In einer kleinen Stad
achtundvierzig, relativ jung), er hatte gute Aussichten, und er war ein naher Verwandter.
Sein Onkel war völlig anderer Ansicht gewesen.
»Nichts da«, hatte Reginald »Pop« Merrill ihm erklärt. »Ich weiß, wo dein Geld herkommt – das heißt, wenn du welches hast. Es kommt von diesem weißen Scheißdreck.«
»Ach, Onkel Reginald...«
»Den Onkel Reginald kannst du dir sparen«, hatte Pop erwidert. »Du hast gerade jetzt etwas davon an der Nase. Leichtsinnig. Leute, die diesen weißen Scheißdreck benutzen und damit handeln, werden immer leichtsinnig. Leichtsinnige Leute landen in Shawshank. Das heißt, wenn sie Glück haben. Wenn sie Pech haben, endet es damit, daß sie ein Stück Sumpf düngen, das ungefähr einsachtzig lang und einen Meter tief ist. Ich kann mein Geld nicht eintreiben, wenn die Leute, die es mir schulden, tot sind oder im Knast sitzen. Dir würde ich nicht einmal den Schweiß aus meinem Arsch geben, das will ich damit sagen.«
Diese unangenehme Situation hatte sich ergeben, kurz nachdem Alan Pangborn seine Arbeit als Sheriff von Castle Country aufgenommen hatte. Und Alans erste wichtige Verhaftung hatte stattgefunden, als er Ace und zwei seiner Freunde bei dem Versuch erwischte, den Safe in Henry Beauforts Büro im Mellow Tiger zu knacken. Es war eine Verhaftung wie aus dem Lehrbuch, und Ace hatte sich keine vier Monate, nachdem sein Onkel ihn vor diesem Ort gewarnt hatte, in Shawshank wiedergefunden. Zwar wurde die Anklage wegen versuchten Raubes fallengelassen, aber Ace bekam trotzdem eine recht gute Dosis harter Zeit wegen nächtlichen Einbruchs und unbefugten Eindringens.
Im Frühjahr 1989 wurde er entlassen und zog nach Mechanic Falls. Dort wartete ein Job auf ihn; Oxford Plains Speedway war an dem vorzeitigen Entlassungsprogramm des Staates beteiligt, und John »Ace« Merrill erhielt eine Stelle als Monteur und Teilzeitmechaniker.
Eine ganze Menge seiner alten Freunde waren noch da – von seinen alten Kunden ganz zu schweigen -, und bald war Ace wieder im Geschäft und hatte wieder Nasenbluten.
Er behielt den Job beim Speedway, bis seine Zeit offiziell abgelaufen war, und kündigte noch am selben Tag. Er hatte einen Anruf von den Flying Corson Brothers in Danbury, Connecticut, erhalten, und bald handelte er außer mit bolivianischem Koks auch wieder mit Schießeisen.
Allem Anschein nach waren die Einsätze hochgegangen, während er im Knast saß; anstatt mit Pistolen, Flinten und Repetiergewehren betrieb er jetzt einen lebhaften Handel mit automatischen und halbautomatischen Waffen. Der Höhepunkt war im Juni dieses Jahres gekommen, als er einem Seemann mit südamerikanischem Akzent eine Thunderbolt-Bodenrakete verkauft hatte. Der Seemann verstaute die Thunderbolt unter Deck, dann zahlte er Ace siebzehntausend Dollar in frischen, nicht fortlaufend numerierten Hundert-Dollar-Scheinen.
»Wozu brauchen Sie ein solches Ding?« hatte Ace neugierig gefragt.
»Für alles möglich, Senor«, hatte der Seemann ohne den geringsten Anflug eines Lächelns geantwortet.
Dann, im Juli, war alles zusammengestürzt. Ace verstand noch immer nicht, wie das hatte passieren können – abgesehen davon, daß es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn er sich, was Koks und Waffen betraf, an die Corson Brothers gehalten hätte. Er hatte von einem Mann in Portland eine Lieferung von zwei Pfund kolumbianischem Flake übernommen und den Deal mit Hilfe von Mike und Dave Corson finanziert. Der Haufen Koks schien doppelt so viel wert zu sein wie der geforderte Preis – der Test hatte erste Qualität ergeben. Ace wußte, daß fünfundachtzig Riesen ein wesentlich größerer Brocken waren, als er sonst abzureißen pflegte, aber er war zuversichtlich und fühlte sich bereit, in höhere Regionen aufzusteigen. Zu jener Zeit war »Kein Problem« in Ace Merrills Leben die entscheidene Leitlinie gewesen. Aber seither hatten sich die Dinge geändert. Von Grund auf.
Diese Veränderungen hatten begonnen, als Dave Corson aus Danbruy, Connecticut, anrief, um Ace zu fragen, was er sich eigentlich dabei gedacht hätte, als er versuchte, ihnen Backpulver anstelle von Kokain anzudrehen. Dem Kerl in Portland war es offenbar gelungen, Ace hereinzulegen, und als Dave Corson das begriffen hatte, klang seine Stimme nicht mehr so freundlich. Sie klang sogar eindeutig unfreundlich.
Ace hätte untertauchen können. Statt dessen nahm er all seinen Mut zusammen – der, selbst in seinen mittleren Lebensjahren, nicht
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