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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wieder hochzukommen. Seine Beine fühlten sich an wie Spaghetti. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und betrachtete Mr. Gaunt ängstlich.
    »Würde es Sie entsetzen, wenn ich Ihnen vorschläge, dieses kleine Drecknest von der Landkarte zu pusten, während Sie auf die Rückkehr des Sheriffs warten?«
    »Ich – ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen«, sagte Ace nervös.
    »Das wundert mich nicht. Aber ich glaube, Sie verstehen, was ich meine , Ace. Verstehen Sie es?«
    Ace Merrills Gedanken wanderten zurück. Zurück über einen Zeitraum von vielen Jahren, als vier rotznäsige Jungen ihn und seine Freunde (zu jener Zeit hatte Ace tatsächlich Freunde gehabt, oder zumindest etwas, was dem in etwa gleichkam) um etwas betrogen hatten, das Ace haben wollte. Eine der Rotznasen – Gordie LaChance – hatten sie später erwischt und windelweich geprügelt, aber das hatte nichts geändert. Jetzt war LaChance ein berühmter Schriftsteller, der in einem anderen Teil des Staates lebte und sich wahrscheinlich den Arsch mit Zehn-Dollar-Noten abwischte. Irgendwie hatten die Rotznasen gesiegt, und seither war es für Ace nie mehr so gewesen wie früher. Das war der Zeitpunkt, von dem ab ihn das Glück verlassen hatte. Türen, die ihm früher offengestanden hatten, begannen sich zu schließen, eine nach der anderen. Stückchen für Stückchen hatte er begreifen müssen, daß er kein König war und Castle Rock nicht sein Reich. Wenn das je der Fall gewesen war, dann war diese Zeit an jenem Labor Day-Wochenende zu Ende gegangen, als er sechzehn war, als die Rotznasen ihn und seine Freunde um etwas betrogen hatten, das von Rechts wegen ihnen gehörte. Und als Ace dann alt genug geworden war, um im Tiger zu trinken, ohne gegen das Gesetz zu verstoßen, war er vom König zu einem einfachen Soldaten ohne Uniform geworden, der sich durch feindliches Gelände schlich.
    »Ich hasse dieses verdammte Scheißnest«, sagte er zu Leland Gaunt.
    »Gut«, sagte Mr. Gaunt. »Sehr gut. Ich habe einen Freund – er parkt ein Stückchen die Straße hinauf -, der Ihnen helfen wird, etwas dagegen zu unternehmen. Sie werden den Sheriff bekommen – und obendrein die ganze Stadt. Hört sich das gut an?« Er hatte Ace’s Augen mit seinen eigenen eingefangen. Ace stand vor ihm mit den zerfetzten Überresten seines T-Shirts und begann zu grinsen. Sein Kopf schmerzte nicht mehr.
    »Ja«, sagte er. »Das hört sich sogar phantastisch an.«
    Mr. Gaunt griff in seine Jackentasche und holte einen mit weißem Pulver gefüllten Plastikbeutel heraus. Er hielt ihn Ace hin.
    »Es gibt Arbeit zu tun, Ace«, sagte er.
    Ace nahm den Plastikbeutel, aber es waren nach wie vor Mr. Gaunts Augen, in die er hineinschaute.
    »Gut«, sagte er. »Von mir aus kann’s losgehen.«

13
     
    Buster beobachtete, wie der letzte Mann, den er in die Gasse hatte hineingehen sehen, wieder herauskam. Jetzt hing das T-Shirt des Mannes in Fetzen an ihm herunter, und er trug eine Kiste. Aus dem Gürtel seiner Jeans ragten die Kolben von zwei automatischen Pistolen heraus.
    Buster fuhr erschrocken zusammen, als der Mann, in dem er jetzt Ace Merrill erkannte, direkt auf den Transporter zukam und die Kiste absetzte.
    Ace tippte an die Scheibe. »Machen Sie hinten auf, Daddy-O«, sagte er. »Wir haben zu tun.«
    Buster kurbelte sein Fenster herunter. »Verschwinden Sie!« sagte er. »Verschwinden Sie, Sie Rohling! Sonst rufe ich die Polizei!«
    »Viel Spaß dabei«, knurrte Ace.
    Er zog eine der Pistolen aus dem Gürtel seiner Hose. Buster versteifte sich; und dann streckte Ace ihm die Pistole mit dem Kolben voran durch das Fenster entgegen. Buster starrte sie an.
    »Nehmen Sie«, sagte Ace ungeduldig, »und machen Sie hinten auf. Wenn Sie nicht wissen, wer mich geschickt hat, dann sind Sie noch dämlicher, als Sie aussehen.« Er streckte die andere Hand aus und betastete die Perücke. »Hübsches Haar«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Einfach prachtvoll.«
    »Lassen Sie das«, sagte Buster, aber die Wut und die Empörung waren aus seiner Stimme verschwunden. Drei Männer können eine Menge Schaden anrichten , hatte Mr. Gaunt gesagt. Ich schicke jemanden zu Ihnen .
    Aber Ace? Ace Merrill? Der war ein Krimineller!
    »Hören Sie«, sagte Ace, »wenn Sie das alles mit Mr. Gaunt erörtern wollen – ich glaube, er ist noch da drin. Aber wie Sie sehen« – er hob die langen Fetzen seines T-Shirts an, die ihm über Brust und Bauch herabhingen – »ist er in etwas reizbarer

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