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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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konnten.«
    Sie arbeiteten schweigend weiter, bis die letzte Pfanne abgetrocknet und weggeräumt war. Er breitete das feuchte Geschirrtuch auf der Anrichte aus. Sie ließ das Spülwasser aus beiden Becken ab. Er krempelte seine Ärmel herunter und knöpfte sie zu. Sie zog ihre Schürze aus und hängte sie an einen Haken. Er nahm sein Jackett von der Stuhllehne und hängte es über seinen Arm.
    Dann verharrten beide.
    » War ein langer Tag«, sagte er.
    » Ja. Anstrengend.«
    » Wie die meisten Tage in Ihrem Leben.«
    » Ich bin es gewohnt, müde zu sein.«
    Da es ihr widerstrebte, ihn anzusehen, beugte sie sich über den Tisch und richtete das Salz und den Pfeffer in der Mitte neu aus. Dabei kippte der Salzstreuer um. Sie stellte ihn wieder auf. Danach wusste sie nicht, was sie mit ihren Händen tun sollte, und stemmte sie kurz in die Taille, bevor sie sie schließlich herunterhängen ließ.
    » Ella?«
    Sie starrte auf das Blumenmuster des Wachstischtuchs. Ein paar Salzkörner lagen darüber verstreut, aber sie vermischten sich mit dem Ornament aus himmelblauen Trichterwinden und roten Geranien, sodass sie fast nicht zu sehen waren. Normalerweise hätte Ella das Salz in ihre Hand gefegt. Aber jetzt hatte sie Angst, sich zu bewegen.
    » Ella.«
    Als sie hörte, dass er sie erstmals mit ihrem Taufnamen ansprach, verschlug es ihr den Atem, und sie hielt ihn immer noch an. Sie schloss die Augen und atmete langsam aus, dann hob sie den Kopf und blickte ihn an.
    Er sagte: » Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich heute Morgen so schroff zu Ihnen war.«
    Heute Morgen schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr einfiel, was er meinte. Es geht mir gut. Im Zorn gesprochen auf der Treppe. » Das war nichts.«
    » Doch, ich war kurz angebunden und unhöflich. Das tut mir leid.«
    » Ich habe mich aufgedrängt.«
    » Sie haben sich aus aufrichtiger Sorge nach meinem Befinden erkundigt. Das hat mich wütend gemacht.«
    Sie schüttelte leicht den Kopf, weil sie nicht richtig verstand. » Warum sollte es Sie wütend machen, wenn ich mich um Sie sorge?«
    Der Ausdruck in seinen Augen wurde intensiver. » Weil Sie die letzte schöne Frau sein werden, die ich kennenlerne. Ich möchte nicht, dass Sie in mir nur einen Kranken sehen.«

14
    Ella verbrachte eine unruhige Nacht.
    Mr Rainwater erschien nicht zum Frühstück und ließ durch Margaret, die oben die Wäsche eingesammelt hatte, ausrichten, dass er nur Kaffee haben wollte. Ella schickte Margaret mit einem Tablett wieder hoch in sein Zimmer. Als sie zurückkehrte, erwartete Ella einen Kommentar zu seiner Verfassung. Aber Margaret sagte nichts, bis sie fragte.
    » Auf mich hat er einen ganz normalen Eindruck gemacht, Miss Ella.«
    Ella bohrte nicht weiter, und sie widerstand dem Impuls, nach oben zu gehen und selbst nach ihm zu schauen. Gestern hatte sie ihn mit Fragen belästigt, bis er die Geduld verloren hatte. Diesen Fehler würde sie kein zweites Mal machen, weil sie ihn nicht aufregen wollte. Genauso wenig wollte sie mehr darüber hören, dass sie eine schöne Frau war, was nicht stimmte, oder darüber, dass er sich wünschte, sie würde ihn nicht als kranken Mann betrachten. Die Unangemessenheit solch persönlicher Worte verursachte Ella Unbehagen.
    Außerdem hatten ihre äußere Erscheinung und ihre Sichtweise über ihn nichts mit ihrem persönlichen Verhältnis zu tun, wonach er Gast in ihrer Pension war. Nicht mehr und nicht weniger.
    Trotzdem hoffte Ella, dass er, sollten die Schmerzen unerträglich werden, ihr das nicht aus männlichem Stolz verschwieg.
    Nach dem Mittagessen begann es leicht zu regnen, und Dampf stieg von den aufgeheizten Oberflächen– Dächern, Autos, Eisenbahnschienen– auf. Die Luft wurde noch drückender durch die Feuchtigkeit. Aber der sommerliche Regenschauer war ein Novum und ein wunderbarer Segen, den Ella auskosten wollte. Also nahm sie einen Sack Brechbohnen und eine Keramikschüssel und ging damit auf die Veranda hinaus. Sie setzte sich in den Schaukelstuhl und legte die Schüssel in ihren Schoß. Solly saß mit seiner Tasche, in der leere Garnspulen und die Schachtel mit den Dominosteinen lagen, neben ihr auf dem Boden.
    Es war eine stumpfsinnige Arbeit, die Enden der Bohnenhülsen abzuknicken, den Faden abzuziehen, der die Hülse versiegelte, die Hülse in zwei oder drei Teile zu brechen und sie in die Schüssel zu werfen. Sie würde die Bohnen morgen kochen. Vielleicht würde sie ein paar rote

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