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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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BEHERZIGT ES, SONST WIRD EUER KLAGEGESCHREI WAHRHAFTIG LAUT SEIN.
    DIE BETROFFENEN BAPTISTISCHEN MÄNNER VON CASTLE ROCK.
    »Scheiße auf Toast«, sagte Albert schließlich und zerknüllte das Blatt in seiner massigen Faust. »Dieser schwachsinnige kleine Schuhverkäufer hat wohl endgültig den Verstand verloren.«
    Seine erste Amtshandlung nach dem Aufschließen seiner Praxis war ein Anruf bei Father John, den er darüber informierte, daß das Spiel um die Kasino-Nacht jetzt wohl ein wenig hitziger werden würde.
    »Keine Sorge, Albert«, sagte Father Brigham gelassen. »Wenn der Schwachkopf uns anrempelt, dann wird er erfahren müssen, wie hart wir Makrelenfresser zurückrempeln können – habe ich recht?«
    »Sie haben recht, Father«, sagte Albert. Er hielt noch immer das zerknüllte Blatt in der Hand. Jetzt schaute er darauf herab, und unter seinem Schnauzbart erschien ein häßliches kleines Lächeln. »Sie haben recht.«

5
     
    Um Viertel vor zehn an diesem Vormittag zeigte das Digitalthermometer vor der Bank in Castle Rock eine Temperatur von fünfundzwanzig Grad an. Auf der anderen Seite der Tin Bridge erzeugte die für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Sonne ein helles Funkeln, einen Tagstern an der Stelle, an der die Route 117 über den Horizont kam und auf die Stadt zustrebte. Alan Pangborn saß in seinem Büro, las Berichte über den Cobb-Jerzyck-Mord durch und sah diese Widerspiegelung der Sonne auf Metall und Glas nicht. Wenn er sie gesehen hätte, hätte sie ihn auch nicht sonderlich interessiert – es war schließlich nur ein näherkommendes Auto. Dennoch verkündete dieses grelle Funkeln von Chrom und Glas, das sich mit mehr als hundert Stundenkilometern der Brücke näherte, die Ankunft eines entscheidenden Teils von Alans Geschick – und dem der ganzen Stadt.
    An der Tür von Needful Things wurde das Schild mit der Aufschrift
    KOLUMBUS-TAG GESCHLOSSEN
von einer langfingerigen Hand abgenommen, die aus dem Ärmel eines rehbraunen Sportjacketts herausragte. An seiner Stelle erschien ein neues Schild. Darauf stand
    GEHILFE GESUCHT.

6
     
    Der Wagen fuhr immer noch achtzig in einer Zone, in der nur vierzig Stundenkilometer erlaubt waren. Es war ein Fahrzeug, das die Jungen von der High School mit Ehrfurcht und Neid betrachtet hätten: ein limonengrüner Dodge Challenger, hinten hochgelagert, so daß die Nase auf die Straße zeigte. Durch die Colorscheiben hindurch konnte man undeutlich den Überrollbügel erkennen, der sich zwischen den Vorder- und Rücksitzen über das Dach wölbte. Die hintere Stoßstange war mit Aufklebern bepflastert: HEARST, FUELLY, FRAM, QUAKER, STATE OIL, GOODYEAR WIDE OVALS, RAM CHARGER. Der Reihenmotor schnurrte zufrieden, gesättigt mit dem Superkraftstoff, den man, sobald man sich nördlich von Portland befand, nur am Oxford Plains Speedway kaufen konnte.
    Er bremste kurz an der Kreuzung von Main und Laurel Street, dann steuerte er mit leise quietschenden Reifen in eine der schrägen Parkbuchten vor The Clip Point. Zu diesem Zeitpunkt befand sich niemand in dem Barbiersalon, um sich die Haare schneiden zu lassen; sowohl Bill Fullerton als auch Henry Gendron, sein Gehilfe, saßen auf den Kundenstühlen unter den alten Reklametafeln für Brylcreem und Wildroot Creme Oil. Sie hatten die Morgenzeitung unter sich aufgeteilt. Als der Fahrer den Motor noch einmal kurz aufheulen ließ, so daß die Auspuffgase durch die Rohre knallten, schauten beide auf.
    »Ein mörderischer Schlitten«, sagte Henry.
    Bill nickte und zupfte an seiner Unterlippe. »Kann man wohl sagen.«
    Beide sahen erwartungsvoll zu, wie, nachdem der Motor abgestellt worden war, die Fahrertür aufging und ein in einen schwarzen Cowboystiefel gekleideter Fuß aus dem dunklen Inneren des Challenger zum Vorschein kam. Dann folgte ein in eng anliegende, verblichene Jeans gehülltes Bein. Einen Augenblick später stieg der Fahrer aus, nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie, während er sich auf zugleich gelassene und verächtliche Art umschaute, in den Ausschnitt seines T-Shirts.
    »Na sowas«, sagte Henry. »Sieht aus, als wäre gerade ein schlechter Groschen wieder aufgetaucht.«
    Bill Fullerton starrte mit dem Sportteil der Zeitung im Schoß auf die Erscheinung. Sein Unterkiefer hing herab. »Ace Merrill«, sagte er. »Wie er leibt und lebt.«
    »Was zum Teufel tut er hier?« fragte Henry entrüstet. »Ich dachte, er wäre drüben in Mechanic Falls und richtet dort Unheil an.«
    »Keine Ahnung«, sagte

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