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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht als Teil der Gleichung, sondern als Nebenprodukt, welches manchmal bei Verbrennungsvorgängen auftritt.
    Allie MacDonald hatte sie zu dem kleinen Haus im Kolonialstil mitgenommen, in dem sie und Cam seit fünf Jahren wohnten. Sie hatte Mia Tee und Suppe gemacht, und ihr die Geschichten erzählt, die sich um manche der Gegenstände im Haus rankten: den alten Eichenstamm mit der Kugel im Holz, das Schwert in der Korbscheide über dem Kamin, die Decke mit dem roten Tartanmuster, das Mia allmählich als das Familienmuster der MacDonalds aus Carrymuir erkannte. Dann hatte sie bestickte Laken über die Polster des Sofas im Wohnzimmer gezogen, Mia zwei Kissen und eine Decke überreicht, und ihr eine gute Nacht gewünscht.
    Kafka, ihren Kater, unter einem Arm, schlief Mia ein und begann fast augenblicklich, von ihrer stärksten Kindheitserinnerung zu träumen: von dem Tag, an dem ihre Eltern sie vergessen hatten.
    Vier Jahre war Mia alt gewesen, als sie sich zu jenem Waldspaziergang aufgemacht hatten. Sie war hinter ihren Eltern hergewandert und hatte sie überholt, als die beiden stehen blieben, um sich ein paar Minuten in einem Gebüsch zu küssen. Weil Mia wußte, daß das eine Weile dauern würde, war sie davongewandert, um den Bäumen zuzuhören. Sie besaß ein ausgesprochenes Gespür für Geräusche – konnte hören, wie Blut durch Adern strömte oder wie sich Knospen zu Blüten öffneten. Deshalb legte sie sich ins Moos auf den Bauch, während die Eltern in ihrer Umarmung stöhnten, und wartete auf das verräterische Summen und Knacken der Rinde, mit dem sich die Äste nach der Nachmittagssonne streckten. Als sie wieder daran dachte, aufzusehen, waren ihre Eltern verschwunden.
    Aufmerksam hatte sie im Wind auf die Spuren ihres Lachens gehorcht oder auf das Rubbeln der Finger ihres Vaters auf dem Hals ihrer Mutter; doch das einzige, was sie vernahm, war ihr eigener unregelmäßiger Atem.
    Mia hatte sich hingesetzt und die Knie an die Brust gezogen. Es war keine Absicht, sagte sie sich, sie trugen keine Schuld. Man konnte nicht sagen, daß sie Mia nicht liebten – aber einander liebten sie noch mehr.
    Nach etwa drei Stunden war sie an eine Straße gelangt, und ein ihr unbekannter Fahrer hatte sie zur nächsten Polizeistation gebracht. Selbst jetzt noch erinnerte sich Mia an den Beamten damals: wie nett er ihr geholfen hatte, auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch zu klettern; daß sein Haar nach Pfefferminz roch und sich nicht im Wind bewegte. Er hatte sie in einem Streifenwagen nach Hause gefahren, und sie waren durch die unverschlossene Tür eingetreten. Sie schenkte ihm ein Glas Milch ein, während sie in der Küche auf ihre Eltern warteten. Mia saß ganz still am Tisch und fragte sich, ob nur sie den schweren Atem ihrer Mutter durch die Decke hörte, das Rumpeln des ausladenden Himmelbettes auf dem Fußboden im Schlafzimmer, das Schnaufen und Stöhnen, mit dem sich ihre Eltern liebten …«
    Mia wachte auf, als sie die ersten Arretierstifte im Schloß nachgeben hörte. Leise Schritte tasteten sich ins Wohnzimmer vor. Blinzelnd wartete sie, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie setzte sich auf und sah Cameron MacDonald, der die Arme über den Kopf reckte, sich mit animalischer Grazie dehnte und sich in ihre Richtung drehte.
    Sein erster Gedanke war, daß Allie doch auf ihn gewartet hatte und im Wohnzimmer eingeschlafen war – trotz seines Bescheids, es würde spät werden und sie ginge besser schon vorher schlafen. Jahrelange Erfahrung ließ ihn nach dem Pistolengurt greifen, den er bereits in der Küche abgelegt hatte, und dennoch fuhr seine Hand an die Hüfte, obwohl er begriff, daß die Frau auf dem Sofa die neue Helferin war.
    Sie trug eines von Allies Nachthemden, und ihr Haar war noch wirrer als bei ihrer ersten Begegnung im Blumenladen. Ihre Hände umkrampften ein MacDonald-Plaid, und ihre Augen waren weit aufgerissen und hell.
    Er versuchte, sich zu bewegen, schaffte es aber nicht.
    Dann lächelte sie ihn an, und in einem instinktiven Akt, den er nur als Selbsterhaltungstrieb zu deuten vermochte, wirbelte Cam herum und rannte die Treppe hinauf.
    Allie lag schlafend auf dem Rücken, in einem feinen Batistnachthemd, das das streifenweise durch das Schlafzimmerfenster fallende Licht blau färbte. Sie schnaufte leise. Cam hielt den Atem an und ließ sich vorsichtig neben ihr auf dem Bett nieder. Er öffnete die Bänder an ihrem Ausschnitt und schälte behutsam den Stoff zur Seite,

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