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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Kartoffeln mit Schale dazu machen. Das wäre eine leckere Beilage zu dem gebackenen Schinken.
    Ihre Gedanken wanderten von dem morgigen Speiseplan zu der gestrigen unangenehmen Konfrontation mit Conrad und dem Terror, den er gestern Abend auf der Thompson-Farm organisiert hatte, bis zu dem späten Intermezzo in der Küche, wo sie beinahe beim Spülen das Geschirr zerdeppert hätte, weil sie Mr Rainwaters Hände beim Abtrocknen beobachtete.
    Ella, hatte er gesagt. Zweimal.
    Sie hatte es nicht kommentiert, als er sie beim Vornamen nannte, obwohl sein Verhalten unangemessen war, aber sie wollte nicht darauf herumhacken und daraus ein Thema machen, das eine weitere Diskussion erforderte. Als er von ihrer Schönheit anfing, hatte sie sich rasch entschuldigt und sich schleunigst in ihr Zimmer zurückgezogen.
    Trotzdem konnte Ella nicht vergessen, wie er ihren Vornamen ausgesprochen hatte. Insgeheim war sie froh, dass sie die besondere Resonanz gehört hatte, die seine Stimme diesen zwei gewöhnlichen Silben verlieh. Irgendwie wusste sie, dass sie an dieser Erinnerung lange Zeit festhalten würde. Womöglich für immer.
    Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, dass Solly nicht mehr auf der Veranda saß, sondern aufgestanden war und am Geländer stand.
    » Solly?«
    Er gab natürlich keine Antwort. Er war darauf konzentriert, einen Dominostein auf das Geländer zu stellen, parallel zu dem Pfosten darunter und genau in der Mitte des Handlaufs. Während sie vor sich hin träumte, hatte er die Dominosteine aufgereiht, ein gutes Dutzend davon stand jetzt in gerader Linie auf der Brüstung.
    Sie ließ den Sack mit den Bohnen und die Schüssel im Schaukelstuhl liegen und näherte sich dem Geländer, aber nicht so nah, dass sie die Grenzen übertrat, die für sie unsichtbar waren, aber äußerst wichtig für ihren Sohn. Sie wollte nicht, dass ihre Nähe ihn von seinem Tun ablenkte.
    Nachdem sie ihn mehrere Minuten lang beobachtet hatte, sah sie, dass er die Dominosteine in nummerisch aufsteigender Reihenfolge aufstellte. Aber, viel wichtiger, er pickte sie nicht aus einem gemischten Haufen, wie er das zuvor getan hatte, sondern er suchte in der Schachtel nach dem nächsten passenden Stein und stellte ihn ans Ende.
    Das war keine unheimliche Fähigkeit, über die Inselbegabte oft verfügten, wie Doktor Kincaid ihr erklärt hatte. Solly besaß offenbar auch eine außergewöhnliche Begabung, aber heute dachte er logisch. Er überlegte, bevor er den nächsten Stein auswählte. Im Grunde genommen war er dabei zu zählen!
    Tränen traten in Ellas Augen, und sie presste die Finger vor den Mund, um ein Freudenschluchzen zu unterdrücken.
    » Margaret sagt, Sie sind unvernünftig, weil Sie im Regen draußen sitzen.«
    Sie fuhr herum, während Mr Rainwater die Fliegengittertür aufstieß und auf die Veranda trat.
    » Schauen Sie.« Sie deutete auf die Dominosteine auf dem Geländer. » Er hat von sich aus damit angefangen. Ich habe ihn nicht dazu ermuntert. Sehen Sie genau hin.«
    Mr Rainwater stellte sich neben sie. Solly hatte nur zwei Steine an das Ende der Reihe gefügt, als Mr Rainwater erkannte, was der Grund für Ellas Aufregung war. » Er nimmt sich die Steine gezielt aus der Schachtel, um den nächsthöheren Wert zu legen.«
    » Finden Sie das nicht signifikant?«
    » Absolut.«
    » Mir fällt ein, dass er am Sonntag auf dem Friedhof die Gitterstäbe des Zauns betrachtet hat. Offensichtlich faszinieren ihn präzise angeordnete Objekte. Könnte man diese Faszination nicht fördern? Vielleicht könnte man daraus sogar eine Fertigkeit entwickeln, denken Sie nicht auch?«
    » Definitiv. Solly könnte später einmal Brücken bauen.«
    Sie lächelte über seinen Optimismus. » Ich wäre schon mit weniger zufrieden.«
    Mr Rainwater streckte die Hand aus und berührte Sollys Schulter. Der Junge zuckte zurück, aber ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. » Gut gemacht, Solly.«
    » Sehr gut gemacht, Solly«, bekräftigte Ella.
    Mr Rainwater sagte: » Ich finde, das muss gefeiert werden. Das ist das Mindeste. Darf ich Sie und Solly zu einem Eis einladen?«
    » Vor dem Abendessen?«
    » Man sollte immer spontan feiern. Regeln können gebrochen werden–«
    » Mr Rainwater!« Margaret stürmte durch die Fliegengittertür. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und sie war atemlos vor Schreck. » Jimmy, mein Junge, hat eben aus dem Laden angerufen. Er meinte, drüben bei den Hatchers gibt es Ärger. Er hat

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