In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
bis Allies Brüste einer Opfergabe gleich vor ihm lagen.
Er senkte den Mund über eine Brustwarze und umkreiste sie mit der Zunge, bis ihre Hand sein Haar berührte. Sie ließ einen leisen, kehligen Laut hören und versuchte sich aufzusetzen. »Nein«, flüsterte Cam. »Bleib so.«
Er zog die Schuhe, Socken und die Uniform aus, schleuderte alles hastig von sich. Mit einem metallischen Pling schlug seine Polizeimarke auf der Kommodenecke auf. Nackt blieb er vor ihr stehen, sah ihre Augen dunkler und ihre Brustwarzen härter werden und wußte, daß er sie nicht einmal zu berühren brauchte, um sie in Stimmung zu bringen.
Als er mit seinen Lippen über Allies Rippen strich, wollte sie sich wieder aufsetzen. Cam schüttelte den Kopf. »Aber ich will«, flüsterte Allie, »ich will dich anfassen.«
»Jetzt nicht«, wehrte Cam ab, »heute nicht.« Er wandte sich ihr wieder zu und liebte sie methodisch, rhythmisch, so als wollte er sie in seinem Geist Zentimeter für Zentimeter katalogisieren. Als er sich hochstemmte, um ihr in die Augen zu sehen, war er schwer. Er versuchte die nagenden Gedanken an Jamie MacDonald in der Arrestzelle beiseitezuschieben und die an Maggies Leiche, die im gelben Licht des Einbalsamierungsraumes lag; statt dessen drängte sich dann plötzlich die Frau unten auf der Couch vor sein inneres Auge.
Mit pochendem Schädel versenkte sich Cam in Allie und stieß grober zu, als er beabsichtigt hatte. Als es vorbei war, wälzte er sich auf die Seite und blickte auf die roten Kratzwunden, die er mit seinen Bartstoppein auf ihrem Hals und ihren Schultern hinterlassen hatte; die Bißwunde auf ihrer Haut.
Jamie MacDonald hatte seine Frau sanfter ermordet, als Cam die seine umarmte.
Manchmal sehe ich uns wie in einem Film, nur daß ich nicht darin mitspiele, sondern lediglich die Handlung verfolge. Ich fahre mit meinem Zeigefinger über die weichen Stoppeln in deinem Nacken, und milchiges Mondlicht fällt auf das Frotteehandtuch, das du von deinem Leib gleiten läßt.
3
Das Sterben ängstigte ihn gar nicht so sehr.
Es überraschte ihn ein wenig; mit fünfundzwanzig malte er sich sein Leben immer noch als langen Fluß aus, der bis weit hinter den Horizont in Windungen und Strudeln dahinglitt, die einen ganz unversehens packten. Inzwischen kämpfte er seit neun Jahren darum, das zu bewahren, was sein war; und er hatte definitiv die Tatsache akzeptiert, daß ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, ein schnelles Schwert, ihn umbringen konnte. Doch so schlecht hatten seine Chancen noch nie gestanden.
Hagel und Regen bahnten sich ihren Weg unter die Falten seines Plaids, und der nasse Moorboden lähmte seine Füße. Plötzlich teilte sich der Nebel und gab hier einen golden blitzenden Knopf, dort eine flatternde Standarte oder den dampfenden Atem eines Kavalleriepferdes frei.
Er blickte nach links, dann nach rechts; zum ersten Mal in seinem Leben kannte er die Männer nicht, die an seiner Seite fochten. Seine eigenen Leute, die Pächter, Arbeiter, Cousins, befanden sich inzwischen bestimmt schon auf der Straße nach Carrymuir.
Wie er hatten sie das Meer der zehntausend sassenachs , der Feinde, entdeckt, hatten den Donner der Kanonen gehört, die widersprüchlichen Befehle vernommen, die der Armee der Highlander erteilt wurden. Sie hatten das hitzige Glühen in Prinz Tearlachs glattem Gesicht erblickt und begriffen, daß sie einfach nicht siegen konnten!
Als er in den ersten Morgenstunden losgezogen war, um seinen Handel mit dem Duke von Perth abzuschließen, sah er ein, daß seine Argumentation allein auf Sophisterei beruhte. Er hatte Perth versichert, seine Leute anzuführen. Das hieß aber nicht, daß er selbst ebenfalls kämpfen würde.
Aber es war Haarspalterei; jeder Eid, den er geschworen hatte, beinhaltete automatisch, daß er mitkämpfen würde. Denn kein Laird erwartete von seinem Clan Dinge, zu denen er selbst nicht bereit war. Aber in diesem Fall beabsichtigte er, die Wahrheit zurechtzubiegen, um die anderen zu schützen. Und er wußte, wenn er dem Kommandanten die Wahl zwischen einer zusammengewürfelten Bande aus Carrymuir und seiner eigenen Kampfeskunst ließ, dann gab es für jenen eigentlich keine Wahl.
Er fragte sich, während er zum dritten Mal über das Hochmoor jagte, mit blutendem Bein nach einem erfolgreichen sassenach -Schrotschuß, ob irgendeiner dieser Toren denn begriff, daß er überhaupt nicht hier sein wollte. Er wollte keinem einzigen verfluchten Engländer
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