In einer kleinen Stad
veranstalten.
Ace war es völlig gleichgültig, was passiert war; was ihn betraf, konnte die ganze Stadt austrocknen und weggeweht werden. Aber er wollte Pangborn, er wollte diesem verdammten Dieb den Skalp abreißen und ihn an seinen Gürtel hängen. Und wie sollte er das tun, wenn, wie es schien, sämtliche Staatsbullen von Maine um das Sheriffbüro herumlungerten?
Mr. Gaunt wird es wissen. Mr. Gaunt hat die Artillerie, und er wird auch die dazugehörigen Antworten haben. Geh zu Mr. Gaunt.
Er war einen Blick in den Spiegel und sah weitere Blaulichter auf der Kuppe der nächsten Anhöhe hinter der Brücke erscheinen. Sogar noch mehr Bullen unterwegs. Was zum Teufel ist heute nachmittag hier passiert? fragte er sich abermals, aber das war eine Frage, die ein andermal beantwortet werden konnte – oder überhaupt nicht, wenn es sich so ergab. Fürs erste hatte er seine eigenen Angelegenheiten zu erledigen, und das fing damit an, daß er sich aus dem Staub machte, bevor die näherkommenden Bullen ihn eingeholt hatten.
Ace bog nach links in die Watermill Lane ein und dann rechts in die Cedar Street; auf diese Weise umfuhr er das Geschäftsviertel, bevor er wieder auf die Main Street gelangte. Er hielt einen Moment an der Ampel an, betrachtete die flackernden Blaulichter am Fuße des Hügels. Dann parkte er vor Needful Things.
Er stieg aus, überquerte die Straße und las das Schild am Fenster. Einen Augenblick lang empfand er eine niederschmetternde Enttäuschung – er brauchte nicht nur eine Waffe, sondern auch ein bißchen von Mr. Gaunts Koks -; dann erinnerte er sich an den Hintereingang in der Gasse.
Er ging den Block entlang und bog um die Ecke, ohne den leuchtend gelben Transporter zu bemerken, der zwanzig oder dreißig Meter entfernt parkte, oder den Mann, der auf dem Beifahrersitz saß und ihn beobachtete.
Als er in die Gasse einbog, prallte er gegen einen Mann, der eine tief in die Stirn gezogene Tweedmütze trug.
»Hey, paß auf, wo du hinläufst, Daddy-O«, sagte Ace.
Der Mann mit der Tweedmütze hob den Kopf, bleckte die Zähne gegen Ace und verzog das Gesicht. Im gleichen Augenblick zog er eine Automatik aus der Tasche und richtete sie auf Ace. »Komm mir nicht in die Quere, Freund, oder du kriegst was ab.«
Ace hob die Hände und trat zurück. Er hatte keine Angst; er war nur völlig verblüfft. »Das will ich nicht, Mr. Nelson«, sagte er. »Lassen Sie mich da raus.«
»Na schön«, sagte der Mann mit der Tweedmütze. »Haben Sie dieses Schwein Jewett gesehen?«
»Den von Junior High?«
»Ja, den von der Middle School. Gibt es sonst noch Jewetts in der Stadt? Kommen Sie zur Sache, Mann!«
»Ich bin gerade erst angekommen«, sagte Ace vorsichtig. »Ich habe noch überhaupt niemanden gesehen, Mr. Nelson.«
»Nun, ich werde ihn finden, und dann wird er ein verdammt trauriges Stückchen Scheiße sein. Er hat meinen Sittich umgebracht und auf meine Mutter geschissen.« George T. Nelson kniff die Augen zusammen und setzte hinzu: »Heute ist ein Abend, wo mir niemand in die Quere kommen sollte.«
Ace widersprach ihm nicht.
Mr. Nelson steckte die Waffe wieder in die Tasche und verschwand um die Ecke herum mit dem zielstrebigen Gang eines Mannes, der wirklich stinkwütend ist. Ace blieb noch einen Moment mit erhobenen Händen stehen. Mr. Nelson lehrte Holzbearbeitung und Metallbearbeitung an der High School. Ace hatte ihn immer für einen Mann gehalten, der nicht einmal die Nerven hatte, eine Wespe totzuschlagen, wenn sie sich auf seinem Auge niederließ, aber jetzt hatte er den Eindruck, als müßte er seine Meinung ändern. Außerdem hatte Ace die Waffe erkannt. Was nicht weiter verwunderlich war – schließlich hatte er erst am Vorabend eine ganze Kiste davon aus Boston mitgebracht.
12
»Ace!« sagte Mr. Gaunt. »Sie kommen genau zur rechten Zeit.«
»Ich brauche eine Kanone«, sagte Ace. »Und eine Ladung von diesem erstklassigen Stoff, falls Sie noch welchen haben.«
»Ja, ja – zu seiner Zeit. Alles zu seiner Zeit. Fassen Sie diesen Tisch mit an, Ace.«
»Ich will Pangborn umlegen«, sagte Ace. »Er hat meinen Schatz gestohlen, und ich will ihn umlegen.«
Mr. Gaunt musterte Ace mit dem ausdruckslosen gelben Starren einer Katze, die sich an eine Maus heranschleicht – und in diesem Augenblick kam sich Ace tatsächlich vor wie eine Maus. »Vergeuden Sie nicht meine Zeit mit Dingen, die ich längst weiß«, sagte er. »Wenn Sie meine Hilfe wollen, Ace, dann helfen Sie mir.«
Ace
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