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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Eintragung gelöscht. Meiner Meinung nach hat er im Knast nur neue Tricks gelernt. Er wurde ein paarmal festgenommen, aber nie angeklagt. Wir konnten ihm nie etwas anhängen. Doch ich glaube ganz fest, daß er damals die Drogen an die Schulkinder verteilt hat. Ich weiß noch, wie er mit seinem Kinderwagen durch die West Side spaziert ist. Später erfuhr ich dann, daß das Baby nur Tarnung war. Er hatte den Stoff im Kinderwagen versteckt.«
    Tracy warf Lenny Centinos dünne Akte auf den Tisch. »Jetzt ist er wieder hier, und ich werde ihn im Auge behalten. Wenn ich ihn mit dem kleinen Mädchen sehe, nehme ich ihn vielleicht einfach fest. Irgendwann wird er einen Fehler machen, und dann kaufe ich mir den Burschen.«
    14

A
    ls Alvirah und Willy am Montagmorgen beim Frühstück saßen, läutete das Telephon. Alvirah hob ab und erkannte zu ihrer Freude die Stimme ihres Redakteurs Charley Evans. Er berichtete, Vic und Linda Baker seien berüchtigte Trickbetrüger, doch die Beweise hätten bis jetzt nie für eine Anklage genügt.
    »Moment mal«, unterbrach sie ihn. »Ich möchte alles auf Band aufnehmen, damit ich kein Wort vergesse.« Sie lief ins Schlafzimmer, um ihre Brosche zu holen, schaltete das Mikrophon ein und eilte zurück an den Apparat. »Okay, Charley, schieß los«, sagte sie und hielt die Brosche an die Sprechmuschel.
    »Die Bakers suchen sich ganz bewußt wohlhabende alte Leute aus«, erklärte Charley. »Das letztemal haben sie im vergangenen Jahr in Charlestown zugeschlagen. Sie haben sich mit einem älteren Herrn angefreundet, der einige Millionen schwer war. Anscheinend hatte er sich damals mit seiner Tochter zerstritten, weil er ihren Ehemann ablehnte. Aber er hat nie geäußert, daß er vorhätte, sie zu enterben. Zeugenaussagen zufolge haben ihm die beiden Betrüger Märchen über seine Tochter aufgetischt: Sie könne es kaum erwarten, an das Geld ihres Vaters heranzukommen. Und rate mal, was dann geschah.«
    »Plötzlich tauchte ein neues Testament auf«, schlug Alvirah vor.
    »Du hast es erfaßt. Der alte Herr hinterließ seiner Tochter ein paar Dollar und den Schmuck ihrer Mutter. Alles andere bekamen die Bakers. Wie du siehst, waren sie schlau genug, sich nicht das gesamte Vermögen unter den Nagel zu reißen. Dann wäre das Testament nämlich leichter anzufechten gewesen.«
    »Was ist mit den Zeugen?« fragte Alvirah.
»Alles anständige Bürger.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, seufzte sie.
»Ich bin noch auf einige ähnlich gelagerte Fälle innerhalb der
    letzten zehn Jahre gestoßen. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es lief. Die Testamente wurden allesamt angefochten, doch jedesmal haben die Bakers den Prozeß mühelos gewonnen.«
    »Diesmal nicht«, entgegnete Alvirah entschlossen.
    »Das hoffe ich für deine Freundin. Noch ein kleiner Tip: Sag ihr, sie soll beim Nachlaßgericht in der Chambers Street 31 einen Antrag auf Anfechtung des Testaments stellen, und zwar mit der Begründung, die Verstorbene habe das Dokument unter Zwang aufgesetzt. Ansonsten wird es innerhalb der nächsten Tage oder Monate rechtskräftig, wann genau hängt vom jeweiligen Richter ab. Durch diesen Antrag kann sie zumindest die Übertragung des Vermögens verzögern. Wer ist der Nachlaßverwalter?«
    »Vic Baker.«
»Die haben wirklich nichts dem Zufall überlassen«, stellte
    Charley fest. »Okay, Alvirah, wenn ich dir helfen kann, sag mir Bescheid. Und vergiß nicht, du bist mir dafür einen Artikel schuldig.«
    »Den kriegst du, verlaß dich drauf. Die Überschrift habe ich schon, du kannst sie dir gleich notieren: ERBSCHLEICHER ENTTARNT.«
    Charley kicherte. »Dann also los, Alvirah. Ich setze auf Sieg.« Bei der dritten Tasse Tee erzählte Alvirah Willy von dem Telefonat. »Aber, aber, Schatz«, tadelte Willy, »du schiebst schon wieder so trotzig den Kiefer vor. Ich weiß, daß du nichts unversucht lassen wirst, aber du mußt mir versprechen, dich nicht in Gefahr zu begeben. Ich werde allmählich zu alt, um mir ständig Sorgen zu machen, jemand könnte dich vom Balkon stoßen oder in der Badewanne ertränken.«
    »So etwas würde nicht zu den Bakers passen«, tat Alvirah diesen Einwand ab. »Schließlich sind sie keine Killer, sondern Betrüger. Und was hat Cordelia heute für dich auf dem Programm?«
    »Die Tagesstätte.« Willy schüttelte den Kopf. »Weißt du, Schatz, allmählich muß ich der Stadtverwaltung zustimmen. Das Gebäude fällt langsam aber sicher auseinander. Mit Reparaturarbeiten und

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