne mündeten. Ihr Morgenmantel war vom Regen feucht. Der nasse Saum klebte an ihren Fußknöcheln. Ihre Füße fühlten sich kalt und klamm an, was sie daran erinnerte, dass sie barfuß war.
    All das wurde ihr innerhalb weniger Sekunden bewusst, in denen es ihr vorkam, als wäre sämtliche Luft aus ihrem Körper gewichen. Ein Blitz schlug gefährlich nah ein. Der darauf folgende Donner brachte das Haus zum Beben. Die Gläser und das Porzellan klirrten in den Vitrinen. Die Lampe in der Diele klapperte. Die Hintertür knallte zu wie ein Echo auf den Donnerschlag.
    Trotzdem rührte sich keiner der beiden von der Stelle. Ihre Augen blieben aufeinander geheftet. Ellas Herz fühlte sich an, als würde es gleich zerspringen.
    Sie sagte mit heiserer Stimme: » Das Gewitter ist endlich ausgebrochen.«
    Er hielt ihrem Blick noch einige Sekunden stand, bevor er langsam den Kopf schüttelte. » Nein, ist es nicht.«
    Sie holte zitternd Luft, während ihr das Herz bis zum Hals schlug, und zwang sich, ihre Füße zu bewegen.
    Als sie auf dem Weg in ihr Zimmer an ihm vorbeiging, fügte er leise hinzu: » Noch nicht.«
    Nachdem das Frühstück beendet und die Küche aufgeräumt war, gingen Ella und Margaret nach draußen, um die Spuren der Verwüstung zu beseitigen, die der Sturm hinterlassen hatte. Ella war überrascht, Bruder Calvin zu sehen. Er sammelte abgebrochene Äste und Zweige auf und stapelte sie auf einen Haufen in dem Graben, der an der Grundstücksgrenze entlanglief.
    Ella sah Margaret vorwurfsvoll an, aber die Magd zuckte nur mit den Achseln. » Ich habe ihn nicht herbestellt.«
    » Das ist wahr, Mrs Barron. Ich bin selbstständig hergekommen, um zu sehen, ob ich helfen kann.«
    Ella hatte schließlich nachgegeben und Bruder Calvin beauftragt, die Fensterläden zu streichen. Er war auch für andere Arbeiten bezahlt worden, die mehr Kraft und Zeit erforderten, als Ella besaß. » Ich kann es mir nicht leisten, noch jemanden einzustellen«, sagte sie ihm nun, während er gerade einen angebrochenen Ast von dem Pekannussbaum absägte.
    » Die Arbeit ist umsonst. Ich bin Ihnen was schuldig.«
    » Sie brauchen nicht–«
    » Wir sind noch lange nicht quitt, Mrs Barron.«
    Als der beschädigte Ast vom Stamm fiel, wandte er sich um und blickte sie an. Sie sah, dass das Weiß in seinem rechten Auge immer noch einen roten Fleck hatte. Ihr wurde klar, dass dies für ihn eine Frage der Ehre war, also zeigte sie ihr Einverständnis mit einem kurzen Nicken. » Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen, Bruder Calvin.«
    » Der Sturm letzte Nacht war viel Wind um nichts. Die Erde ist nicht einmal feucht.«
    Ella hatte heute Morgen im Radio gehört, dass die Regenmenge kaum messbar war und dass das bisschen Feuchtigkeit so rasch gefallen war, dass es verdunstete, bevor es in dem ausgetrockneten Boden versickern konnte. Der Wolkenbruch hatte der Dürre definitiv kein Ende gesetzt.
    Der Prediger deutete auf den Graben. » Ich werde das Holz später verbrennen. Der Stapel wird noch größer werden.«
    » Kommen Sie zur Mittagszeit in die Küche. Margaret wird Ihnen etwas zu essen geben.«
    » Ihre Butterbohnen?«
    Sie lächelte. » Heute nicht.«
    » Was es auch sein wird, ich danke Ihnen, Ma’am.«
    Ella war den restlichen Vormittag damit beschäftigt, die Fenstersimse und den Boden, auf die es in der Nacht geregnet hatte, trocken zu wischen. Die Vorhänge im Salon waren feucht. Sie schüttelte sie aus und stellte den Ventilator an, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen.
    Das Mittagessen musste serviert werden, aber Ella hatte noch so viel zu tun, dass sie Margaret damit beauftragte, bevor sie sie anschließend mit einer langen Einkaufsliste zum Laden schickte. Am Nachmittag, als

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