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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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meldete.
    Mulholland sah zu, wie Lambie Zahlen aufschrieb. Er war ein leicht übergewichtiger Rotschopf mit schlechter Haut, und auf seiner Brille entdeckte er Schuppen, die ihm von den Augenbrauen rieselten. Mulholland wusste, die Antwort auf alle Fragen befand sich an der Wand, aber irgendetwas übersahen sie. Er lächelte vor sich hin.
    Anderson hatte zwanzig Minuten Zeit für sich, und im Kofferraum seines Wagens lag ein Stapel Berichte, die er irgendwo lesen musste. Also bat er offiziell um die Erlaubnis, sich die Arztberichte von Ishbel Mary Simm anzuschauen, und verließ das Revier.
    Batten hatte Zeit verlangt, um eine Videoaufzeichnung zu analysieren; nach Kennedys Vernehmung hatte er eine Idee gehabt. Daher überließ Anderson ihn sich selbst. Er hätte Brenda anrufen und mit ihr besprechen können, ob sie die Valentinskarten für die Kinder am Wochenende unter ihre Kissen schieben würde. Er hätte herausfinden können, wo er heute Nacht zu schlafen gedachte. Er konnte beim Curry nicht trinken und anschließend nach Hause fahren. Nach Hause. Nach Hause. Da war ihm die Aussicht auf einen guten Schluck lieber.
    Und er wollte sich einige Dinge bezüglich Iain Kennedy in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Deshalb saß er um zehn nach neun an einem Mittwochabend vor Helena Farrells Haus. Er nahm sein Handy und wählte ihre Nummer.
    Sie war sofort dran. »Hallo?« Ihre Stimme klang abgelenkt.
    »Helena?«
    »Colin!«
    »Bist du gerade beschäftigt?«
    »Ja.«
    »Okay, tut mir leid, dass ich so spät angerufen habe. Ich war …«
    »Ich habe nicht gesagt, ich könnte nicht unterbrechen, womit ich mich beschäftige. Bist du das, der da vor meinem Haus sitzt? Ich glaube, ich kann die Auspuffwolke durch den Nebel sehen.«
    »Wie von einem Stalker? Ja, das bin ich.«
    »Das Wasser ist aufgesetzt. Ich drücke den Türöffner. Komm rein, nach unten. Ich bin in der Küche und tue so, als würde ich Rechnungen bearbeiten.«
    Er ließ das Telefon zuschnappen, und im gleichen Moment klingelte es.
    »Glauben Sie, ich könnte einen Stalker haben?«, fragte eine Stimme aus dem Hörer.
    Anderson brauchte einen Moment, bis er sie erkannte.
    »Ich meine, haben Sie dieses Gefühl auch manchmal? Als wäre dort draußen jemand, der Sie beobachtet? Haben Sie dann auch einen Schauer, als würde jemand über Ihr Grab gehen?«
    »Wenn es Ihr Grab wäre, würde ich darauf herumhüpfen. Statt eines Grabsteins würde ich dort eine Tanzfläche aufbauen. Was wollen Sie, Costello? Wo sind Sie?«
    »Ich bin mit Marita im Universitätscafé. Ich glaube, Harry ist unterwegs, um mich abzuholen. Aber hören Sie zu … Jemand hat eindeutig das Krankenhaus vor mir verlassen. Genau vor mir, meine ich. Diese Leute sind in ihren Wagen gestiegen, als ich zu Fuß auf den Parkplatz kam. Ich habe gehört, wie der Wagen gestartet wurde, doch sie sind nicht eher losgefahren, bis sie gesehen haben, in welche Richtung ich ging. Selbst im Nebel müsste man sehen, wo ich entlanggehe, also habe ich mich in einem Eingang versteckt, bis er vorbei war.«
    Anderson seufzte leise und dachte an Helena und ihren guten Kaffee und ihr bequemes Sofa. »Es ist ein Krankenhaus, Costello. Die Leute kommen und gehen zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
    »Warum sind sie dann nicht gleich losgefahren?«
    »Weil sie das Eis von der Windschutzscheibe kratzen mussten? Weil sie das Navi eingestellt haben? Weil sie eine SMS gelesen haben? Weil sie im Nebel vorsichtig sind? Es gibt hundert Gründe. Vielleicht haben sie gewartet, bis Sie vom Parkplatz verschwunden waren, damit sie Sie nicht versehentlich überfahren. Obwohl die Vorstellung verführerisch wäre.«
    Costello wechselte abrupt das Thema. »Wissen Sie, was Lambie und Mulholland treiben? Sind sie im Revier?«
    »Weiß nicht. Und nochmals weiß nicht. Ich gehe in Kürze zum Revier zurück.«
    »Wo sind Sie denn jetzt?«
    Er hasste es, wenn Costello so war: Diese Frau witterte eine ausweichende Antwort auf eine Meile Entfernung. »Das geht Sie nichts an«, gab er lahm zurück.
    »Also nicht zu Hause im Möblierte-Zimmer-Land? Und nicht zu Hause bei den Kids, denn das hätten Sie zugegeben, oder? Aber Sie verraten gar nichts …«
    »Jetzt ist mal Schluss, ja!«
    »… und ich höre auch sonst niemanden. Eigentlich höre ich nur Verkehr. Aber Sie fahren auch nicht, sonst wären Sie nicht ans Telefon gegangen. Sie sitzen demnach in der Nähe von Verkehr, halten Ihr Handy …«
    Anderson tat Harry Castiglia leid. Er musste sich warm

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