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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Allie ihr ins Wort, »um den Schlüssel geht es nicht.« Sie setzte ihren Tee auf einem riesigen Faß ab, das als Kaffeetisch diente. »Ich möchte mich mit Ihnen über Jamie und Maggie unterhalten.«
    »Sehr nette junge Leute«, dröhnte Watchell.
    »Wir lieben sie wie unsere eigenen Kinder«, ergänzte Marie. Allie machte den Mund auf, um ihnen die traurige Nachricht zu eröffnen, doch dann verschränkte sie die Hände im Schoß. »Es handelt sich darum …«, setzte sie vorsichtig an. »Ich bin nämlich eine entfernte Cousine von Jamie und habe ihn seit Jahren nicht gesehen.« Mit ihrem treuherzigsten Lächeln fuhr sie fort: »Wie ist er denn so, inzwischen?«
    »Oh!« Marie flatterte zurück zu ihren Stoffballen. »So einen Menschen gibt's kein zweites Mal. Auf Jamies Schultern sitzt ein kluger, ja brillanter Kopf. Arbeitet an Computern oder so, Sie wissen schon, dieses moderne Zeug, mit dem ich leider nichts anfangen kann. Schaufelt den ganzen Winter über unsere Auffahrt frei, nur damit Watchell sich nicht überanstrengt.«
    Allie lächelte so strahlend, daß ihr der Mund weh tat. »Und ist er schon lange verheiratet?«
    Marie und Watchell tauschten einen Blick aus. »Sie kennen Maggie nicht?« fragte Marie.
    Allie schüttelte den Kopf. »Äh – nein! Das ist ein ganz spontaner Besuch.«
    Marie spitzte die Lippen. »Ich kenne kein Paar wie die beiden. Man könnte glauben, sie sind an den Hüften zusammengewachsen. Also, ich weiß noch, als Maggie zu ihm gezogen ist – Jamie war seit ein paar Jahren Junggeselle –, da haben sie sich tagelang im Haus vergraben. Wir beide sahen die Pizza-Lieferanten kommen und gehen, und ab und zu blitzte was oben am Fenster – wenn sie Fangen gespielt haben.« Sie lächelte, und ihre Augen knitterten in den Winkeln. »Ich glaube, keiner hat Jamie gesagt, daß die Flitterwochen so heißen, weil sie nach ein paar Wochen wieder zu Ende sind.«
    »Sie kennen die beiden also recht gut?«
    »O ja«, bekräftigte Marie.
    »Und Jamie liebt Maggie über alles?«
    »So etwas habe ich noch nicht erlebt.«
    Allie stand auf. »Ich glaube, ich warte in ihrem Haus auf sie« erklärte sie und vermerkte im Geist die Spitlicks als brauchbare Charakterzeugen.
    Watchell schielte aus dem Fenster zu Jamies Haus hinüber. »Warten Sie schon lang?« fragte er. »Irgendwie fällt mir auf, daß da seit ein paar Tagen ein Auto steht.«
    »Deshalb wollte ich bei Ihnen nachfragen«, improvisierte Allie. »Jamie muß vergessen haben, daß ich kommen wollte.« Sie merkte, wie die Lügen den Hals unter ihrem Rollkragenpullover mit Röte überzogen.
    »Hoffentlich ist nichts passiert«, murmelte Marie. Sie sah ihren Mann an. »Könnte etwas mit Maggie sein?«
    Bei diesen Worten erstarrte Allie, die eben dabei war, ihren Mantel überzustreifen. »Wie meinen Sie das?« fragte sie.
    »Sie ist schon länger krank«, erläuterte Marie. » Krebs. « Sie flüsterte das Wort, als könnte die Krankheit auch in ihrem Haus über die Schwelle kriechen. Sie begleitete Allie zum Ausgang. »Falls ja, dann kommen Sie genau im richtigen Moment«, meinte sie. »Eine Familie ist ein Segen.« Sie drehte sich in Richtung Wohnzimmer um. »Bud«, rief sie, »du bringst Mrs. MacDonald heim!«
    »Aber nein, ich bin doch kein Kind«, protestierte Allie.
    »Es ist dunkel, und ich dulde keine Widerrede«, erklärte Marie.
    Allie wartete, bis Watchell Spitlick den Reißverschluß seiner Jacke zugezogen hatte und ihr dann seinen Arm bot, um sie über die Betonstufen vor dem Haus zu geleiten. Als Allie die Mitte des Rasens erreicht hatte, fiel ihr auf, daß ihr Begleiter stehengeblieben war. Watchell starrte auf die leere Straße vor Jamies Haus, als sähe er dort etwas Bestimmtes.
    »Vor ein paar Monaten«, begann er, und die Worte kamen in runden Kältewölkchen aus seinem Mund, »ging es Maggie plötzlich mitten in der Nacht schlechter. Es war eine Reaktion auf die Medizin, die sie nehmen mußte. Sie schlug sich ihr auf die Lunge, so daß sie nicht mehr atmen konnte. Der Krankenwagen kam, es war wohl gegen zwei Uhr morgens, und als sie Maggie auf dieser Klappbahre herausgetragen haben, blieb Jamie immer neben ihr. Er hatte nicht einen Faden am Leib, aber das schien er überhaupt nicht zu merken. Ich kann das Haus nicht mehr ansehen, ohne dabei an diese roten Blinklichter zu denken und an den splitterfasernackten Jamie, der Maggie küßte, als könnte er sein Leben in sie hineinhauchen.«
    Allie öffnete den Mund, um etwas zu sagen,

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