In einer kleinen Stad
Liebeskonflikte auf der Veranda hinter dem Haus) und Koseworte und Versprechen ewiger Treue in ihr Ohr keuchte?
Es war Lester. Eine Uhr konnte angelegt und abgenommen werden, aber Leberflecken nicht...
»Flittchen, Flittchen, Flittchen!« zischte sie mit einem plötzlich bösartigen Unterton das Foto an. Wie konnte er zu ihr zurückgekehrt sein? Wie konnte er?
Vielleicht, sagte die Stimme, weil er bei ihr darf, was er bei dir nicht darf.
Ihre Brüste ragten spitz auf; ein kleiner Laut der Bestürzung fuhr ihr über die Zähne und die Kehle hinab.
Aber sie sind in einer Kneipe! Lester trinkt doch nie...
Dann wurde ihr bewußt, daß dies zweitrangig war. Wenn Lester sich mit Judy traf, wenn er sie deshalb belog, dann war eine Lüge darüber, ob er Bier trank oder nicht, nicht sonderlich wichtig, oder?
Sally legte das Foto mit zitternder Hand beiseite und zog den zusammengefalteten Brief aus dem Umschlag. Es war ein einzelnes Blatt pfirsichfarbenen Briefpapiers mit Büttenrand. Ein leichter Duft, süß und trocken, stieg daraus empor; Sally hielt es an die Nase und atmete tief ein.
» Flittchen !« rief sie mit einem heiseren, gequälten Unterton. Wenn Judy Libby in diesem Augenblick vor ihr aufgetaucht wäre, dann hätte Sally sie mit ihren eigenen Nägeln attackiert, obwohl sie vernünftig kurzgeschnitten waren. Sie wünschte sich, Lester wäre gleichfalls da. Es würde eine Weile dauern, bis er wieder Football spielen konnte, wenn sie mit ihm fertig war. Eine ganze Weile.
Sie entfaltete den Brief. Er war kurz, und die Worte waren in einer rundlichen Schulmädchenschrift geschrieben.
Les, mein Liebling,
Felicia hat diese Aufnahme gemacht, als wir neulich abends im Tiger waren. Sie sagte, sie hätte daran gedacht, uns damit zu erpressen! Aber sie hat nur Spaß gemacht. Sie hat sie mir gegeben, und ich gebe sie an dich weiter als Andenken an unsere GROSSE NACHT. Es war FÜRCHTERLICH UNGEZOGEN von dir, so »in aller Öffentlichkeit« deine Hand unter meinen Rock zu stecken, aber es hat mich SO HEISS gemacht. Und außerdem bist du SO STARK. Je länger ich es betrachte, desto heißer hat es mich gemacht. Wenn du genau hinsiehst, kannst du sogar meine Wäsche sehen! Nur gut, daß Felicia später nicht dabei war, als ich überhaupt keine mehr anhatte!!! Wir sehen uns bald wieder. Inzwischen behalte dieses Foto »zu meinem Gedächtnis«. Ich werde an dich denken und an dein GROSSES DING. Und jetzt mache ich lieber Schluß, bevor ich noch heißer werde, sonst werde ich etwas Ungezogenes tun müssen. Und bitte hör auf, dir Gedanken zu machen über DU WEISST SCHON. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit Jesus zu gehen, um sich über uns den Kopf zu zerbrechen
Deine Judy
Sally saß fast eine halbe Stunde lang hinter dem Lenkrad von Lesters Mustang und las immer und immer wieder diesen Brief. Ihr Verstand und ihre Gefühle brodelten in einer Mischung aus Wut, Eifersucht und Verletztheit. Außerdem lag in ihrem Denken und Fühlen auch ein Unterton von sexueller Erregung – etwas, das sie niemandem gegenüber eingestanden hätte, am wenigsten sich selbst.
Ihre Augen fanden immer neue Ausdrücke, an denen sie sich festheften konnte. Vor allem waren es diejenigen, die in Großbuchstaben geschrieben worden waren
Unsere GROSSE NACHT
FÜRCHTERLICH UNGEZOGEN
SO HEISS
SO STARK
Dein GROSSES DING.
Aber der Satz, zu dem sie immer wieder zurückkehrte und der ihren Zorn am erfolgreichsten schürte, war die blasphemische Abwandlung des Abendmahl-Rituals:
... behalte dieses Foto »zu meinem Gedächtnis« .
Obszöne Bilder erschienen unaufgefordert vor Sallys geistigem Auge. Lesters Mund, der sich um eine von Judys Brustwarzen schloß, während sie schmachtete: »Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.« Lester auf den Knien zwischen Judys gespreizten Beinen, während sie ihm sagte, nimm meinen Leib zu meinem Gedächtnis.
Sie zerknüllte das pfirsichfarbene Blatt und warf es auf den Boden des Wagens. Sie saß steif aufgerichtet hinter dem Lenkrad, schwer atmend, mit wirrem, schweißfeuchtem Haar (sie war mit ihrer freien Hand immer wieder geistesabwesend hindurchgefahren, während sie den Brief las). Dann bückte sie sich, glättete das Blatt wieder und steckte es zusammen mit dem Foto in den Umschlag. Ihre Hände zitterten so heftig, daß sie drei Versuche unternehmen mußte, und als sie es schließlich schaffte, riß sie dabei den Umschlag halb entzwei.
»Flittchen!« rief
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