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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Durkins köstlichem Streuselkuchen schmecken ließ, überlegte sie, wie man das Haus aus den Klauen der Bakers retten konnte.
    »Ist es nicht schrecklich, daß man in seinem eigenen Haus leise sprechen muß?« meinte Kate. »Die beiden schleichen ständig herum. Kurz bevor du kamst, haben sie mir wieder einmal einen ordentlichen Schrecken eingejagt, denn als ich mich umdrehte, bemerkte ich, daß sie mich beobachteten. Deshalb habe ich jetzt auch die Tür zugemacht.« Sie betrachtete die Kopie des Testaments ihrer Schwester und seufzte. »Anscheinend bin ich machtlos. Das Gesetz steht auf ihrer Seite.«
    »Das werden wir noch sehen«, entgegnete Alvirah mit Nachdruck und schaltete das Mikrophon in ihrer Brosche ein. »Ich habe eine ganze Menge Fragen an dich, also fangen wir an. Der Monsignore war am Freitag, dem 27. November, bei euch. Er sagte, seiner Ansicht nach sei es klar, daß Bessie das Haus dir hinterlassen würde. Allerdings sei sie besorgt gewesen, daß die Kinder das Haus verwüsten könnten.«
    Kate nickte. Ihre freundlichen blauen Augen – vergrößert durch dicke, runde Brillengläser – blickten nachdenklich. »Du kanntest Bessie ja«, erwiderte sie. »Sie war so festgefahren und jammerte ständig, daß sich alles hier verändern würde, wenn eine Horde Kinder im Haus herumtobte. Doch ich weiß noch, daß sie dann lachte und sagte: ›Wenigstens bin ich nicht mehr da und muß nicht hinter ihnen herputzen. Das ist dann deine Aufgabe, Kate.‹«
    »Das war am Freitag, dem 27., richtig?« fragte Alvirah. »Wie ging es Bessie am Wochenende?«
    »Sie war müde. Das Herz machte nicht mehr mit, und sie wußte es. Sie bat mich, ihr blaues Blümchenkleid aus dem Schrank zu holen und es zu bügeln. Dann verlangte sie, ich solle ihr ihre Perlenkette umhängen, wenn ihre Zeit gekommen sei. Die Perlen seien zwar nicht echt, aber das einzige Schmuckstück, das der Richter ihr je geschenkt hat – abgesehen vom Ehering natürlich. Beides sei nicht wertvoll genug, um es jemandem zu vererben. Dann meinte sie: ›Weißt du, Kate, Aloysius war wirklich ein netter Mann. Wenn ich ihn schon in meiner Jugend geheiratet hätte, hätte ich mit ihm eine Familie gründen können. Und dann hätte ich keine Zeit gehabt, mich wegen Kratzern und Fingerabdrücken aufzuregen.‹«
    »Das war am Samstag?« erkundigte sich Alvirah.
»Nein, am Sonntag.«
»Und dann, am Montag, hat sie angeblich in Gegenwart von
    Zeugen das neue Testament unterschrieben. Hast du sie davor auf ihrer Schreibmaschine tippen gehört? Was hast du dir gedacht, als die Zeugen erschienen?«
    »Ich bin ihnen überhaupt nicht begegnet«, erwiderte Kate kopfschüttelnd. »Du weißt ja, daß ich montags und freitags am Nachmittag ehrenamtlich im Krankenhaus aushelfe. Bessie war strikt dagegen, daß ich an jenem Tag zu Hause blieb. Als ich ging, schien sie sich recht wohl zu fühlen. Sie saß unten in ihrem Sessel und sah fern. Ich erinnere mich noch, wie sie sagte, sie sei froh, mich ein paar Stunden los zu sein, alles sei in Ordnung, und sie habe genug von meinem besorgten Getue.«
    »Und wo war sie, als du nach Hause kamst?«
    »Immer noch unten. Sie hat sich eine der Seifenopern angesehen, die sie so gern hatte.«
»Gut. Als nächstes möchte ich mit den beiden Zeugen sprechen.« Alvirah betrachtete die letzte Seite des Testaments. »Weißt du, wer sie sind?«
»Nie von ihnen gehört«, entgegnete Kate.
»Ich werde ihnen einen kleinen Besuch abstatten. Ihre Adresse steht hier unter den Unterschriften. James und Eileen Gordon, 79. Straße West.« Alvirah blickte auf, als Vic Baker die Tür des Eßzimmers aufstieß, ohne anzuklopfen.
»Trinken Sie ein gemütliches Täßchen Tee?« fragte er gekünstelt freundlich.
»Bis jetzt war es sehr gemütlich«, entgegnete Alvirah.
»Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, daß wir kurz weggehen. Wenn wir zurückkommen, helfen wir Ihnen gern, Bessies Kleider nach unten zu tragen.«
»Bessies Habseligkeiten sind bei uns in guten Händen«, erwiderte Alvirah. »Sie brauchen sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen.«
Bakers freundliches Lächeln war auf einmal wie weggeblasen. »Zufällig habe ich gehört, daß sie mit den Zeugen sprechen wollen, Mrs. Meehan«, zischte er. »Natürlich gebe ich Ihnen gern ihre Telefonnummer.« Er kramte in seiner Tasche. »Ich habe sogar ihre Visitenkarte bei mir.«
Baker reichte Alvirah die Karte, machte auf dem Absatz kehrt, stolzierte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Die beiden

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