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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Parkwächter ansahen, als hätte ich den Verstand verloren, und japste nach Luft, bis ich mich besser fühlte. Als ich in die Sitzung zurückkehrte, kam es mir: Ich würde töten, nur um dich wieder in Armen zu halten.

11
     
    Audra Campbell, die stellvertretende Staatsanwältin, gab vor, sich mit einem Angestellten am Landgericht von Pittsfield zu unterhalten, während sie sich genaugenommen auf den kleinen, aber entschlossenen Klüngel von Reportern konzentrierte, der vor dem Gebäude wartete. Eine Vorverhandlung vor einer Geschworenenjury war normalerweise uninteressant für die Presse – neunundneunzig Prozent aller Fälle, die einer ausgelosten Jury vorgelegt wurden, führten zu einer Anklage – doch diese hier hatte die Zeitungen und die örtlichen Fernsehsender hergelockt. Ein bißchen Ehrgeiz konnte einen sehr, sehr weit bringen, und Audra beabsichtigte, auf Jamie MacDonalds dreckigem Stecken bis zu einer Beförderung zu reiten.
    »So geht das«, sagte sie zu dem Angestellten, dessen Namen sie bereits für einen zukünftigen Gefallen gespeichert hatte. Sie balancierte einen Stift auf ihren Fingerrücken und hakte den Mittelfinger darüber. Der Angestellte hatte sich an dem dämlichen Kneipentrick versucht, brachte ihn aber nicht zustande; Audra drückte die Finger zusammen, und der Stift knackte entzwei.
    »Sie dürfen nicht daran denken, welche Macht Ihre Kraft hat«, erklärte Audra, »das Geheimnis liegt in der Kraft Ihrer Macht.« Sie schenkte dem jungen Mann ein strahlendes Lächeln und wandte sich ab, um den Geschworenen zuzunicken, die sie vor einigen Wochen auszuwählen geholfen hatte und die nun einer nach dem anderen durch die Tür des kleinen Vorraums traten.
    Es waren insgesamt dreiundzwanzig, und jeder von ihnen wies mindestens ein bezeichnendes Merkmal auf, woran Audra ihn sich merken konnte: einen gezwirbelten Schnurrbart, einen schwangeren Bauch, unruhige schwarze Dachsaugen. Der Sprecher zeichnete sich durch eine Stupsnase mit ungleichmäßigen Nasenlöchern aus; die hätte sie nicht einmal vergessen, wenn sie gewollt hätte. Sie grinste ihn an, während er durch die Tür kam.
    Die Zeugen, die sie unter Strafandrohung herbestellt hatte, saßen in einer Reihe vor dem genannten Zimmer. Hugo Huntley, der Leichenbeschauer, löste etwas abseits ein Kreuzworträtsel. Der Polizeichef und sein Büttel, der MacDonalds Zimmer im Hotel untersucht hatte, hockten nebeneinander, die Köpfe zusammengesteckt und fast gleich gekleidet, als wollten sie ihr gegenseitiges Spiegelbild darstellen.
    Der Angeklagte und sein Anwalt hingegen konnten ihretwegen auf den Bermudas sein oder den Mond umkreisen. Aufgrund einer eigenartigen und – für sie – wunderbaren Verfügung des Rechtswesen hatte der Angeklagte nicht das geringste mit der Vorverhandlung zu tun. Selbst wenn jemand unschuldig eines Verbrechens angeklagt war, durfte der Angeklagte bei einer Vorverhandlung vor den Geschworenen nicht anwesend sein.
    Ein Hochgefühl gespannter Erwartung rieselte über Audra Campbells Rücken, als sie in den Konferenzsaal trat und die Tür schloß.
    »Sie werden mich unter Anklage stellen«, meinte Jamie trübsinnig. Er saß auf einem Sack Blue Seal -Hundefutter und schaute Angus dabei zu, wie der seinen allmorgendlichen Verrichtungen nachging. Graham MacPhee, der gekommen war, um Jamie an diesem mit Sicherheit schwierigen Tag emotionalen Beistand zu leisten, lehnte an der Garage und gab sich Mühe, keine Hundescheiße an seine teuren Bally-Slipper zu bekommen.
    »Die Geschworenen in der Vorverhandlung stellen jeden unter Anklage. Wenn die Anklage behauptet, ein Schinkensandwich hat einen Mord begangen, stellen sie sogar ein Schinkensandwich unter Anklage«, erläuterte Graham. »Das ist nicht persönlich gemeint, und es hat keinerlei Auswirkungen auf den Prozeß.« Er beobachtete, wie Angus einem hinterhältigen schwarzen Rottweiler auswich. »Am besten nutzen wir die Zeit, indem wir uns die Informationen vorknöpfen, die Allie uns beschafft hat, und fangen an, Ihre Verteidigung vorzubereiten.«
    Angus war die zweifelhafte Ehre zuteil geworden, zum Hundefänger von Wheelock ernannt zu werden. Cam hatte ihm den Posten angeboten, damit Angus etwas zu tun hatte, nachdem er ihn aus Schottland hergeschleift hatte; also hatte Angus sich sofort an die Arbeit gemacht, einen Zwinger in seinem Hof gebaut, und suchte seither pflichteifrig die Seitenstraßen von Wheelock nach nichtregistrierten Kötern ohne Halsband ab.
    Zur Zeit

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