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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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seiner Frau im Bett liegen und die dünnen Ärmchen um den Kopf geschlungen halten, um sich vor unsichtbaren Dämonen zu schützen. Er seufzte, legte sich angezogen ins Bett seines Sohnes und ließ die Füße über die Kante baumeln. Er betrachtete das Modell der Gypsy Moth von 1926, das von der Decke hing. Es zu bauen hatte ihn unendlich viel Zeit gekostet. Peter hatte den Kleber überall verteilt, nur nicht dort, wo er sein sollte, und er hatte versucht, den Propeller am Flügel anzubringen – wie bei dem Flugzeug, mit dem sie nach Benidorm in den Urlaub geflogen waren –, und nicht an der Nase. Das war inzwischen so lange her.
    Er betrachtete das Flugzeug, das sich in einem leichten Zug drehte, und dachte nach. Dann nahm er Peggy Steggy Saurus und drückte sie sich an die Nase in der Hoffnung, Helenas Penhaligon’s Bluebell zu riechen. Der Duft hatte sich seit dem Tag darin gehalten, seit sie Peter Peggy geschenkt hatte, aber jetzt war er natürlich verflogen, nachdem er mehrmals gewaschen worden, in den See bei Largs gefallen und sogar einmal Kopf voran in der Toilette gelandet war.
    Er schaltete die Thunderbirds- Lampe auf dem Nachttisch an und las Claires Zeugnis. Die wenigen freien Tage um Weihnachten hatte er damit verbracht, Claires Zimmer zu renovieren und das mädchenhafte Pink durch ein sehr erwachsenes Magnolienrosa zu ersetzen. Ihre Schuluniform würde ordentlich auf einem Bügel am Schrank hängen, das Glätteisen, das sie zu Weihnachten bekommen hatte, würde auf dem Ankleidetisch liegen, und Barbie wäre in einer Kiste unter ihrem Bett verstaut. Sie war schon eine richtige kleine Lady, nicht mehr das unordentliche, geschwätzige und schlaksige Mädchen mit den aufgeschürften Knien. Sie wurde langsam groß.
    Er faltete das Zeugnis zusammen und erinnerte sich plötzlich daran, wie besorgt Browne gewesen war, nachdem sie sich Itsys Zimmer angesehen hatte. »Es ist ein winzig kleiner Schuhkarton von einem Raum«, hatte sie gesagt. »Völlig unpersönlich. Niemand hatte es für sie schön gemacht.«
    Er dachte an Itsy, die den Garten und Lebewesen liebte und in einem »winzig kleinen Schuhkarton« leben musste, fortgesperrt vor der Sonne. Er erinnerte sich an die tiefe Sorge, die in der Stimme vom kleinen Tony mitgeschwungen hatte. Ernsthafte Sorge im Vergleich zu Kennedys stiller Panik und Maritas anfänglicher Hysterie, die wie so oft bei Frauen bald in Pragmatismus umgeschlagen war.
    Anderson schaltete Peters Nachttischlampe aus. Er atmete in Peggy Steggy Saurus’ dicken Samthals und versuchte vergeblich, den Duft von Bluebell zu beschwören. Gott, wie müde er war.
    »Sind Sie noch da? Ich dachte, Sie seien nach Hause gegangen«, sagte Browne und warf ihre Tasche auf den kalten, kahlen Boden der Damentoilette in Partickhill.
    »Ich war im Krankenhaus, habe auf Itsys Kleidung gewartet und sie in die KT gebracht.« Costello betrachtete sich im Toilettenspiegel. »Wo sind Sie gewesen? Haben die Sie nicht nach Hause geschickt?«
    »Na ja, schon, aber mein Wagen hat kein Reserverad mehr.« Sie schaute hinaus in den Nebel und zitterte. »Deshalb darf ich nicht fahren. Bei meinem Glück bekomme ich bestimmt wieder einen Plattfuß.«
    »Was ist damit?« Costello zeigte auf Brownes Gesicht.
    »Oh, alles in Ordnung. Sie haben mich geröntgt. Danach bin ich mit DI Anderson nach Strathearn gefahren …«
    »Warum waren Sie in Strathearn?«, wollte Costello wissen und war sofort eifersüchtig.
    »Ich sollte mir Itsys Zimmer anschauen und einen Bericht schreiben. Aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Es war wie ein Kinderzimmer. Alles war einfach nur zusammengeschustert, und sie hat keine hübsche Kleidung, nur schrecklich schlampige Sachen. Ein Tagebuch habe ich nicht gefunden, auch keinen Kalender, der uns verraten könnte, wohin sie gegangen ist.« Browne starrte unglücklich in den Spiegel und befühlte die rote Schwellung unter ihrem rechten Auge, die drohte, es vollständig zuzudrücken. »Ich glaube, sie mag ihre Schwester nicht besonders.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es gibt ein Hochzeitsfoto von Marita und Mr. Kennedy, und Itsy hat ein kleines Foto von sich in den Rahmen gesteckt. Es sieht aus, als würde sie Marita die Zunge rausstrecken.«
    »Gut für sie!«
    »Sie hat diesen Zeichenblock«, fuhr Browne fort. »Hinten drauf hat sie immer wieder Iains Namen geschrieben, in großen Buchstaben und ganz bunt, wie es meine Tochter macht.«
    »Aber nicht Maritas Namen?«
    »Kein einziges Mal.

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