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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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entschuldigt, daß es wirklich nicht anders ging; sie schienen wie Parasiten an ihr zu kleben, bis sie ihren Führerschein machten.
    »Maggie hatte Humor«, berichtete Pauline, »aber auch Geschmack: Sie wollte Jamie nicht so ganz plump bitten, sie umzubringen, so wie man ihn darum bitten würde, die Koffer vom Speicher zu holen und dann den Rasensprenger zu reparieren.«
    »Genau so hat sie es gesagt?« fragte Allie. »In diesen Worten?«
    Pauline schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht mehr hundertprozentig«, antwortete sie, »aber es war etwas in der Art.«
    »Und was haben Sie darauf erwidert?« hakte Graham nach.
    Pauline lächelte. »Ich schlug ihr vor, mir eine Woche lang die Kinder abzunehmen. Die würden selbst Mutter Teresa ins Grab kriegen.«
    Graham sank ein wenig auf seinem Bänkchen zusammen. »Sie haben also doch einen Witz daraus gemacht.«
    »Ich schon«, bestätigte Pauline. »Aber bei meinen Worten hat sie meine Hand gepackt. Das hat sie nicht oft gemacht – Sie müssen wissen, sie gehörte nicht zu diesen Bussi-Bussi-Leuten, die einen ständig in den Arm nehmen. Jedenfalls hat sie meine Hand gepackt und gewartet, bis ich ihr in die Augen sah, und dann äußerte sie: ›Ich meine es ernst.‹«
    In der Spielecke hörte man eines von Paulines Kindern weinen. »Wieso kam sie darauf, daß Jamie es tun würde?« fragte Allie.
    Pauline drehte sich zu ihrem heulenden Sohn um. »Ist schon wieder vorbei«, rief sie ihm zu. »Was haben Sie gesagt? Wieso Jamie es tun würde?« Sie zuckte mit den Achseln. »Jamie hätte sich die Kehle durchgeschnitten, wenn es Maggie glücklich gemacht hätte. Über die Konsequenzen hätte er sich erst hinterher Gedanken gemacht.«
    Graham gab ein leises ersticktes Geräusch von sich. Allie sah zu ihm hin, doch er hatte die Finger vor dem Gesicht verschränkt, und sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, was er gerade dachte. »Sie würden ihre Beziehung demnach als eng bezeichnen?« fragte er.
    Pauline lächelte traurig. »Offensichtlich als zu eng.«
    Graham zog die Brauen zusammen. »Sie glauben also, daß Jamie etwas Unrechtes tat?«
    Lange schwieg sie, bevor sie antwortete. Sie ließ ihren Blick zu ihren Kindern wandern, die gerade in eine überdimensionale Plastik-Tortilla kletterten. »Nein«, antwortete Pauline schließlich. »Ich glaube nicht, daß er etwas Unrechtes getan hat – eher Maggie! « Sie sah Graham und Allie wieder an und wendete den Blick ihrer müden braunen Augen dabei auf eine Weise zu ihnen, die sie fast schön erscheinen ließ. »So wie ich es sehe, ist Liebe eine größere, festere Form von Vertrauen. Maggie hat Jamie versprochen, daß alles gut werden würde, und er hat ihr natürlich sofort geglaubt. Aber es ist nicht so gekommen, oder?« Pauline schüttelte den Kopf. »Sie war meine beste Freundin, so wahr mir Gott helfe; aber eigentlich sollte sie vor Gericht stehen. Sie hat den Umstand ausgenutzt, daß ihr Mann verrückt nach ihr war, und nun nennt man ihn dafür einen Mörder.«
    Pauline streckte die Hand aus, tastete blindlings nach ihrer Cola und nahm einen kräftigen Schluck, bevor sie das Glas wieder abstellte und sich zurücklehnte. Sie schloß die Augen, doch lächelte dabei. »Maggie und ich haben immer davon geträumt, daß wir zu meinem vierzigsten Geburtstag – meiner wäre drei Jahre vor ihrem gewesen – nach Hawaii fahren. Nur wir beide, hat sie immer gesagt, und Jamie würden wir solange in einen Überseekoffer stecken, weil er sowieso nichts mit sich anzufangen wußte, wenn sie weg war.« Dann blinzelte sie Allie und Graham an; ihre Augen strahlten, das Lächeln war brüchig. »Na ja«, schloß sie, »Sie wissen ja, was man über Träume so sagt.«
    »Wie kommt es, daß Ärzte«, zischte Graham Allie quer durchs Wartezimmer zu, »nur Zeitschriften abonnieren, die kein Mensch lesen will, und daß selbst die aus der Steinzeit stammen?«
    Allie überlegte kurz. Er war ein netter Kerl; er wollte immer für sie zahlen und hatte sich nie beschwert, wenn Allie den Zeugen mehr Fragen zu stellen begann, als sie eigentlich sollte. »Es ist eine Verschwörung«, schlug sie vor. »Sie wollen sich die Kranken vom Leib halten.«
    Graham ließ die Zeitschrift fallen – ein winziges Heftchen von einer katholischen Wohlfahrtsorganisation – und streckte die Beine aus. »Oder er züchtet sich so erst Patienten«, sann er nach. »Er läßt sie solange warten, bis alle ihre Körperfunktionen versagen.«
    »Wir sind bestimmt bald

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