In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
hatte weitere wunderbare fünf Minuten unter der heißen Dusche verbracht, sich dann das Haar mit dem Föhn getrocknet in der Hoffnung, dass sie nun auf lässige Weise so zerzaust aussah, dass man glaubte, der Style sei gewollt . Sie schaute in den Spiegel, erinnerte sich an Maritas kräftige Farben und hervorstechende Schönheit und dachte, dass sie selbst an den Anblick eines Igels mit Blutarmut ohne Hoffnung auf Genesung erinnerte. Sie zog sich eine saubere schwarze Jeans, drei Pullover und zwei Paar Wollstrümpfe an. Die Kleidung hatte noch herumgelegen, nach der letzten Wäsche hatte sie nicht aufgeräumt. Das war im Laufe der Jahre zur Gewohnheit geworden und hatte sich seit Tulliallan noch verstärkt; Aufräumen war Zeitverschwendung. Costello ging zu ihrem Schmuckkästchen und holte sich andere Ohrringe heraus, sonst würde sie auf jedem blöden Foto, das Harry machte, die gleichen tragen. Ihre kleinen goldenen Stecker, die zusammen in einem gepolsterten Brettchen steckten, entdeckte sie sofort. Sie erinnerte sich nicht daran, den Schmuck sortiert zu haben, aber eigentlich wusste sie gar nicht mehr, wann sie zuletzt hineingeschaut hatte.
Sie sah auf die Uhr und nahm eine Feuchtigkeitscreme, die der Haut Schutz vor allem außer einer Atombombenexplosion geben sollte, und schmierte sich die Lippen mit Vaseline ein. Die Tube steckte sie in die Handtasche, entschied dann, dass eine Handtasche im Barochan Moss lächerlich wirken würde, und schob sie in ihren Rucksack.
Im Spiegel überprüfte sie ihr Gesicht ein letztes Mal und zog sich einen Schal um den Hals. So musste es reichen. Dann erinnerte sie sich an die beiden SMS , die von Colin gekommen waren. In einer ging es um ein Curry, in der anderen um Marita. Sie rief ihn kurz an, um sich über die letzten Neuigkeiten auszutauschen. Wie es sich anhörte, war er gerade bei einer Vernehmung.
»Also, ich bin ziemlich beschäftigt. Haben Sie später Lust auf ein Curry? Sehr spät? Wir bekommen Take-away-Curry bei O’Hare.«
»Oh, Sie Armer!«, höhnte sie. »Ich habe weitaus interessantere Männer hier, als mit meinen Kollegen Curry zu essen.«
»Sie finden Harry Castiglia vielleicht interessanter als uns, aber ich wette, Sie sind bestimmt neugierig, was bei dem Gespräch herauskommt, das wir gerade mit Mr. Kennedy führen.«
»Hat es etwas damit zu tun, warum Marita Iain und Itsy nicht allein lassen wollte?«, fragte Costello. »Ich wusste es – so wie er sie angeschaut hat, Colin, im Krankenhaus. Das hätten Sie sehen sollen. Er war ein gebrochener Mann.«
»Wäre ich auch in seiner Lage … Sie wissen, dass …« Dann erinnerte er sich daran, dass Quinn und O’Hare versprochen hatten, die Sache mit der Schwangerschaft geheim zu halten. »Genug von der Romanze. Es gibt eine Planänderung, Costello. Sie fahren zurück zum Krankenhaus und setzen sich zu Itsy, bis Sie abgelöst werden. Dort muss jemand anwesend sein, der ein bisschen mehr Autorität ausstrahlt als ein Streifenbeamter, falls die hohen Herrschaften von Strathearn irgendwelche Spielchen anfangen.«
»Aber ich will …«
»Ins Moos mit Ihrem Angebeteten, ja. Überreden Sie ihn, Sie stattdessen ins Krankenhaus zu fahren. Zwanzig Minuten, versprochen. Wir wollen nicht, dass irgendwer aus Strathearn dort unter dem Vorwand, Itsy zu besuchen, auftaucht und dann mit den anderen Absprachen über den Zeitablauf trifft. Nur für den Fall, dass man etwas verdunkeln möchte …«
Draußen hörte sie eine Hupe.
»Und bleiben Sie bei Castiglia, Costello, Ihrer eigenen Sicherheit wegen. Wir sind immer noch nicht sicher, womit wir es hier eigentlich zu tun haben. Wir versammeln uns dann später wieder … gegen Mitternacht? Tut mir leid, dass wir Ihren Süßen nicht einladen, aber es ist dienstlich. Essen Sie vorher nichts – es gibt jede Menge Curry.«
Costello legte auf, nahm ihren Rucksack und hängte sich die Jacke um die Schultern, während sie durch den Flur lief. Sie blieb stehen, als sie die Post sah, die an die Wand gedrückt worden war, als sie hereingekommen war. Ganz bestimmt hatte sie die Tür nicht so weit geöffnet, dass die Post so weit geschoben worden war, oder doch? Vielleicht hatte sie in der Eile die Tür weiter aufgemacht als sonst. Sie vergewisserte sich, dass sie ihre Reserveschlüssel in einer Reißverschlusstasche verstaut hatte, und rannte die Treppe hinunter.
»Sie sehen mich an, als wäre ich ein Monster.«
»Ich suche noch nach einem anderen Wort«, erwiderte Quinn. »Ein
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