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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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aufs Bett und zog die Schuhe aus. »Hör mal«, sagte Cam mit belegter Stimme, als klemmten ihm die Worte in der Kehle.
    »Ich will mich nicht streiten«, sagte Allie. »Da ich morgen für drei Tage wegfahre, möchte ich einfach heute in meinem eigenen Bett schlafen.« Sie sah zu ihm hinüber. »Stört es dich, daß ich nicht da bin? Daß ich Jamie helfen will?«
    »Du kannst tun und lassen, was du willst, Allie.«
    Sie zog die Stirn in Falten. »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Du kannst tun und lassen, was du willst. Ich wünschte nur, du würdest nicht ständig von ihm reden. Damit will ich nun mal nichts zu tun haben.« Als Allie nichts darauf erwiderte, schielte Cam zu ihr hinüber. »Schenk ihm das verdammte Bild, wenn dir soviel daran liegt«, knurrte er.
    Allie ließ den Deckenrand durch ihre Finger gleiten. »Nein«, sagte sie. »Du hast deine Meinung dazu gesagt. Ich kaufe ihm einen Pullover.«
    »Schenk ihm das Bild.«
    »Wahrscheinlich könnte er sowieso einen Pullover brauchen …«
    »Allie«, fiel Cam ihr ins Wort, »laß das dämliche Bild noch mal abziehen.« Sie streckte sich auf dem Bett aus und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir streiten uns schon wieder«, stellte sie fest, »kriegen nichts mehr richtig hin.«
    Sie fragte sich, was zwischen gestern und heute vorgefallen war, denn diese Zeitspanne hatte ausgereicht, daß sie ihre Selbstbeherrschung verlor. Die alte Allie hätte sich über Cams Entschuldigung gefreut, hätte es ihm leichter gemacht, weil sie wußte, wie schwer ihm so etwas fiel. Die alte Allie hätte sich in diesem Augenblick glücklich schlafen gelegt, weil es ihr gelungen war, die Stimmung zu heben und den Frieden wiederherzustellen. Schließlich war sie nur deswegen heimgekommen. Doch statt dessen blieb Allie schweigend und abweisend auf ihrer Hälfte des Bettes liegen und versuchte zu atmen, trotz des Felsbrockens, der ihr auf der Brust lag.
    Die Bäume wogten vor dem Fenster, schlossen das Mondlicht aus und nahmen Cam die Sicht auf seine Frau. »Manches kriegen wir sehr wohl richtig hin«, sagte er vieldeutig. Er stellte seine Motive nicht in Frage – was jeder gute Polizist tun sollte –, sondern rutschte einfach zu Allie hinüber und zog sie in seine Arme. Er schloß die Augen und versuchte sich einzugestehen, wie angenehm sich ihre Schultern an seiner Brust anfühlten, wie ihre Füße unter der Decke zuckend nach kühlen Stellen tasteten. Etwas durchströmte ihn wie ein Tabakrauch, nur war es wärmer und einem Gefühl der Erleichterung täuschend ähnlich. Er fuhr mit den Lippen über die Stelle hinter ihrem Ohr.
    Einen Augenblick lang schien Allie unter Cam zu schmelzen und sich näher an die Quelle seiner Wärme zu schmiegen. Er spürte ihre Haut sich dehnen, wo seine Finger sie berührten. Doch dann zog sich Allie MacDonald zu seiner Überraschung und zum ersten Mal in seinem Leben von ihm zurück.
    Watchell Bud Spitlick erklärte Graham, daß er ihm, wenn sie mit ihrem Plauderstündchen fertig wären, eine Kiste Haarpomade zeigen würde, die noch aus seinem ehemaligen Geschäft übriggeblieben war. »Sie verwenden dieses moderne Gel meinte er, »dabei ist da genau das gleiche drin. Wieviel zahlen Sie, vier Dollar pro Dose? Ich lasse Ihnen die ganze Kiste für vier Dollar.«
    Wenn es dasselbe Zeug war, das Watchell sich in sein Haar schmierte und das die weißen Strähnen an seinem kleinen rosa Schädel kleben ließ wie Fäden auf einem Babyhintern, dann wollte Graham nichts davon wissen. Trotzdem hatte er es immer noch besser getroffen als Allie, die mit Marie Spitlick in der Küche war und sich in einem Fotoalbum Bilder des Pudels anschaute, den die Spitlicks jüngst hatten einschläfern lassen. Allmählich kamen ihm Bedenken wegen der beiden. Er wußte, daß er allerhöchstens einen von ihnen in den Zeugenstand rufen könnte; aber es war unmöglich zu sagen, wer von beiden glaubwürdiger wirken würde.
    »Ich wünschte, Mrs. MacDonald – Allie – hätte uns das bei ihrem letzten Besuch gesagt.« Bud schüttelte den Kopf. »Es wäre mir ein Bedürfnis gewesen, an der Beerdigung teilzunehmen.«
    Graham winkte ab. »Als Allie Sie besuchte, war die Beerdigung bereits vorbei. Zu der Zeit ging es ein bißchen hektisch zu.«
    Der Alte nickte. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Jamie durchmachen mußte. Er hätte anrufen können, wissen Sie? Per R-Gespräch. Ich hätte ihm zugehört.«
    »Bestimmt«, bestätigte Graham. Er rutschte ein

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