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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Frauen blickten ihm nach und beobachteten, wie die Tür langsam wieder aufschwang.
»Die bleibt nicht zu«, sagte Kate. »Der Mann tut so, als wäre er der geborene Heimwerker, und hat offenbar Eindruck auf Bessie gemacht. Er kann zwar ganz gut mit einem Pinsel umgehen, aber mehr auch nicht.« Sie zeigte auf die Tür. »Hast du bemerkt, daß er vorhin den Türknauf gar nicht umgedreht hat? Er hat die Tür einfach aufgedrückt. Früher hat sie geklemmt, also hat er sie abgeschliffen. Und jetzt rastet sie nicht mehr ein. Im Wohnzimmer ist es dasselbe, da haben wir jetzt eine Schwingtür.« Sie schnaubte durch die Nase.
Alvirah hörte nur mit halbem Ohr hin. Sie musterte die Karte, die Vic Baker ihr gegeben hatte. »Das ist eine Geschäftskarte«, sagte sie. »Die Gordons sind Immobilienmakler. Das ist aber höchst interessant.«
    »Für Türen hat er offenbar kein Händchen, aber mit Testamenten kennt er sich aus«, meinte Alvirah später am Nachmittag zu Willy. Er hatte sie beim Nachhausekommen bedrückt im Wohnzimmer sitzend vorgefunden. »Mit Jim und Eileen Gordon scheint alles in Ordnung zu sein.«
    »Und warum haben ausgerechnet sie das Testament bezeugt?« »Wenn man ihnen glauben kann, rein zufällig. Seit Vic Baker nach New York gezogen ist, ist er auf der Suche nach einem Haus oder einer Eigentumswohnung. Die Gordons sagen, sie
    hätten einige Objekte mit ihm besichtigt. Am 30. November um drei Uhr hatte er einen Termin mit ihnen, um sich eine Wohnung in der 81. Straße anzusehen. Während sie dort waren, hat Linda ihn auf dem Mobiltelefon angerufen. Sie berichtete, Bessie fühle sich nicht wohl und brauche Zeugen für ihr neues Testament. Also hat Vic die Gordons gebeten, ihm einen Gefallen zu tun. Sie waren einverstanden, und jetzt wird es interessant: Sie behaupten, Vic und Linda wären fast in Ohnmacht gefallen, als Bessie ihnen das Testament vor der Unterschrift vorlas.«
    »Wenn die Gordons mit Baker Immobilien besichtigt haben, haben sie sich doch sicher über seine Vermögensverhältnisse erkundigt«, meinte Willy. »Hast du sie danach gefragt?«
    »Das haben sie wirklich getan. Und ob du es glaubst oder nicht, die Bakers sind ziemlich wohlhabend.« Alvirah lächelte mühsam. »Hat Cordelia dich heute wieder ordentlich auf Trab gehalten?«
    »Ich hatte kaum Zeit zum Luftholen. Im Kleiderladen hatten sie einen Wasserrohrbruch, und um ihn zu reparieren, mußte ich den Haupthahn abstellen. Ein Glück, daß die Kindertagesstätte samstags geschlossen ist.«
    »Bald wird sich auch dieses Problem gelöst haben«, seufzte Alvirah. »Und wenn mir meine grauen Zellen bis dahin nicht verraten, was ich übersehen habe, steht Cordelia mit ihrem Projekt auf der Straße.« Sie schaltete das Mikrophon in ihrer Brosche ein, spulte geschickt das letzte Stück Band zurück und drückte auf PLAY.
    Eileen Gordons angenehme Stimme war klar zu verstehen. »Zuletzt sagte Mrs. Maher noch, sie könne jetzt in Frieden sterben, da der ursprüngliche Charakter ihres Hauses gewahrt bleiben würde.«
    »Ich wette, dieses elende Wort ›ursprünglich‹ ist der Schlüssel.« Alvirahs Miene erhellte sich. »Wie drückt sich der Monsignore immer aus, wenn er wittert, daß etwas nicht stimmt?«
    »›Etwas ist faul im Staate Dänemark‹«, antwortete Willy. »Hast du das gemeint?«
»Genau. Nur, daß diesmal etwas in der Upper West Side faul ist«, sagte Alvirah. »Und ich werde den Gordons so lange auf den Zahn fühlen, bis ich weiß, was es ist. Ich denke nicht, daß sie Betrüger sind, aber daß sie einfach so ein Testament bezeugen, kommt mir doch seltsam vor. Vielleicht sind sie nur gute Schauspieler, und ich habe mir von ihnen ein Märchen auftischen lassen.«
»Apropos auftischen«, meinte Willy. »Warum essen wir heute nicht ein wenig früher? Ich verhungere schon fast.«
Es war halb sieben, und die Meehans wollten gerade das Haus verlassen, als Monsignore Ferris anrief. »Kate war in der Messe«, berichtete er. »Sie hat mir erzählt, daß Sie mit den Zeugen sprechen wollten. Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«
Alvirah schilderte ihm rasch, was sie herausgefunden hatte, und versicherte ihm, sie werde nicht so schnell das Handtuch werfen. Bevor sie sich verabschiedete, fügte sie noch hinzu: »War die junge Frau von gestern wieder da?«
»Heute sogar zweimal. Morgens war sie in der Messe und ist während der Predigt gegangen. Sie wirkte ziemlich verstört. Dann, um fünf, sah ich sie noch einmal, aber ich hatte keine

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