In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Leidenschaft des wahren Künstlers hinaus in die Landschaft. »Ich habe mir überlegt, ich gehe heute Nacht ins Barochan Moss«, sagte er. »Der Wetterbericht meldet dichten Nebel und Eis. Ich werde mich eine halbe Stunde umsehen, ein paar Fotos schießen und nach Ally suchen. Sie können mich gern begleiten, wenn Sie möchten. Ich bringe eine Flasche Brühe mit. Sie könnten mich führen.«
»Ich werde wohl arbeiten. Mir scheint, wir stecken mitten in einem großen Fall.«
»Wir stecken beide mittendrin, Dummerchen. Na ja, es wäre ja auch Arbeit für Sie«, sagte Harry in spöttischem Befehlston. »Sie würden mich an einem Tatort herumführen und die PR -Funktion der modernen Polizei ausüben. Ich habe das schon mit DCI Quinn geklärt.« Er zwinkerte ihr zu, während er davonging. Costello bekam keinen Ton heraus. Sie hörte nur noch ihr Herz klopfen.
Unten in der Schlucht unterhielt sich O’Hare schreiend mit einem Kriminaltechniker oben. Donna McVeigh lag quer in einem Bach, und Spuren waren weggespült worden. Nun versuchte man sich zu verständigen, was Bob MacKellar sinnvollerweise noch fotografieren sollte.
Die Plane war ein wenig bewegt worden, und nun konnte Costello Einzelheiten erkennen. Donna lag auf dem Rücken. Sie hatte ein wenig Übergewicht, war gebräunt – vermutlich vom Solarium – und trug ein kurzes rosa Trägertop, das ihren gewölbten Bauch nicht bedeckte. Inmitten des Farns sah Costello die Arme und Beine nicht, dafür aber das lange mittelblonde Haar mit blonder Strähne vorn und eine Art dunkelrotes Tuch, das sich über ihrem Körper bewegte. O’Hare schob Donnas Hände wenig zimperlich in verschließbare Plastiktüten, drehte den Kopf leicht und rief dem Kriminaltechniker etwas zu. Costello war zu weit entfernt, um es zu verstehen. Dann begriff sie, worum es sich bei dem dunkelroten Streifen handelte.
Um Blut.
8
Mittwoch, 10. Februar 2010, 16:30 Uhr
Quinn warf einen kurzen Blick auf die Listen an der Wand. Wyngates Versuch, alle aufzuspüren, die Schlüssel für die Clarence Avenue hatten, endete in einem Durcheinander von Telefonnummern und hinterlassenen Nachrichten. Aber er hatte sorgfältig alle Berichte von Vergewaltigungsopfern in anderen Polizeibezirken zusammengestellt, und die Suchverweise erschienen ebenfalls nach und nach und wurden abgehakt, durchgestrichen oder mit Fragezeichen versehen.
»Also gut«, begann Quinn brüsk. »Ich werde mich kurzfassen, also passen Sie gut auf. Bei unseren Ermittlungen zum Tod von Stephen Whyte hat sich eine ganze Reihe Parallelen zu anderen Ermittlungen überall in Schottland ergeben, von denen manche Fälle geklärt und andere noch ungelöst sind.« Es wurde Zustimmung geäußert, doch Quinn verzog nur das Gesicht; vor ihr lag ein Haufen Arbeit, und sie konnte es kaum erwarten weiterzumachen. »Erstens, nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Diese Besprechung geht weiter wie geplant. Es wird zusätzliche Informationen über Donna McVeigh geben, also heben wir sie uns bis zum Schluss auf.« Wie zur Bestätigung begann das Faxgerät zu rattern. »Inzwischen verfügen wir über eine wachsende Menge Beweise, die darauf hindeuten, dass es sich in einigen, wenn nicht in allen Fällen um den gleichen Vergewaltiger oder zumindest den gleichen Modus Operandi handelt. Wir müssen das Bindeglied finden. Dazu möchte ich mit Corinne Hastings anfangen.« Sie deutete auf den letzten Namen an der Wand. »Corinne wurde im März 2003 in Dundee Opfer einer Vergewaltigung und schwerer Gewaltausübung. Sie war achtundzwanzig, sie war zum Laufen draußen, und ein Fahrzeug fuhr hinter ihr her. Dann wurden ihr die Augen verbunden, sie wurde auf den Boden gedrückt, und die, ich zitiere, kalte Mündung einer Schusswaffe, Zitat Ende, wurde ihr an den Kopf gehalten, während jemand versuchte, ihr den Mund aufzudrücken. Sie wehrte sich, und man schlug ihr an den Kopf. Dabei erlitt sie eine Schädelfraktur, die anschließend eine größere Operation nach sich zog. Aber im Vergleich mit anderen ist sie glimpflich davongekommen; sie hat nicht das Bewusstsein verloren und wehrte sich die ganze Zeit. Die Täter haben sie abermals geschlagen und sind dann weggelaufen. Anschließend hörte sie, wie ein Wagen davongefahren ist. Sie meinte, den Schritten nach seien es zwei Personen gewesen, und sie hörte zwei Wagentüren knallen. Ich habe die vollständige Akte angefordert, aber das könnte eine Weile dauern.« Quinn vermied es, Browne anzusehen. »Außerdem hat sie sich
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