In einer kleinen Stad
Gelegenheit aufschrien, aber jetzt schrie sie auf und ließ den Wäschekorb fallen. Dieses träge flappende Geräusch kam wieder, und sie versuchte vor dem, was auf sie zukam, zurückzuweichen. Ihr linker Knöchel stieß gegen den Wäschekorb, und sie stolperte auf ein Knie; nur eine Kombination aus Glück und schnellen Reflexen verhinderte, daß sie der Länge nach hinschlug.
Ein schweres, nasses Ding sabberte über ihren Rücken; dicke Nässe tropfte von den Seiten ihres Halses. Wilma schrie abermals auf und kroch auf Händen und Knien von den Wäscheleinen weg. Ein paar Haarsträhnen waren unter dem Kopftuch hervorgerutscht, das sie immer trug; sie hingen ihr ins Gesicht und kitzelten. Sie haßte dieses Gefühl – aber noch viel mehr haßte sie die tropfende, feuchtkalte Berührung dessen, was da an ihrer Wäscheleine hing.
Die Küchentür flog auf, und Petes bestürzte Stimme schallte durch den Garten. »Wilma? Wilma, ist etwas passiert?«
Ein Flappen hinter ihr – ein widerwärtiges Geräusch, wie das Kichern von mit Schmutz verstopften Stimmbändern. Im Garten nebenan begann der Köter der Haverhills hysterisch mit seiner hohen, unangenehmen Stimme zu kläffen – jark! jark! jark - ; und auch das war nicht dazu angetan, Wilmas seelische Verfassung zu verbessern.
Sie kam auf die Füße und sah, wie Pete vorsichtig die Treppe herunterstieg. »Wilma? Bist du gefallen? Bist du okay?«
»Ja!« schrie sie wütend. »Ja, ich bin gefallen! Ja, ich bin okay! Schalt das verdammte Licht ein!«
»Hast du dir weh getan?«
» Schalt endlich das verdammte Licht ein! « schrie sie ihn an und fuhr mit einer Hand über das Vorderteil ihres Mantels. Als sie sie abzog, war sie mit kaltem Schlamm bedeckt. Jetzt war sie so wütend, daß sie ihren eigenen Puls in Form heller Lichtpunkte vor ihren Augen sehen konnte – und ganz besonders wütend auf sich selbst, weil sie Angst gehabt hatte. Wenn es auch nur ein Augenblick gewesen war.
Jark! Jark! Jark!
Dieser verdammte Köter nebenan spielte verrückt. Gott, sie haßte Köter, besonders die kläffenden.
Petes Gesicht kehrte ans obere Ende der Küchentreppe zurück. Die Tür ging auf, seine Hand glitt hinein, und dann ging das Flutlicht an und übergoß den Hintergarten mit gleißender Helligkeit.
Wilma schaute an sich herunter und sah einen breiten dunkelbraunen Flecken auf ihrem neuen Herbstmantel. Sie wischte sich wütend übers Gesicht, streckte die Hand aus und sah, daß sie sich gleichfalls braun gefärbt hatte. Sie spürte, wie etwas Zähflüssiges langsam über ihren Rücken herabrann.
»Schlamm!« Sie war vor Ungläubigkeit wie betäubt. Ihr war nicht einmal bewußt, daß sie laut gesprochen hatte. Wer hatte ihr das antun können? Wer hätte das gewagt?
»Was hast du gesagt, Liebling?« fragte Pete. Er war auf sie zugekommen; jetzt blieb er in sicherem Abstand stehen. In Wilmas Gesicht arbeitete es auf eine Art, die Pete Jerzyck als alarmierend empfand: es war, als wäre unter ihrer Haut gerade ein Nest voll Schlangen aus dem Ei geschlüpft.
»Schlamm!« schrie sie und streckte die Hände aus – gegen ihn. Braune Klümpchen spritzten von ihren Fingerspitzen. » Schlamm habe ich gesagt. Schlamm! «
Pete schaute an ihr vorbei, endlich begreifend. Sein Mund öffnete sich. Wilma fuhr herum. Das über der Küchentür montierte Flutlicht erhellte die Wäscheleinen und den Garten mit erbarmungsloser Klarheit und enthüllte alles, was es zu enthüllen gab. Die Laken, die sie sauber aufgehängt hatte, hingen jetzt wie mutlose, nasse Klumpen an ihren Klammern. Sie waren nicht nur mit Schlamm bespritzt; sie waren damit bedeckt, damit überzogen .
Wilma blickte zu den Beeten hinüber und sah tiefe Löcher, wo der Schlamm herausgeschaufelt worden war. Sie sah einen ausgetretenen Pfad im Gras, wo der Schlammwerfer hin und zurück gelaufen war, zuerst geladen hatte, dann zu den Leinen hinübergegangen war, dann geworfen hatte, dann zurückgekehrt war, um wieder zu laden.
»Verdammte Scheiße!« schrie sie.
»Wilma – komm ins Haus, Liebling, und ich...« Pete suchte nach Worten, dann wirkte er erleichtert, weil ihm eine Idee gekommen war. »Ich mache uns einen Tee.«
» Scheiß auf den Tee!« heulte Wilma mit höchster, mit allerhöchster Lautstärke, und nebenan drehte der Köter der Haverhills völlig durch, jarkjarkjark, oh, sie haßte Hunde, dieser verrückte, kläffende Hund würde sie noch zum Wahnsinn treiben!
Ihre Wut überwältigte sie, und sie stürzte
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