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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zufahrt und ging hinein.
    Seine Behausung hatte zwei Zimmer: eines, in dem er schlief, und eines, in dem er alles andere tat. Ein angeschlagener Resopaltisch, bedeckt mit den Aluminiumbehältern von Tiefkühlgerichten (die meisten mit erstarrten Saucenresten, in denen Zigarettenstummel ausgedrückt worden waren), stand in der Mitte des Wohnraums. Er trat an den offenen Schrank, stellte sich auf die Zehenspitzen und tastete auf dem obersten Bord herum. Einen Augenblick lang glaubte er, der Fuchsschwanz wäre fort, jemand wäre hereingekommen und hätte ihn gestohlen, und Panik entzündete einen Feuerball in seinem Magen. Dann traf seine Hand auf etwas Seidiges, und er ließ den angehaltenen Atem in einem langen Seufzer entweichen.
    Er hatte fast den ganzen Tag damit verbracht, über den Fuchsschwanz nachzudenken, sich vorzustellen, wie er ihn an der Antenne des Buick befestigen würde, wie es aussehen würde, wenn er daran flatterte. Fast hätte er ihn schon am Morgen daran befestigt, aber da hatte es noch geregnet, und die Vorstellung, daß die Nässe ihn in ein triefendes Fellseil verwandeln würde, das schlaff herabhing wie ein Kadaver, hatte ihm gar nicht gefallen. Jetzt nahm er ihn mit hinaus, versetzte geistesabwesend einer leeren Saftdose einen Tritt, um sie aus dem Weg zu befördern, und ließ das üppige Fell durch die Finger gleiten. Himmel, das fühlte sich gut an!
    Er betrat die Garage (die seit ungefähr 1984 so mit Gerümpel vollgestopft war, daß sein Wagen nicht mehr hineinpaßte) und fand nach einigem Suchen ein Stück steifen Draht. Er hatte sich entschlossen: zuerst würde er den Fuchsschwanz an der Antenne befestigen, dann würde er etwas essen, und danach würde er schließlich nach South Paris hinüberfahren. Dort gab es um sieben Uhr in der Halle der American Legion ein Treffen der Anonymen Alkoholiker. Vielleicht war es wirklich zu spät, noch ein neues Leben anzufangen – aber es war nicht zu spät, sich darüber Gewißheit zu verschaffen, so oder so.
    Er bog den Draht zu einer Schlinge und befestigte sie am dicken Ende des Schwanzes. Dann ging er daran, das andere Ende des Drahtes um die Antenne zu wickeln, aber seine Finger, die sich anfangs schnell und entschlossen bewegt hatten, wurden allmählich langsamer. Er spürte, wie seine Zuversicht ihm entglitt, und in das Loch, das sie hinterließ, begannen Zweifel einzusickern.
    Er sah sich, wie er seinen Wagen auf dem Parkplatz der American Legion abstellte, und das war okay. Er sah sich, wie er in den Versammlungsraum hineinging, und auch das war okay. Aber dann sah er einen Jungen, so einen wie das Arschloch, das neulich vor seinen Laster gelaufen war, an der Halle der Legion vorbeigehen, während er drinnen war und sagte, sein Name wäre Hugh P., und er wäre dem Alkohol gegenüber machtlos. Irgendetwas zieht den Blick des Jungen auf sich – ein leuchtendes Orange im blauweißen Gleißen der Bogenlampen, die den Parkplatz beleuchten. Der Junge nähert sich dem Buick und untersucht den Fuchsschwanz – erst tastend, dann streichelnd. Er schaut sich um, sieht niemanden, zerrt an dem Fuchsschwanz und bricht den Draht durch. Und dann sah Hugh, wie der Junge davonwandert und in der Passage mit den Videospielen zu einem seiner Kumpel sagt: Sieh mal, was ich da auf dem Parkplatz der Legion erwischt habe. Nicht schlecht, wie?
    Hugh spürte, wie sich eine verzweifelte Angst in seiner Brust breitmachte, als wäre dies nicht eine bloße Vorstellung, sondern etwas, das schon passiert war. Er streichelte den Fuchsschwanz, dann schaute er sich in der hereinbrechenden Dämmerung des Spätnachmittages um, als erwartete er, eine Horde diebischer Halbwüchsiger zu sehen, die sich auf der anderen Seite der Castle Hill Road zusammenrotteten und nur darauf warteten, daß er hineinging und ein paar Tiefkühlgerichte in den Ofen schob, um seinen Fuchsschwanz zu stehlen.
    Nein. Es war besser, nicht wegzufahren. Die Jungen hatten heutzutage vor nichts Respekt. Sie stahlen alles, nur aus Spaß am Stehlen. Behielten es ein oder zwei Tage, verloren dann das Interesse daran und warfen es in einen Graben oder auf einen Bauplatz. Das Bild – und es war ein sehr deutliches Bild, fast eine Vision – seines Fuchsschwanzes, der vergessen zwischen allem möglichen Müll in einem Graben lag, vom Regen durchweicht wurde und zwischen Hamburger-Schachteln und weggeworfenen Bierdosen seine Farbe verlor, erfüllte Hugh mit einem Gefühl quälender Wut.
    Es wäre verrückt , ein

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