In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
wird und das Gehirn gegen den Schädel auf der unteren rechten Seite knallt, ja?«
»Im Prinzip.«
Costello verzog das Gesicht. »Könnte Itsy gestürzt sein und sich den Kopf an einem Stein gestoßen haben?«
»Der betreffende Schlag erfolgte auf die obere linke Seite ihres Kopfes, daher ist ein Sturz extrem unwahrscheinlich. Ich kann mir nichts vorstellen, was diese Kombination von Verletzungen herbeiführt«, sagte der Pathologe.
»Sie sind wirklich keine Hilfe, Prof.« Costello versuchte es noch einmal. »Wie wäre es, wenn sie gegen einen Ast gelaufen ist, dabei rückwärtsgeworfen wurde und auf einen Stein am Boden krachte?« Costello schlug sich selbst mit der Hand an den Kopf, um es zu demonstrieren.
»Sie hätte leicht seitwärtslaufen müssen und dann rückwärtsstürzen, dann wieder vorwärts, um sich selbst etwas in den Mund zu spießen. Nicht sehr wahrscheinlich, oder? Allerdings«, fuhr O’Hare in seinem gewohnt trockenen, belehrenden Stil fort, »ist dem Pathologen in Emilys Fall seinerzeit aufgefallen, dass der Schlag zwar hart war, der Angreifer danach aber aufgehört hat. Die Fähigkeit aufzuhören ist ungewöhnlich. Für den Rechtsmediziner erschien es daher wahrscheinlich, dass der Täter ausreichenden Schaden angerichtet hatte, um das Opfer zu kontrollieren, wie er wollte.«
»Sie meinen, er hat Emily geschlagen, um sie bewusstlos zu machen?« Alle Scherzhaftigkeit war aus dem Gespräch verschwunden. »Ich dachte, Ihrer Aussage nach lag sie auf dem Rücken, als sie geschlagen wurde.«
»Das wäre richtig. Und Itsy – ein Schlag, und ich würde sagen, sie hat ebenfalls gelegen, als sie getroffen wurde.« O’Hare wandte seine Aufmerksamkeit dem letzten Bild zu. »Stephen Whyte wurde eher von einer harten rohrartigen Struktur getroffen wie von der Mündung einer Waffe, die ihm mit Kraft in den Mund gerammt wurde. Aber ich glaube, zu dem Zeitpunkt hat er schon gehangen, daher ist der Winkel ein wenig anders. Dann wurden ihm die Lippen mit Sekundenkleber verschlossen – dadurch rinnt das Blut in die Kehle –, und er wurde fünf- oder sechsmal geschlagen; sein Gesicht und sein Schädel waren nur noch eine blutige Masse. Er dürfte in der Nasopharynx geblutet haben, er erstickte also.« Dieses eine Mal schien sogar der unerschütterliche O’Hare schockiert.
»Aber war es der gleiche Täter?«
»Da kann man nur raten. Aber ich denke, ein unvoreingenommener Psychologe würde mit mir übereinstimmen: Falls, und ich wiederhole, falls es derselbe Täter war, wäre er unglaublich wütend auf Whyte gewesen, während er Emily und Itsy sanfter behandelt hätte. Also auf dessen ganz unlogischer Skala relativer Brutalität, heißt das.« Er nahm die Aufnahmen vom Leuchtkasten. »Könnte interessant sein, sich hier eine Meinung von einem Psychologen zu holen.«
Costello zuckte mit den Schultern. »Es wäre hilfreich, wenn wir offiziell so lange wie möglich einen Zusammenhang zwischen den Fällen aufrechterhalten können.«
»Man kann nicht alles in der Welt haben, Costello.«
»Vielleicht nicht. Aber bislang hat die Welt auch das Browne-Costello-Dreamteam noch nie im Einsatz erlebt.«
»Die Welt macht sich sicherlich vor Angst in die Hose.«
O’Hare wurde von Browne unterbrochen, die hereingeschlichen kam und das Telefon in der Hand hielt. »Das war DI Anderson. Er hat eine Frage.«
»Warum hat er dann nicht mich angerufen?«, fragte Costello.
»Ihr Handy ist abgeschaltet«, antwortete Browne schlicht. »Er möchte wissen, ob es in Itsys Gesicht eine Hautverletzung in diesem Bereich gibt.« Sie fuhr mit dem behandschuhten Finger über ihre Wange.
»Ich nehme DS Costello mit nach oben, dann kann sie es sich selbst ansehen«, sagte O’Hare und schaute unmissverständlich auf die Armbanduhr.
»Augenblick. Da wäre noch das Problem mit den Stiefeln …«, sagte Costello.
»Stiefel …?«
»Stiefel. Das Einzige, das uns zu der Annahme bringt, dass Itsy dort draußen allein war. Abgesehen von denen des Kerls, der sie gefunden hat, gab es nur Abdrücke von kleinen Stiefeln am Tatort.«
»An Ihrer Stelle würde ich bei der Kriminaltechnik nachfragen oder wie die sich heutzutage nennen, um den Beweiswert dessen zu überdenken, was sie aus dem Boden geholt haben. Die Erde ist schon seit Tagen gefroren.«
»Aber Itsys Abdrücke waren vorhanden«, argumentierte Costello.
»Doch wenn der Täter wusste, was er tat, hat er vielleicht keine für uns auffindbaren Abdrücke hinterlassen. Was nicht
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