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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dass keiner an das Vieh geht.«
    » Haben Sie das schriftlich?«
    Conrad zögerte und kaute an der Innenseite seiner Wange. » Ich brauche das nicht schriftlich. Ich bin beauftragt.«
    » Das haben Sie bereits gesagt«, erwiderte Mr Rainwater trocken.
    » Werden Sie jetzt diese Männer herausholen oder nicht?«
    » Mr Ellis, wollte die Regierung verhindern, dass diese Männer kostenlos an ein bisschen Fleisch kommen, würde es auf Mr Hatchers Grundstück von Beamten mit Dienstmarken wimmeln. Die würden dafür sorgen, dass niemand sich an der Herde vergreift.«
    » Herde.« Conrad spuckte in den Dreck. » Das Vieh ist doch nur noch Haut und Knochen. Nicht geeignet für den menschlichen Verzehr.«
    » Manche der unternährten Menschen aus der Siedlung sind da bestimmt ganz anderer Ansicht.«
    » Sie reden ziemlich geschwollen.«
    » Dann werde ich versuchen, mich in einfachen Worten auszudrücken. Warum tun Sie etwas derart Abscheuliches, vor dem selbst die Regierungsbeauftragten zurückschrecken? Schließlich betrifft es Sie nicht. Warum können Sie nicht einfach ein Auge zudrücken? Warum hindern Sie und Ihre Freunde diese Männer daran, sich das bisschen Fleisch zu holen und es ihren hungrigen Familien zu bringen?«
    Conrads Kopf schnellte bis dicht vor Mr Rainwaters Gesicht vor. » Warum küsst du nicht meinen Arsch?« Dies brachte ihm das nächste Gelächter seiner Freunde ein, aber das verstummte, als Conrad mit der Faust in Mr Rainwaters Gesicht schlug.
    Mr Rainwater sah den Schlag kommen und wich aus, allerdings nicht schnell genug oder nicht weit genug. Conrads Knöchel schrammten über seine Wange, wodurch die Haut aufplatzte und Blut hervorsickerte. Mr Rainwater taumelte rückwärts, wurde aber durch die schnelle Reaktion von Tad Wallace, dem Schrotthändler, der geistesgegenwärtig den Arm ausstreckte und ihn auffing, davor bewahrt, in den Stacheldraht zu fallen.
    Kaum hatte der Schrotthändler Mr Rainwater auf die Beine gestellt, stürzte er sich auf Conrad. Aber Mr Rainwater hielt ihn am Ärmel fest und zog ihn zurück. » Genau darauf wartet er doch nur. Auf einen Vorwand, um anzugreifen.«
    Die anderen murmelten zustimmend. Mr Wallace gab nach.
    Mr Rainwater fuhr mit dem Handrücken über seine aufgeplatzte Wange, um das Blut abzuwischen. » Sie haben bekommen, was Sie wollten. Sie haben mir eine verpasst und Ihren Standpunkt klar gemacht. Alle haben es gesehen. Sie haben es mir gezeigt, und nun können Sie damit angeben. Also, verschwinden Sie und lassen Sie diese Leute in Ruhe.«
    Mit belustigtem Gesicht warf Conrad einen Blick über seine Schulter zu seinen Kumpanen, die alle wie auf ein Stichwort loskicherten. » Nein, wir denken nicht daran, einfach so zu verschwinden. Und glaub ja nicht, dass du und die anderen Dreckskerle uns mit den paar Schrotflinten und rostigen Messern Angst einjagen könnt.«
    » Was ist mit der Aussicht auf ewige Verdammnis? Macht euch das vielleicht Angst?«
    Niemand hatte bemerkt, dass Bruder Calvin aus der Grube geklettert und um den Zaun herumgegangen war, sodass er jetzt hinter Conrads Leuten stand. Seine donnernde Stimme ließ sie zusammenfahren. Als er ein paar Schritte vorwärtsging, traten die Männer zur Seite, manche davon nur widerwillig. Aber keiner hielt ihn auf, bis er nur eine Ellenlänge vor Conrad stehen blieb. Selbst dieser wirkte neben Bruder Calvin mit seiner imposanten Größe und den breiten Schultern schmächtig.
    Aber Conrad ließ sich von dem großen Mann nicht einschüchtern. Er grinste ihn höhnisch an. » Bist du nicht dieser Nigger-Prediger, der die anderen ständig aufstachelt?«
    » Sie wissen, wer ich bin. Sie haben das Fenster in meiner Kirche eingeworfen, womit Sie nicht nur mich beleidigt haben, sondern vor allem Gott. Ich weiß, Sie sind ein Eiferer, aber das macht für mich keinen Unterschied. Sie werden sich für Ihren Hass und Ihre Vorurteile vor dem Allmächtigen rechtfertigen müssen. Was für mich zählt, ist, dass diese Menschen Hunger leiden, und dank Mr Hatchers Großzügigkeit und Herzensgüte haben sie die Chance, kostenloses Fleisch zu bekommen.
    Das sind nicht nur schwarze Männer, sondern auch weiße. Erinnern Sie sich an Lansy Roeder?« Bruder Calvin deutete auf die Grube, wo Ella den knochigen Mann in der Latzhose erkannte, der in der einen Hand ein Fleischermesser hielt und in der anderen eine Schüssel. Seine Hände, Unterarme und Kleidung waren blutverschmiert. Lansy hatte keine Zeit verschwendet, um sich von dem

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