In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Wort, um einen Fünfundfünfzigjährigen zu beschreiben, der eine Affäre mit einer Frau hat, die über die geistige Reife einer Achtjährigen verfügt. Ich komme nur nicht drauf. Jedenfalls nicht auf eine höfliche Bezeichnung. Damit werden Sie wohl kaum zum Ehemann des Jahres, oder?«
»Ich fürchte, wir waren von Anfang an nicht das Paar des Jahres, aber ich weiß wohl, wie es aussieht.«
»Könnten Sie mir erklären, wie es aus einer anderen Sicht aussieht?« Quinn klang nicht besonders freundlich.
In diesem Moment kam Anderson zurück.
Quinn zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Ich habe Costello gesagt, sie soll noch mal ins Krankenhaus, ehe sie mit Castiglia ins Barochan Moss fährt«, berichtete Anderson. »Mir gefällt es nicht, wenn Itsy allein ist.«
»Gut«, meinte Quinn. »Mr. Kennedy wollte uns eben seine Beziehung zu ihr erklären.«
Kennedy lehnte sich zurück. »Also, ich habe Marita kennen gelernt, als ich noch mit Sarah, meiner ersten Frau, verheiratet war. Unsere Ehe hat fünfundzwanzig Jahre gedauert …« Jedes Wort schien durchdrungen vom Bedauern um diese fünfundzwanzig Jahre. »Marita und ich haben uns Strathearn gekauft – also, ich habe es gekauft, als Heim für uns; ich glaube, Marita hat es eher als Veranstaltungsort für ihre Partys betrachtet. Sie zeigt sich immer noch gern in der Öffentlichkeit. Die Presse berichtet über alles, was sie tut. Wir bekommen eine neue Küche: Die findet man postwendend in einer Farbbeilage wieder. Wir gehen zur Hochzeit eines Freundes: Es landet in der Klatschspalte. Die Ziegenmelker nisten in unserem Wäldchen: Man liest es in einer Illustrierten. Selbst diese Tragödie – Itsys Tragödie – nutzt sie für ihre PR aus.« Er klang angewidert.
Es war Zeit, ihn wieder zum eigentlichen Thema zurückzuführen. »Haben Sie Itsy gekannt, bevor Sie Marita geheiratet haben?«, fragte Anderson.
»Marita hat sie niemals erwähnt. Deshalb habe ich Itsy erst nach der Hochzeit kennen gelernt. Ihre Mutter war ein paar Jahre zuvor gestorben, und – oh, vielleicht bin ich zu hart mit Marita –, aber Itsy war seitdem in einem Heim, und dort war sie gar nicht glücklich. Man hat sich nicht gut um sie gekümmert, und es sah nicht gut aus. Als Marita eine Zeit lang nicht in der Presse gewesen war, schlug ihr Agent vor, man könnte die Situation ausnutzen, um ihr Image aufzupolieren. Ich sehe jetzt, wie das funktioniert hat. Man lud mich ein, die Schwester meiner Frau kennen zu lernen, von der ich glaubte, sie sei eine sabbernde geistig Behinderte. Stattdessen war sie nett, wenn auch ein bisschen kindlich. Im Heim hatte man nichts unternommen, um sie zu fördern. Das Personal war gut, aber es hatte nicht genug Zeit, um Itsy die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie brauchte. Ich sagte, natürlich wäre ich glücklich, wenn sie zu mir käme – ich meine uns . Nach und nach blühte sie auf, und ich fand sie bezaubernd. Sie war wie ein Findelkind in einem Märchen, wie eine Marita, die ganz von vorn anfing.«
Iain lächelte, und bei der Erinnerung kamen ihm wieder die Tränen. »Ihr ganzes Leben lang hat man ihr eingeredet, sie sei zurückgeblieben, und dementsprechend hat man sie behandelt. Aber ich war anders zu ihr. Sie hat sich für alles Mögliche interessiert und Fragen gestellt – so viele Fragen. Trotzdem fand ich sie nie lästig. Es war so schön, in meinem Alter eine Frau zu finden, die mich brauchte, die zu mir aufschaute.« Kennedy riskierte einen Blick auf Quinn und senkte erneut den Kopf. »Es … na ja, es war, als habe sich ihre Seele geöffnet und wolle nun alles in sich aufsaugen, was um sie herum vorging. Marita war zu jener Zeit ständig unterwegs, also waren Itsy und ich häufig nachts allein zu Hause.« Kennedy wandte sich jetzt direkt an Anderson. »Sie wissen doch, wie das ist, wenn Sie einen harten Tag hatten. Dann wünscht man sich jemanden, der einem einen kleinen Whisky einschenkt und sich anhört, wie schrecklich der Tag war.«
»Klingt ja wie die reinste Glückseligkeit«, sagte Quinn, und aus ihrer Stimme troff Sarkasmus.
Anderson musste zugeben, dass es für ihn schon danach klang.
»Marita war nie da. Ihr Leben war wichtiger, in ihrem Leben war viel mehr los als in meinem. Mit einer nutzlosen Prominenten, die sich ständig auf das nächste Event vorbereitet, kann niemand mithalten. Oder?«
»Das dürfen Sie mich nicht fragen«, antwortete Anderson.
Quinn wollte wissen: »Wie lange war sie in Strathearn, ehe Ihre Beziehung sexuell
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