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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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halten, wenn es an der Zeit war, die endgültige Jury zu bestimmen.
    Fyvel Adams wies eine solche Größe auf, daß sein Adamsapfel genau vor Allies Auge auf und ab sprang. Er schien nur aus Hals zu bestehen – war knochendürr, und sein Kopf lief oben eiförmig zusammen. Zwei Studenten arbeiteten an seiner Seite, Dissertationskandidaten, die Allie mit Vergnügen zur Hand gehen würden.
    Adams breitete mehrere Papiere auf dem Boden aus, so daß Allie und Graham sie lesen konnten. »Einerseits haben wir die grundlegenden Eigenschaften« – er fuhr mit dem Finger über die erste Seite – »Alter, Geschlecht, Religion, Abstammung und so weiter.« Er wendete die Seite und begann, eine Grafik zu skizzieren, die weder Allie noch Graham zu deuten vermochten. »Und dann haben wir noch die unscharfen, vagen Aussagen.«
    Allie kniete nieder und las die erbärmlich getippte Rückseite. Den Anweisungen zufolge sollten die Befragten ihre Antworten abstufen zwischen 1 , starker Zustimmung und 4 , starkem Widerspruch. Sie warf einen Blick auf die erste Aussage: Unter gewissen Umständen sollte es einem Menschen gestattet sein, das Gesetz zu brechen. Sie sah auf Graham.
    Erfolg läßt sich direkt danach bemessen, wie hart man dafür arbeitet.
    Gott hat die Menschen erschaffen; die Wissenschaft hatte kaum etwas damit zu tun.
    Wenn ein Mensch für gehirntot erklärt wird, sollte seine Familie einen Arzt bitten dürfen, die lebenserhaltenden Geräte abzustellen.
    »Also«, sagte sie und atmete tief durch, »das ist bestimmt interessant.«
    Sie zog ihr Personenregister vom Berkshire County aus der Tasche, in dem jeder siebenundneunzigste Name mit einem roten Punkt markiert war. »Wie lange haben wir dafür Zeit?« erkundigte sie sich.
    Graham rieb sich die Schläfen. »Eine Woche«, sagte er. »Sie können die Anrufe von meinem Büro aus tätigen; Ihre Hilfskräfte übernehmen die zweite Hälfte des Registers und rufen von der soziologischen Fakultät aus an.«
    Er lächelte Adams zu, dankte ihm für die Unterstützung und führte Allie sacht am Ellbogen hinaus. »Wem, zum Teufel, will ich damit eigentlich was vormachen?« murmelte er.
    Allie tröstete ihn: »Sie kriegen ein Fleißbildchen, weil Sie sich solche Mühe machen.
    Graham schmunzelte. »Wenn das so ist, werde ich umgehend meine Anstrengungen verdoppeln.«
    Schweigend fuhren sie zurück zu der Anwaltskanzlei MacPhee & MacPhee, wo Allie den restlichen Nachmittag mit einer Plastikschüssel Hühnchensalat aus dem Café und einem Headset verbrachte, das sie von Grahams Sekretärin ausgeliehen hatte, um ohne Hörer telefonieren zu können. Sie hatte eben ihren vierzigsten Anruf hinter sich, als Graham den Raum betrat.
    »Wie geht's voran?« fragte er und blätterte in dem Stapel der durchgeführten Interviews.
    Allie zuckte mit den Achseln. »Die Leute sind ja so was von unflexibel. Ich glaube, jeder, den ich angerufen habe, ist heimlich Mitglied des Ku-Klux-Klan«, schimpfte sie. »Bis auf die, die mir gleich erklärt haben, sie hätten keine Zeit für Telefonverkäufer, und wie es mir wohl gefiele, wenn sie bei mir zu Hause anrufen würden.«
    Graham lachte. »Hoffentlich haben Sie denen unsere Nummer gegeben.« Er steckte einen Löffel in den Hühnchensalat und nahm sich einen Mundvoll. »Ich zieh' mal los«, sagte er. »Warten wir ab, was bei diesen Befragungen herauskommt.«
    Allie sah zu ihm auf. »Bringen Sie mir Kaffee mit«, bat sie. »Das wird eine anstrengende Nacht.«
    Als Graham bei seinem Auto stand, klappte er seine Aktentasche auf und zog sein Auswahlverzeichnis heraus. Der erste Name lautete Arlene Abbot, 59 Cheshire Road, Wheelock.
    Er fuhr die Main Street hinunter und bog nur einmal verkehrt ab, ehe er die ihm nicht unbekannte Straße fand. Das Haus der Abbots war eine kleine Ranch mit einer riesigen amerikanischen Flagge an einem Mast im Vorgarten. Das vermerkte er neben dem Namen.
    Zwei weitere Bewohner von Wheelock besaßen Dinge, die Grahams Meinung nach auf Sturheit hindeuteten: Kettengliederzäune, deutsche Schäferhunde, gestutzte Hecken. Mit sinkendem Mut notierte er sich diese Besonderheiten.
    Der nächste ausgesuchte Name lautete Lawrence Alban, 7572 Groundhog Path, Hancock. Man fuhr eine Weile Richtung Nachbarort, und mit Hilfe einer Ortskarte fand er das Haus. Radkappen im Garten, die Außenwände knallgrün angestrichen, selbstgezimmerte Vogelhäuschen. Er lächelte und kritzelte einen großen Stern neben diese erste Hoffnung auf

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