In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
völlig durch den Wind. Bitte!« Mr. Nüchtern hielt ihr ein frisch gewaschenes Handtuch und dazu einen Krug mit Eis hin.
»Deshalb braucht er ja nicht gleich jemandem auf die Nase zu hauen. Das war ein tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten.« Costello kippte das Eis in das Handtuch, drehte es zusammen und drückte es Browne auf die Nase, welche rasch anschwoll. »Wir bringen Sie ins Krankenhaus und …« Sie unterbrach sich, als sie eine Polizeisirene durch den Nebel hörte.
»Scheiße. Das kann die Familie im Augenblick überhaupt nicht brauchen«, meinte Mr. Nüchtern.
»Ich habe sie nicht gerufen«, rechtfertigte sich Costello.
»Die Kacknachbarn. Können wir das nicht einfach unter uns ausmachen?«
»Vielleicht.« Costello blickte sich um. Browne musste kämpfen, um sich auf den Beinen zu halten. Der Volvo parkte ein Stück die Straße entlang, von hier konnte sie ihn nicht sehen. »Ich bekomme langsam das Gefühl, dass Sie wissen, warum wir hier sind. Ich bin DS Costello, dies ist DC Browne, und wir kommen vom Partickhill-Revier.« Sie zückte erneut ihren Dienstausweis.
Mr. Nüchtern zuckte mit den Schultern, dann streckte er die Hand aus, um Browne zu stützen, die schwankte. Das Blut lief ihr jetzt am Kinn herunter. Sie hustete heftig, würgte und hustete wieder. »Moiras Junge. Stevie?«
»Moira?«
»Von meiner Schwester. Die gestorben ist. Einer ihrer Jungen, der jüngste, Stevie, der ist letzte Woche ausgegangen und nicht zurückgekommen. Deswegen sind Sie hier?«
»Die Antwort können Sie sich bestimmt denken.«
»Er war jahrelang weg, mehr weiß ich auch nicht.«
»Wo?«
»Einfach weg.«
»Ich bemühe mich, diese Sache unter den Tisch fallen zu lassen, um es für Sie leichter zu machen, aber ich nehme Sie mit, wenn es sein muss.« Im Nebel flackerte blaues Licht, und eine Sirene gellte durch die Luft. »Wann ist er zurückgekommen? Lügen Sie nicht, wir werden es überprüfen.«
»Am letzten Samstag im Januar mit einem frühen Flug.« Die Antwort kam schnell. »Stevie war frühmorgens da, von den Kanaren, hat uns ein paar Stunden besucht, dann sagte er, er wolle ausgehen, und ist verschwunden. Er hat sich nicht einmal anständig von seiner Mutter verabschiedet, ist einfach auf und davon. Sagte, er wollte jemanden treffen. Danach ist er nicht mehr aufgetaucht. Die Familie ist stinksauer. Er wusste, sie würde es nicht mehr lange machen. Er wusste, sie würde bald sterben. Der war schon immer ein Scheißkerl.« Ihre Blicke trafen sich, als der Wagen anhielt und die Türen aufgingen. »Warum?«
»Ich denke, Sie wissen, warum, sonst hätten Sie mir das alles nicht erzählt. Wir haben eine Leiche gefunden. Könnten Sie mir Ihren Namen sagen?«
»Archie Wallace.«
Costello hielt ihren Dienstausweis in Richtung Einsatzwagen und zog den Zeigefinger über die Kehle, damit sie die Sirene ausschalteten. Inzwischen würden alle Nachbarn in den Türen stehen. »Ich habe das Gefühl, Sie gehen ein wenig …«, sie zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, »… realistischer an die Sache heran. Bitte begleiten Sie uns, und dann können wir uns unterhalten. Der Rest der Familie kann weitertrauern.«
»Das ist vermutlich das Beste. Ich bin in einer Sekunde wieder draußen, ich hole nur meinen Mantel.«
»Danke, Mr. Wallace. Sehr verständnisvoll von Ihnen.«
Als er sich umdrehte und die Treppe hinaufging, hustete Browne wieder. Klebrige Tropfen hingen ihr aus Nase und Mund.
Costello half ihr, sich aufzurichten. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Aber damit habe ich nicht gerechnet.«
»Sie müssen schnell sein«, sagte Costello und war ihrer trinkenden Mutter dieses eine Mal dankbar, weil sie ihretwegen so schnelle Reflexe hatte. »Oder lernen Sie boxen. Können Sie sich aufrecht halten?«, fragte sie leise. »Sonst wird einer dieser Scheißer uns anbieten, Archie Wallace für uns ins Revier zu fahren, und das wäre ein Triumph für die K-Division. Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Was gibt’s denn?«, fragte der Streifenbeamte, stieg aus dem Wagen und stolzierte großspurig heran wie John Wayne mit doppeltem Leistenbruch, wobei er den Daumen in den Gürtel geschoben hatte, als sei er bereit zum Ziehen. Browne musste trotz des Blutes kichern.
»Partickhill, Kripo. DS Costello.«
»Ach, Bullen aus dem Spielzeugland. Alles okay?«
»Jetzt schon. Bleiben Sie einfach in der Nähe, bis wir einen von ihnen sicher mitgenommen haben. Er hilft uns bei einer schwierigen Identifizierung. Hier wird
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