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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gibt es überhaupt kein andermal mehr! Die papistischen Jüngelchen machen allmählich ernst!«
    »Ich kann nicht«, sagte Les. Und wenn du klug bist, besagte sein Gesicht, drängst du mich nicht weiter.
    »Na schön, aber – weshalb nicht?«
    Weil ich herausfinden muß, was in aller Welt mein Mädchen so wütend gemacht hat, dachte Lester. Und ich werde es herausfinden, selbst wenn ich es aus ihr herausschütteln müßte.
    Laut sagte er: »Ich habe etwas zu erledigen. Etwas Wichtiges. Das kannst du mir glauben.«
    »Wenn es sich um Sally handelt, Les...«
    Lesters Augen blitzten gefährlich auf. »Halt die Klappe über Sally.«
    Steve, ein harmloser junger Mann, den der Zwist um die Kasino-Nacht in Brand gesetzt hatte, loderte noch nicht hell genug, um die Linie zu überschreiten, die Lester Pratt so deutlich gezogen hatte. Aber er war auch nicht bereit, ohne weiteres aufzugeben. Ohne Lester Pratt war die Versammlung der Jungen Erwachsenen ein Witz, einerlei, wie viele Angehörige dieser Gruppe auftauchen würden. Er gab seiner Stimme einen sachlicheren Klang und fragte: »Du weißt von der anonymen Karte, die Bill bekommen hat?«
    »Ja«, sagte Lester. Rev. Rose hatte sie auf dem Fußboden in der Diele des Pfarrhauses gefunden: die inzwischen berüchtigte »Baptistische Rattenficker«-Karte. Der Reverend hatte sie in einer hastig einberufenen Versammlung der Jungen Erwachsenen – nur der Männer – herumgehen lassen, weil, wie er sagte, man es unmöglich glauben konnte, solange man dieses ekelhafte Ding nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Es war wirklich schwer, sich vorzustellen, hatte Rev. Rose hinzugesetzt, wie tief-äh die Katholiken gesunken waren, nur um die gerechtfertigte Opposition gegen ihre vom Satan inspirierte Glücksspiel-Nacht zu unterdrücken; aber sie mußten diese schmutzige, ekelhafte Elaborat mit eigenen Augen sehen, um zu begreifen, mit wem sie es zu tun hatten. »Denn heißt es nicht, wer gewarnt ist, der ist-äh auch gewappnet?« hatte Rev. Rose mit großer Geste geendet. Dann hatte er die Karte hervorgeholt (sie steckte in einer Plastikhülle, als müßten die, die sie anfaßten, vor einer Infektion geschützt werden) und sie herumgehen lassen.
    Als Lester die Karte gelesen hatte, war er mehr als bereit gewesen, ein paar katholische Glocken zu läuten, aber jetzt kam ihm die ganze Angelegenheit unwichtig und irgendwie kindisch vor. Wen interessierte es schon, wenn die Katholiken um Spielgeld spielten und ein paar neue Reifen und Küchengeräte verlosten? Wenn es auf die Wahl zwischen den Katholiken und Sally Ratcliffe hinauslief, wußte Lester, was ihm mehr am Herzen lag.
    »... eine Versammlung, auf der wir versuchen wollen, uns über den nächsten Schritt klarzuwerden!« fuhr Steve fort. Er ereiferte sich wieder. »Wir sind es, die hier die Initiative ergreifen müssen, Les – wir m üssen es! Reverend Billy sagt, er fürchtet, daß diese sogenannten Betroffenen Katholischen Männer sich nicht länger bei der Vorrede aufhalten werden. Ihr nächster Schritt könnte darin bestehen, daß sie...«
    »Mach, was du für richtig hältst, Steve, aber laß mich in Ruh e!«
    Steve brach ab und starrte ihn an, ganz offensichtlich bestürzt und ebenso offensichtlich erwartend, daß Lester, normalerweise der ausgeglichenste Mann, den man sich vorstellen konnte, wieder Vernunft annahm und sich entschuldigte. Als er begriff, daß keine Entschuldigung zu erwarten war, machte er sich auf den Rückweg zur Schule, schuf Abstand zwischen sich und Lester. »Mann, du bist aber in einer lausigen Stimmung«, sagte er.
    »So ist es!« rief ihm Lester erbittert nach. Er ballte seine großen Hände zu Fäusten und stemmte sie auf die Hüften.
    Aber Lester war mehr als nur wütend; er war verletzt, verdammt noch mal, er war am ganzen Körper verletzt, und was am schlimmsten schmerzte, das war sein Kopf, und er wollte auf irgend jemanden einschlagen. Nicht auf den armen, alten Steve Edwards; es war nur so, als hätte die Tatsache, daß er sich gestattet hatte, auf Steve wütend zu werden, einen Schalter in ihm betätigt. Dieser Schalter hatte bewirkt, daß jetzt elektrischer Strom in eine Menge geistiger Geräte floß, die normalerweise stumm und dunkel waren. Zum ersten Mal, seit er sich in Sally verliebt hatte, war Lester – sonst der friedfertigste Mensch, den man sich vorstellen kann – auch auf sie wütend. Welches Recht hatte sie, ihm zu sagen, er solle zur Hölle fahren? Welches Recht hatte sie, ihn

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