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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Calvin mit seiner Predigt fort und hatte nach dem Schlussgebet zehn neue Mitglieder für seine Gemeinde gewonnen.
    Das Gesicht des Predigers war immer noch zerschunden, aber abgesehen von den Schnittwunden und einer gebrochenen Rippe hatte er keine Verletzungen erlitten. Miss Violets Kommentar zu dem Überfall auf der Pritchett-Farm lautete: » Er kann von Glück sagen, dass sie ihn nicht gelyncht haben.«
    Auch wenn Ella eine ganz andere Haltung in der Rassenfrage vertrat als die Schwestern, stimmte sie Miss Violets Aussage zu. Sie fand auch, dass Bruder Calvin sich glücklich schätzen konnte, dass er mit dem Leben davongekommen war.
    Zuerst nahm man an, dass der Angriff auf die Kirche rassistische Hintergründe hatte, als eine Warnung an die Schwarzen, sich nicht in Belange einzumischen, die ausschließlich die Weißen angingen, wie zum Beispiel Regierungsangelegenheiten. Diese allgemeine Einschätzung änderte sich, als gleich in der nächsten Nacht zwei Zelte in der Barackensiedlung in Flammen aufgingen und jemand eine Ladung Pferdedung an der Stelle, wo die Lagerbewohner ihr Wasser holten, in den Bach kippte.
    Offenbar richtete sich der Terror auch gegen arme Weiße und Landstreicher.
    Aber nach diesen Vorfällen verloren Conrad Ellis und seine Bande scheinbar das Interesse an organisierten Vergeltungsmaßnahmen. Sie beschränkten sich wieder auf ihre üblichen Methoden, Unfrieden zu stiften– durch rücksichtsloses Rasen, öffentliche Trinkgelage und widerwärtiges Verhalten bei jeder Gelegenheit.
    Das Massengrab auf der Pritchett-Farm war von der Straße aus kaum zu erkennen, und Natronlauge verhinderte, dass der Verwesungsgeruch sich in der Luft ausbreitete. Trotzdem war der Vorfall allen lebhaft in Erinnerung. Andere Milchbauern und Viehzüchter aus der Region verkauften ihren Bestand an die Regierungsagenten, aber keines dieser Geschäfte führte zu ähnlichen Zwischenfällen, was zum Teil daran lag, dass die Farmen in sehr ländlichen Gebieten lagen und nicht in der unmittelbaren Umgebung von Gilead und der Barackensiedlung voller Menschen, die sich kaum ernähren konnten.
    Um eine Zwangsvollstreckung zu vermeiden, waren viele der Landbesitzer bereit, das Regierungsprogramm zu nutzen, bevor es auslief. Sentimentalitäten konnte sich keiner leisten, der vor der Wahl stand, seine Herde zu verlieren oder alles.
    Man konnte niemandem einen Vorwurf machen, der versuchte, aus einer verheerenden Notlage das Beste zu machen. Viele Bürger der Stadt zollten Mr Pritchett Bewunderung, weil er Sheriff Anderson öffentlich dafür kritisiert hatte, dass er tatenlos danebenstand, als die Schläger eine ohnehin schon prekäre Situation in ein lebensgefährliches Chaos verwandelten. Einige machten keinen Hehl aus ihrer Verachtung für den Ellis-Clan, der am meisten von dem Regierungsprogramm profitierte, während die Viehzüchter und Farmer mit Almosen abgespeist wurden, die für einen Neuanfang nicht reichten. Andere wiederum, denen die Barackensiedlung und ihre Bewohner ein Dorn im Auge waren, vertraten die Meinung, die Vagabunden hätten es nicht besser verdient.
    Die Gerüchteküche brodelte. Die Spekulationen wurden immer wilder. Die Nerven lagen blank, und die Anspannung war hoch. Alle schienen darauf zu warten, dass etwas Schlimmes passierte. Die Angst war so erdrückend wie die unerbittliche Hitze.
    Eines Abends, als Mr Hastings das Schachbrett studierte und darauf wartete, dass Mr Rainwater seinen Zug machte, bemerkte er: » Heute ist es richtig stickig.«
    Mr Rainwater beschränkte sich auf ein geistesabwesendes Nicken als Antwort.
    Ella hatte den ganzen Tag gebacken, sodass die Küche selbst nach Sonnenuntergang unerträglich heiß blieb. Es wehte nicht das leiseste Lüftchen, obwohl alle Fenster im Haus in der Hoffnung auf ein bisschen Durchzug offen standen. Ella hatte die Männer gefragt, ob es sie störte, wenn sie und Solly sich zu ihnen in den vorderen Salon gesellten, wo wenigstens der kleine Ventilator die schwüle Luft durcheinander wirbelte.
    Mr Hastings hatte für beide geantwortet. » Natürlich nicht.«
    Sie hatte in einem Sessel Platz genommen und Solly neben sich auf den Boden gesetzt, wo er mit Garnspulen spielte, während sie Flickarbeiten erledigte.
    Mr Hastings nahm einen Schluck Eistee und führte die einseitige Unterhaltung fort, indem er bemerkte: » Bei der hohen Luftfeuchtigkeit könnte es nachts ein Gewitter geben. Ob wir wohl auf ein bisschen Regen hoffen dürfen?«
    Mr Rainwater

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