In einer heißen Sommernacht
verloren an jenem Abend kein weiteres Wort darüber. Als Ella klar wurde, dass es vergeblich war, mit einem Mann zu diskutieren, der bereit war, seine ohnehin kurze Lebenserwartung noch weiter zu verkürzen, hatte sie sich ins Haus zurückgezogen und war direkt in ihr Zimmer gegangen. Sie vertraute darauf, dass Mr Rainwater daran dachte, die Fliegengittertür zu verriegeln, wenn er hereinkam.
Beim Frühstück am nächsten Morgen tauschten sie nur ein höfliches Nicken aus, ohne miteinander zu sprechen. Am späten Vormittag kam er in den Garten heraus, wo Ella Handtücher auf die Wäscheleine hängte. Solly saß im Staub und klopfte mit einem Holzlöffel auf einen umgedrehten Blecheimer. Margaret war im Schuppen und drehte die nasse Wäsche durch die Mangel.
Mr Rainwater näherte sich und tippte kurz an seine Hutkrempe. » Guten Morgen, Mrs Barron.«
» Guten Morgen.«
» Wir haben unser Gespräch gestern Abend nicht beendet.«
» Ich kann Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie Ihr Leben zu leben haben.« Sie befestigte ein Handtuch mit einer Wäscheklammer an der Leine, dann wandte sie sich wieder um zu ihm und schattete mit der Hand ihre Augen vor der Sonne ab. » Aber ich dulde nicht, dass Sie mir Ärger ins Haus bringen.«
» Das liegt mir absolut fern.«
» Mag sein, dass das nicht Ihre Absicht ist, aber das heißt noch lange nicht, dass es nicht so weit kommt. Es ist allgemein bekannt, dass Sie hier wohnen. Ihre Beteiligung an dieser Sache gefährdet Solly, mich und jeden anderen hier im Haus.«
» Ich würde lieber ausziehen, bevor ich zulasse, dass Ihnen etwas zustößt.«
Er sprach mit einer solchen Überzeugung, dass Ella nervös zum Schuppen blickte, sicher, dass Margaret ihr Bestes tat, um zu lauschen, auch wenn sie vorgab, nichts mitzubekommen, während sie die Kurbel an der Mangel drehte. Wahrscheinlich wusste Margaret bereits, was Sache war, besonders da Bruder Calvin zu den Anführern zählte. Aber Ella wollte nicht, dass das, was zwischen ihr und Mr Rainwater besprochen wurde, nach außen drang.
Ihr Blick wanderte zurück zu ihm. » Ich werde Sie beim Wort nehmen.«
» Wenn Sie mich bitten, auszuziehen, werde ich das tun.«
» Haben Sie eine Feuerwaffe?«
» Nein.«
» Ich dulde nämlich keine Waffen in meinem Haus. Solly–«
» Ich besitze keine.«
» Und ich möchte nicht, dass diese Versammlungen auf meinem Grundstück stattfinden.«
» Das würde ich niemals vorschlagen.«
Sie warf ihm einen langen Blick zu, bevor sie sich bückte und das nächste feuchte Handtuch aus dem Korb auf dem Boden nahm. Sie schüttelte es, dass es knallte. » Ich finde es nach wie vor waghalsig von Ihnen, dass Sie sich auf etwas einlassen, was Sie gar nicht betrifft.«
Er nahm eine Wäscheklammer aus dem Stoffbeutel an der Leine und reichte sie ihr. » Aber es betrifft mich, Mrs Barron. Sehr sogar.«
Sie sah ihn fragend an, während sie ihm die Klammer abnahm.
» Ich möchte gerne die Zeit, die mir noch bleibt, vernünftig nutzen.«
Er ging einen Schritt rückwärts, stieg vorsichtig um den Wäschekorb und um Solly und entfernte sich in Richtung Haus.
» Mr Rainwater?«
Ella rief ihm hinterher, ohne zu überlegen, und schämte sich sofort für ihre Spontaneität. Sie war sich bewusst, dass Margaret in Hörweite war. Und sie war sich auch bewusst, dass sie das feuchte Handtuch vor ihrer Brust umklammerte. Aber nun war es zu spät. Er hatte sich umgedreht und blickte sie erwartungsvoll an.
» Passen Sie auf sich auf.«
Er lächelte und fasste wieder an seine Hutkrempe. » Danke. Das werde ich.«
Mit Solly an der Hand betrat Ella die Kirche und entdeckte zwei freie Plätze in einer der hinteren Sitzreihen. Sie kam jeden Sonntag absichtlich ein paar Minuten später, während gesungen wurde oder die Köpfe im Gebet gebeugt waren. Sie wollte die anderen Kirchenbesucher meiden, die Solly immer neugierig anstarrten, manchmal auch ängstlich, oft mit Mitgefühl, das an Mitleid grenzte. Ella verachtete diese Blicke und wollte nicht, dass Solly ihnen ausgesetzt war.
Er sah heute aus wie ein Engel. Sie hatte ihm eine Kombination aus einem weißen Leinenhemd und einer kurzen Hose angezogen, die sie letzten Sommer auf einem Trödelmarkt gekauft hatte in der Hoffnung, dass er innerhalb eines Jahres hineinwachsen würde. Die Hose war mit dem Hemd durch große, runde Knöpfe verbunden. Sollys Kniestrümpfe waren tadellos sauber, und seine Schuhe hatte sie gestern Abend poliert. Heute Morgen war es ihr gelungen,
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